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Florian Russi

Berühmte Liebespaare

Die Liebe kann ebenso verschieden sein wie die Menschen, die sie erleben. Autor Florian Russi durchforstete die Menschheitsgeschichte auf der Suche nach berühmten Liebespaaren und bringt dabei die verschiedenen Facetten der Liebe ans Licht.

Leonhardskirche

Leonhardskirche

Sabine Gruber

Als einzige der großen Kirchen in der Frankfurter Innenstadt hat die Katholische Pfarrkirche St. Leonhard in der Alten Mainzer Gasse, nicht weit vom Eisernen Steg im früheren Viertel der Frankfurter Buchhändler gelegen, den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden. Nur einige Teile des Westgiebels und des Kirchenschiffes wurden beschädigt. Die Leonhardskirche ist gleichzeitig eine der ältesten Frankfurter Kirchen, an der jahrhundertelang immer wieder etwas gebaut, saniert und verändert wurde. Goethe machte sie allerdings noch älter als sie war, wenn er in einem Brief an seine Frau vom 13. Oktober 1814 berichtete: „Spazieren mit Schlosser auf die Brücke, in die Leonhardskirche wo noch alterthümliche Architecktur von Zeiten Carl des grossen befindlich“. Auf Kaiser Karl den Großen geht die Kirche zwar nicht zurück, wenn auch der Legende nach hier einer seiner Königshöfe gestanden haben soll, aber bereits 1219 hatte Kaiser Friedrich II. Barbarossa am heutigen Standort der Leonhardskirche der Stadt Frankfurt Land für den Bau einer Kirche gestiftet. Zunächst wurde dort nur eine der Gottesmutter Maria und dem Heiligen Georg geweihte Kapelle errichtet, bald danach eine dreischiffige spätromanische Basilika.

Aus der Zeit der Basilika stammen noch die beiden romanischen Türme, die sich neben dem Chor erheben, und zwei Portale an der Wand des nördlichen Seitenschiffs: das ursprüngliche Hauptportal mit dem thronenden Christus, den Aposteln Johannes und Petrus sowie den ursprünglichen Patronen der Kirche, der Gottesmutter und dem Heiligen Georg, und das Pilgerportal, das entsprechend der Lage der Kirche am Jakobsweg mit einer Darstellung des heiligen Jakobus mit der Pilgermuschel und zweier Pilger geschmückt ist. Der mit einem Sterngewölbe versehene Chor, in der Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden, ist dagegen geprägt von der Formensprache der Gotik. Hier finden sich auch noch Reste spätgotischer Glasmalerei, die einzigen Zeugnisse mittelalterlicher Glasfenster, die sich überhaupt in einer Frankfurter Kirche erhalten haben. Die spätgotische Ausmalung des Chores wurde erst im späten 19. Jahrhundert wiederentdeckt und im Stil der Zeit restauriert, wobei sie zum Teil auch – späteren konservatorischen Grundsätzen nicht entsprechend– übermalt wurde. Nach der Translation einer Reliquie des Heiligen Leonhard, seines Arms, im Jahr 1323 in die Kirche wurde dieser Heilige zum Hauptpatron und neuen Namensgeber der Kirche. Leonhard von Noblat (auch von Limoges) war ein frühmittelalterlicher Mönch und Einsiedler, der aus einer Adelsfamilie stammte, für sich selbst aber jeden Reichtum ablehnte, sich in einen Wald bei Limoges zurückzog und den Armen widmete. Sein Gedenktag ist der 6. November.

Südliches Seitenschiff, 1790
Südliches Seitenschiff, 1790

Im 16. Jahrhundert wurde das Kirchenschiff der Leonhardskirche zu einer fünfschiffigen Halle umgestaltet. Im Laufe der Jahrhunderte haben viele Frankfurter Familien für die Kirche gestiftet. Eine der augenfälligsten Stiftungen in der Kirche stammt von der seit dem 13. Jahrhundert in Frankfurt ansässigen Familie Holzhausen, die zu Anfang des 16. Jahrhunderts im nördlichen Seitenschiff das so genannte Salvatorchörlein als repräsentative Familiengrablege errichten ließ. Beachtenswert ist in der Kapelle vor allem das hängende Gewölbe. Nachdem in Frankfurt 1525 die Reformation eingeführt worden war, wurde zunächst der katholische Gottesdienst in der Leonhardskirche eingestellt. Erst 1548 konnte er wiederaufgenommen werden. Gravierender als die Reformation wirkten sich aber die Folgen der Französischen Revolution auf die Leonhardskirche aus: sie wurde 1793 profaniert und für über zwei Jahrzehnte als Lagerhalle, zeitweise auch als Lager für Kriegsgefangene benutzt.

Erst der Großherzog von Frankfurt Karl Theodor von Dalberg veranlasste seit 1808 die Wiederherstellung der inzwischen völlig heruntergekommenen Kirche, deren Abriss die Frankfurter Bürger bereits diskutierten. 1809 wurde die Kirche wieder geweiht, 1813 stiftete Dalberg persönlich für die Kirche einen Leonhardsaltar im Stil des Klassizismus (1984 wurde er wieder abgebrochen). Aufgrund von schweren Überschwemmungsschäden durch den nahegelegenen Main musste die Kirche seit 1851 schon wieder saniert werden. Die neue Ausstattung der Kirche wurde auch dieses Mal durch Stiftungen der wohlhabenden Frankfurter Familien unterstützt. So stifteten Sophie Schlosser, eine angeheiratete Verwandte Goethes, und Angehörige der Familie Brentano einen von dem Nazarener Edward von Steinle gestalteten Marienaltar, der zu den wenigen Kriegsschäden der Kirche gehört. Nur das Mittelbild – Maria mit dem Jesuskind auf ihrem Arm – ist bis heute erhalten. Ursprünglich befand sich der Altar im südlichen Seitenschiff. Das einzig erhaltene Mittelbild hängt heute im Salvatorchörlein. Derzeit wird die Kirche erneut saniert und ist bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten geschlossen (Stand: August 2016). Wenn die Arbeiten abgeschlossen sein werden, wird man die Leonhardskirche wieder als eines der letzten Überbleibsel der Frankfurter Altstadt bewundern können.



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Bildquellen:

Vorschaubild von Carolin Eberhardt, 2021.

Leonhardskirche, Holzhausenkapelle in Frankfurt am Main, (im Original) kolorierter Stich von Johann Ludwig Ernst Morgenstern aus dem Jahr 1790., gemeinfrei

Textquellen

Goethes Werke. Weimarer Ausgabe. IV. Abteilung. Bd. 25.

Meyers Großes Konversations-Lexikon. Bd 6. Leipzig 1906, S. 834-839.

Hessen. Kunstdenkmäler und Museen. Von Dieter Großmann, G. Ulrich Großmann, Gerhard Bott und Erich Herzog. 6. Aufl. Stuttgart 1987 (= Reclams Kunstführer Deutschland Bd. 4).

Knaurs Kulturführer in Farbe. Deutschland. München/Zürich 1976.

https://de.wikipedia.org/wiki/Leonhardskirche_(Frankfurt_am_Main) aufgerufen am 29.07.2016

http://www.dom-frankfurt.de/leonhard/kaiserdom-zu-frankfurt-am-main/st-leonhard/ aufgerufen am 28.08.2016

https://www.heiligenlexikon.de/ aufgerufen am 28.08.2016

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