Frankfurt-Lese

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Autor Christoph Werner lässt den Weimarer Unternehmer und Verleger Friedrich Justin Bertuch zurückblicken auf das eigene Leben.

Ein Tag im Leben des Friedrich Justin Bertuch

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Das Hofgut Neuhof bei Dreieich

Das Hofgut Neuhof bei Dreieich

Sabine Gruber

Das Hofgut Neuhof bei Dreieich
Das Hofgut Neuhof bei Dreieich

Die Frankfurter und Frankfurterinnen machten – insbesondere aus der engen Innenstadt – schon in früheren Zeiten gern Ausflüge und das nicht nur in die unmittelbare Frankfurter Umgebung, sondern durchaus auch an ein wenig von der Stadt entfernte Ziele. Eines dieser schon in früheren Zeiten beliebten Ausflugsziele ist der idyllische, im Süden Frankfurts und Neu-Isenburgs gelegene Dreieicher Ortsteil Götzenhain und dort insbesondere das jahrhundertealte Hofgut Neuhof. Hierhin fuhren und wanderten die Bewohnerinnen und Bewohner der Messestadt schon in früheren Jahrhunderten, und auch heute ist der Ort und das Hofgut, das seit dem 20. Jahrhundert ein Restaurant mit einer geräumigen Terrasse beherbergt, noch ein beliebtes Ziel von Ausflugsfahrten.

Das Hofgut war ursprünglich ein landwirtschaftlicher Betrieb und wurde bereits im 15. Jahrhundert als Gut der Fürsten zu Ysenburg errichtet und in späteren Jahrhunderten um mehrere Gebäude, in denen sich heute das Restaurant befindet, erweitert. Im Laufe der Jahrhunderte war es immer wieder dem Verfall preisgegeben und wurde auch während mehrerer Kriege beschädigt. Den umfangreichsten Umbau und Neuaufbau des Hofgutes und der dazugehörigen landwirtschaftlichen Flächen unternahm im frühen 18. Jahrhundert Johann Philipp von Ysenburg-Büdingen (1655-1718), der sich auch durch die Ansiedelung von Hugenotten in seiner Grafschaft einen Namen gemacht und dadurch die Grundlagen für Offenbach als Industriestadt gelegt hat. Er residierte im nahe gelegenen Schloss Philippseich in Dreieich.

Graf Johann Philipp von Isenburg-Offenbach
Graf Johann Philipp von Isenburg-Offenbach

Der Neuhof war zwar keines der befestigten Hofgüter, von denen es in und um Frankfurt zahlreiche gab, aber doch durch das sogenannte Gebück geschützt, eine besondere Form der Abschirmung durch Hecken. Diese Hecken wurden undurchdringlich gemacht, indem Bäume und Sträucher so behandelt wurden, dass sie im Verlauf ihres Wachstums immer mehr miteinander verflochten wurden, so dass ein Durchkommen heranrückender Soldaten unmöglich wurde und ein weitreichender Umweg nötig war. Anscheinend war die Lage des Neuhofs und seiner Umgebung im Gebück bei Auswärtigen wenig bekannt, bei Einheimischen dagegen umso mehr, denn ein Aufsatz „Ueber Gebick oder Gebück“, der 1855 in den „Periodischen Blättern der Geschichts- und Alterthums-Vereine zu Kassel“ erschien, gibt einige Dialoge wieder, wie sie Zeitgenossen geführt haben könnten: „Wie bekannt dieser Name des Walddistrikts in jener Gegend ist, kann jeder leicht erfahren. Er darf nur zu einem Hirten treten, der dort das Vieh von Götzenheim oder aus dem ‚Hayn‘ (der Stadt) hingetrieben hat, und darf fragen, wo ist das Gebück? – Herr, wird ihm derselbe antworten, Sie sind ja mitten drinn. – Er darf nur zu einem Bauer treten, der nördlich vom Neuhof Gras mähet, und nach dem Gebück fragen, so antwortet ihm dieser: Sehen sie, alle diese Wiesen liegen im Gebück! – Er braucht nicht einmal hinzugehen, er kann es von jedem dortigen Forstmann erfahren ja von den Wanderern auf der Straße.“

