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Krabat

Florian Russi | Andreas Werner

Krabat ist die bekannteste Sagenfigur aus der Oberlausitz. Das Müllerhandwerk und das Zaubern hatte er vom "schwarzen Müller" erlernt, von dem man gemunkelte, dass er mit dem Teufel im Pakt stand. Irgendwann musste es zum Machtkampf zwischen Meister und Schüler kommen.

Die Hauptwirkungsstätte Krabats war die Mühle in Schwarzkollm, einem Dorf, das heute zu Hoyerswerda gehört. Die Mühle besteht noch und hat nach umfänglicher Restaurierung nichts von ihrer Romantik und Magie verloren. Seit 2012 finden hier die Krabat-Festspiele statt.

Die Musterschule

Die Musterschule

Sabine Gruber

„Herr Direktor Seel behandelt den Gegenstand von einer ganz neuen Seite mit ungemeiner Gründlichkeit und Menschenkenntnis. Im allgemeinen, sagte er, müsse man sich mehr darüber wundern, daß die Schulen noch so viel, als daß sie so wenig wirken. [...] Er teilt die Hindernisse, welche der Wirksamkeit der Schule entgegenstehen, in zwei Regimenter ein, in das unvermeidliche und das vermeidliche. Das unvermeidliche Regiment zerfällt in drei Bataillone, wovon das erste in dem Kinde haust, das zweite bei dem Lehrer liegt und das dritte in die elterliche Wohnung einquartiert ist. Das Kinderbataillon besteht aus folgenden Kompagnien Laster, 1. Trägheit, nicht das wohlbekannte deutsche Übel, sondern eine lateinische Krankheit, vis inertiae genannt. (Die drei übrigen übergehe ich.) Die Laster des Lehrerbataillons zählten: Beschränktheit des Verstandes (nicht die der Lehrer, sondern des menschlichen überhaupt), unvollkommene Einsicht (nicht die des Lehrers, sondern aller menschlichen). 'Man denke nur', sagt der Verfasser, 'der Lehrer ist ein Mensch (nicht immer) und das Objekt seiner Lehrtätigkeit (Harmonikaklänge) ein Geist! – Und: unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk!' – Das elterliche Sündenbataillon ist aus Mangel an Einklang mit der Schule (oft die einzige Rettung für das arme Kind) und aus vielen andern Unvollkommenheiten, welche bald von den Eltern, bald von den Geschwistern, bald von den Knechten und Mägden ausgehen, zusammengesetzt.“

Diese Zeilen stammen aus einer Rezension des Frankfurter Schriftstellers und Publizisten Ludwig Börne, und sie galten einer kleinen pädagogischen Schrift, die dadurch geadelt war, dass der damalige Direktor der Frankfurter Musterschule, Heinrich Wilhelm Seel, sie verfasst hatte, nämlich der „Einladungsschrift zu der öffentlichen Prüfung der Musterschule, von Dr. Seel, Direktor und Oberlehrer der Musterschule Frankfurt am Main, 1819“. Die Musterschule sollte, so das nicht ganz unbescheidene Programm während ihrer Gründungsphase, in ihrer Pädagogik beispielgebend für andere Schulen sein.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Frankfurter Schulwesen als einer Stadt dieser Größe und Bedeutung nicht würdig empfunden, und es bestand das dringende Bedürfnis, diese Situation zu verbessern. Neben einigen katholischen Schulen und den privat betriebenen sogenannten „Quartierschulen“ gab es in Frankfurt mit dem Gymnasium nur eine städtische Schule. 1803 erlosch eine an eine private Schule erteilte Konzession und die Stadt kaufte sie auf, was ihr dank eines Vermächtnisses von 25.000 Gulden möglich war, das der Ratsherr Johann Friedrich von Uffenbach hinterlassen hatte. Die am 18. April 1803 gegründete „Neue Bürgerschule“ wurde am 6. Oktober 1804 „Musterschule“ getauft. Damit ist sie die zweitälteste Höhere Schule der Stadt. Ihre Gründer waren der aufgeklärte Theologe Wilhelm Friedrich Hufnagel, damals ein überaus beliebter Prediger, und der Jurist Friedrich Maximilian Freiherr von Günderrode. Die neue Schule war eine Realschule, in der neueste pädagogische Konzepte erprobt werden sollten, wie sie vor allem Johann Heinrich Pestalozzi vertrat. Neu war auch, dass Jungen und Mädchen an derselben Schule – jedoch anfangs in getrennten Klassen – unterrichtet wurden.

