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Zu Gast in Weimar

George Eliot; deutsche Übersetzung: Nadine Erler

Zu den vielen Künstlern, die es nach Weimar zog, gehörte auch die englische Schriftstellerin George Eliot. Im Sommer 1854 verbrachte sie drei Monate im kleinen, doch weltberühmten Städtchen an der Ilm. George Eliots schriftlich festgehaltenen Eindrücke sind äußerst amüsant. Dieser Blick einer Fremden lässt Weimar in anderem Licht erschienen.

Broschüre, 40 Seiten, 2019


Klappergasse in Sachsenhausen

Klappergasse in Sachsenhausen

Sabine Gruber

In Frankfurt wächst zwar bis heute am Lorberger Hang (Trauben-)Wein, aber das Getränk, für das Frankfurt weit über seine Grenzen hinaus bekannt wurde, ist das "Stöffsche", der berühmte Frankfurter Apfelwein. Noch heute wird er in zahlreichen Wirtschaften ausgeschenkt, in früheren Zeiten war jedoch die Dichte der Apfelwein-Wirtschaften – meist gekennzeichnet durch einen ausgehängten Kranz –, wo der Wein aus dem Fass in den Bembel und von dort weiter in das "Gerippte" (mit einem Rautenmuster versehene Apfelweingläser) wanderte, noch deutlich höher. Gleich mehrere dieser Wirtschaften befanden sich in der Sachsenhäuser Klappergasse, die heute die Kleine Rittergasse mit der Dreieichstraße verbindet. Früher drängte sich hier Lokal an Lokal. Auch heute gibt es hier noch mehrere Wirtschaften, allerdings nicht ausschließlich solche, in denen Frankfurter Apfelwein ausgeschenkt wird.

Die Klappergasse ist verhältnismäßig alt. Sie bestand bereits im 16. Jahrhundert. Allerdings standen hier zur damaligen Zeit nur einige wenige Häuser. Sie hieß damals auch noch nicht Klappergasse, sondern übernahm ihren Namen erst später von der heutigen Kleinen Rittergasse. Woher der Name "Klappergasse" stammt, ist umstritten. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Klappergasse (bzw. früher die Kleine Rittergasse) wie genauso oder ähnlich benannte Straßen oder Orte in anderen Städten ihren Namen von hier lebenden Leprakranken bekam, die, wenn sie auf die Straße gingen, dazu verpflichtet waren, durch lautes Klappern auf sich aufmerksam zu machen, um eine Ansteckung von Passanten zu verhindern. Eine ganz andere, vermutlich dem militärischen Geist der damaligen Zeit geschuldete Erklärung für den Straßennamen findet eine "Beschreibung der Stadt Frankfurt am Mayn" aus dem 19. Jahrhundert: "In Sachsenhausen selbst ist das Merkwürdigste die Klappergasse, sie ist das Seitenstück zum Klapperfeld, und hat wahrscheinlich bei der zwistigen Kaiserwahl Friedrich dem Österreicher dazu gedient, wozu Ludwig der Bayer, in Frankfurt das Klapperfeld brauchte. Mit Schilder an Schilder und Schwerdter an Schwerdter klapperte und klirrte man zusammen, zum Zeichen der Genehmigung und der Freude; so war die uralte teutsche Sitte. Bewaffnet gieng der Teutsche in die Volksversammlung und zum Gelage: mit Schwerdt und Spies klirrte man Beifall."