Wie das Hofgut und seine Anlage im 19. Jahrhundert aussahen und wie umfangreich die dazu gehörigen Ländereien waren, wird durch ein Inserat deutlich, das die „Zeitschrift für die landwirthschaftlichen Vereine des Großherzogthums Hessen“ im Jahr 1849 unter dem Titel „Gutsverpachtung“ veröffentlichte. Das Anwesen wurde ab „Petri“, also an dem 22. Februar, 1850 zur Verpachtung angeboten und öffentlich versteigert. Weil es nach wie vor zum Fürstlich Ysenburgischen Eigentum gehörte, fand die Versteigerung in der Fürstlich Ysenburgischen Kellerei in Offenbach statt. Als Ländereien zählt die Ankündigung auf: „263 Morgen Ackerfeld“, „148 Morgen Wiesen“ und „16 Morgen Weiherdämme“. Die Ländereien, so die Anzeige weiter, seien um das „sehr geräumige“ Wohnhaus gruppiert, zu dem massive Scheunen gehörten, Stallungen und Hofgebäude. Die Sicherheit der Ländereien werde dadurch erhöht, dass man vom Wohnhaus „aus mit Ausnahme eines Theils der Wiesen das ganze Gut übersehen“ konnte. Es sei nicht nur als Hauptwohnsitz, sondern auch als Sommerhaus für eine Familie geeignet. Das Gut war, so die werbende Beschreibung der Anzeige, auch verkehrsgünstig gelegen und nur eine halbe Stunde von der Straße über Offenbach nach Sprendlingen und Darmstadt entfernt und eine Dreiviertelstunde von der nach Frankfurt führenden Chaussee. Von Frankfurt und Offenbach aus könne es über diese Straßen in zwei Stunden erreicht werden.

Heute beherbergt der Neuhof nicht nur ein Restaurant und eine alte Backstube, die noch regelmäßig genutzt wird und deren Produkte dort zum Verkauf angeboten werden, sondern um ihn herum ist im 20. Jahrhundert ein Golfplatz angelegt worden, der zusätzlich anziehend auf Frankfurter und Frankfurterinnen und andere Besucher wirkt.

Adresse

Gutsschänke Neuhof

63303 Dreieich-Götzenhain

info@gutsschaenkeneuhof.de

(Do-So geöffnet; Stand: März 2024)

 

*****

 

Textquellen

Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan herausgegeben von Waldemar Kramer, Sechste, neubearbeitete Ausgabe, Frankfurt a. M., 1973.

Gutsverpachtung in: Zeitschrift für die landwirthschaftlichen Vereine des Großherzogthums Hessen, 19. Jg., 1849, Anzeigen, S. 22.

Heber, P.: Ueber Gebick oder Gebück in: Periodische Blätter der Geschichts- und Alterthums-Vereine zu Kassel, Darmstadt, Frankfurt, Mainz und Wiesbaden. Jg. 1855, S. 487-493.

Klein, Karl: Das Großherzogthum Hessen historisch und geographisch für Schule und Haus dargestellt, Mainz, 1870.

Michelin, Deutschland, 2008, Clermont-Ferrand, 2007.

Porter, Darwin: Frommer’s Germany, New York, 1990.

>https://gutsschaenkeneuhof.de/< abgerufen am 29.07.2024.

>https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6tzenhain< abgerufen am 29.07.2024.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Philipp_(Isenburg-Offenbach)< abgerufen am 29.07.2024.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Geb%C3%BCck< abgerufen am 29.07.2024.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Dreieich Hofgut Neuhof 20070822, 2007, Urheber: Rudolf Stricker via Wikimedia Commons gemeinfrei.

Graf Johann Philipp von Isenburg-Offenbach (auch: Ysenburg-Offenbach), 1715, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

 

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