Trotz der hochgespannten Erwartungen, die sich mit der neuen Schule verbanden, war der Schulbetrieb anfangs recht klein: in einem Schulgebäude in der Rotkreuzgasse 9 wurden nur 9 Schüler unterrichtet. Das sollte sich jedoch bald ändern: Bereits 1805 wurden 130 Schüler und Schülerinnen unterrichtet, 1819 waren es bereits 555. Vermutlich aus Platzgründen zog die Schule mehrfach um: 1806 in die Große Friedberger Gasse, 1880 zum Mauerweg und 1901 an den heutigen Standort der Schule im Nordend.

In der Frühphase der Schule wirkten dort so bekannte Pädagogen wie Friedrich Wilhelm August Fröbel und Adolph Diesterweg. Der Lehrplan zeichnete sich durch eine große Vielfalt und eine für damalige Verhältnisse starke Berücksichtigung der naturwissenschaftlichen Fächer aus. Eine 1817 verfasste Schulordnung beschreibt den Unterricht folgendermaßen: „Ihr Lehrplan umfaßt also alle die Fächer und Gegenstände in denen der gebildete, wohlunterrichtete Mensch in unsern Tagen nicht fremd seyn darf, jedoch mit Ausschluß der fremden Sprachen. Sie ertheilt diesen Unterricht in acht aufeinander folgenden Klassen für die Knaben, und in fünf aufeinander folgenden Klassen für die Mädchen.“ Ein 1813 von Wilhelm Heinrich Seel verfasster Lehrplan stellt besonders den Einfluss von Pestalozzis Pädagogik heraus: „Ein Hauptmittel unserer Elementar-Bildung macht die Pestalozzische Rechenmethode, so wie die Formen und Größenlehre aus. Es liegen in diesen Lehrgegenständen nicht allein die Elemente aller Operationen des Rechnens, der Geometrie und überhaupt der gesammten Mathematik; sondern – was das Wichtigste und Wesentliche dieser Methode ist – sie gewöhnt das Kind an ein streng geregeltes und geordnetes Denken und Schließen […].“ Die Prüfungen fanden an der Musterschule grundsätzlich öffentlich statt, damit sich die Bürger und Bürgerinnen ein Bild der erzielten pädagogischen Erfolge machen konnten. Anlässlich einer solchen öffentlichen Prüfung entstand die von Börne rezensierte kleine Schrift. Heute ist die frühere Realschule ein Gymnasium mit einem Schwerpunkt im Bereich der musikalischen Bildung und Begabtenförderung. Das alte Gebäude aus wilhelminischer Zeit wurde 1984 durch einen Neubau ergänzt.

Adresse: Oberweg 5-9, 60318 Frankfurt am Main.

Textquellen

Ludwig Börne: Über die Nachteile der Schulversäumnisse. In: Ludwig Börne. Sämtliche Schriften. Bd. 1, Düsseldorf 1964, S. 781-787.

Frankfurt-Lexikon. Von Waldemar Kramer. Sonderausgabe für das Stadtschulamt Frankfurt. Frankfurt a. M. 1960.

Schulordnung für die hiesige Musterschule nebst Instructionen für die Lehrer an derselben. Frankfurt am Main 1817.

Wilhelm Heinrich Seel: Ausführlicher Lehrplan der Musterschule nach ihrer neuesten Einrichtung nebst Nachrichten von den im letzten Schuljahre in derselben vorgefallenen Veränderungen. Einladungsschrift zu der auf den 24., 25., 26. sodann den 28. und 29. Juni 1813 festgesetzten öffentlichen Prüfung in der Musterschule. Frankfurt a. M. 1813.

Wilhelm Stricker: Neuere Geschichte von Frankfurt am Main. Zweites Buch. Geschichte von Frankfurt von der Beschwörung der Constitutions-Ergänzungsacte bis zum Ausbruch der französischen Julirevolution. Frankfurt a. M. 1874.

https://de.wikipedia.org/wiki/Musterschule aufgerufen am 23.12.2016

http://www.musterschulverein.de/inhalt/die-musterschule aufgerufen am 23.12.2016

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Maximilian_von_G%C3%BCnderrode aufgerufen am 23.12.2016

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Friedrich_Hufnagel aufgerufen am 23.12.2016

https:/m_Friedrich_Hufnagel aufgerufen am 23.12.2016

Bildquelle:

Vorschaubild: Gebäude der Musterschule in Frankfurt am Main (Teilansicht). Urheber: I, Gerbil via Wikimedia Commons. CC BY-SA 3.0

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