Die Klappergasse war von den Bombenangriffen des zweiten Weltkriegs weniger stark betroffen als die Gassen in der Frankfurter Altstadt. Deshalb hat sie im wesentlichen noch ihren früheren Charakter mit kleineren, eher vorstädtischen Häusern bewahrt. Auch einige sehr alte Häuser gibt es hier. Das älteste Haus der Gasse und eines der ältesten Häuser Sachsenhausens ist das "Steinern Haus" in der Klappergasse 3. Es stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Bekannt wurde die Klappergasse duch ein Lied, dessen Entstehung sich sehr genau auf den 12. November 1929 datieren lässt. Es wurde von dem Frankfurter Grafiker Kurt Eugen Strouhs gedichtet und von Norbert Bruchhäuser vertont. Es beginnt: "Am Sonndag warn mer dribb de Bach, was hammer do gelacht..." – "dribb de Bach" also auf der anderen Mainseite in Sachsenhausen und der Refrain ist: "Die Fraa Rauscher aus de Klappergass, die hoot e Beul am Ei, ob des vom Rauscher, obs vom Alte kimmt, des klärt die Bolizei." Mit "Rauscher" ist der junge, noch gärende Apfelwein gemeint. Die Liedautoren nahmen ein historisches Ereignis und die Preußen auf Korn. Der Vorfall, an den das Lied anknüpft, soll sich während der preußischen Besetzung Frankfurts, im Jahr 1866, ereignet haben. Eine Frau aus der Klappergasse hatte, möglicherweise durch einen Sturz, eine Beule am Kopf, und ein preußischer Polizist soll das Ereignis ausführlich zu Protokoll genommen und daraus einen Kriminalfall gemacht haben. Die Herkunft der Beule, durch einen Sturz nach dem Genuss von zu viel Apfelwein oder doch durch einen gewalttätigen Ehemann, sollte durch Verhöre genauestens geklärt werden. Das Lied machte sich also über die preußische Bürokratie lustig, weckt heute durch seine Anspielung auf häusliche Gewalt aber durchaus gemischte Gefühle. Wobei mit dem „Alten“ im Lied wohl nicht der verdächtige Ehemann, sondern der bereits vergorene Wein gemeint ist.

Im Haus Nr. 8 der Klappergasse befindet sich heute eine nach "Frau Rauscher" benannte Apfelweinwirtschaft. Seit 1961 erinnert auch ein vom Frankfurter Bildhauer Georg Krämer geschaffener "Fraa-Rauscher-Brunnen", eine Frauenfigur, die wie eine Marktfrau gestaltet ist und von Zeit zu Zeit Wasser auf die Passanten (die sie offenbar nicht besonders schätzt) spuckt, an die bekannteste Bewohnerin der Klappergasse. Ob das historische Vorbild wirklich Rauscher oder vielleicht auch Meier, Müller oder Schmidt hieß, ist dabei ganz unwichtig. Eine Tafel am Brunnen zeigt den Refrain des Apfelweinliedes. Georg Krämer restaurierte auch den älteren Hintergaßbrunnen in der Klappergasse.



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Vorschaubild:

Klappergasse im Ebbelwoi-Viertel in Alt-Sachsenhausen By Pedelecs by Wikivoyage, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23...

Textquellen

Wolfgang Klötzer: Frankfurts alte Gassen. Nach Aquarellen von Jupp Berten. 2. Aufl. Frankfurt a. M. 1982

Die freie Stadt Frankfurt am Mayn und ihre Umgebungen als Leitfaden für Hiesige und Fremde. Frankfurt am Main 1817.

Georg Dehio. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen II. Regierungsbezirk Darmstadt. Bearbeitetet von Folkhard Cremer und anderen. München und Berlin 2008.

Örtliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main von Johann Georg Batton. Aus dessen Nachlass herausgegeben von dem Vereine für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt a. M. durch den zeitigen Director desselben Dr. jur..L. H. Euler. Mit den Bildnissen Batton‘s und des Schöffen J. C. Fichard. Siebentes Heft, die Beschreibung von Sachsenhausen enthaltend. Frankfurt a. M. 1875.

http://frankfurt-interaktiv.de/frankfurt/apfelwein/apfelweinlied.html (aufgerufen am 1.10.2017)

https://de.wikipedia.org/wiki/Fraa_Rauscher (aufgerufen am 1.10.2017)

http://www.kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de/de/page149.html?id=207 (aufgerufen am 1.10.2017)

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