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Krabat

Florian Russi | Andreas Werner

Krabat ist die bekannteste Sagenfigur aus der Oberlausitz. Das Müllerhandwerk und das Zaubern hatte er vom "schwarzen Müller" erlernt, von dem man gemunkelte, dass er mit dem Teufel im Pakt stand. Irgendwann musste es zum Machtkampf zwischen Meister und Schüler kommen.

Die Hauptwirkungsstätte Krabats war die Mühle in Schwarzkollm, einem Dorf, das heute zu Hoyerswerda gehört. Die Mühle besteht noch und hat nach umfänglicher Restaurierung nichts von ihrer Romantik und Magie verloren. Seit 2012 finden hier die Krabat-Festspiele statt.

Die Familie de Bry

Die Familie de Bry

Ralph Zade

Fast genau hundert Jahre nach der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, Anfang der 90er Jahre des 16. Jahrhunderts, erschien in Frankfurt der erste Band einer Buchreihe, die das Bild, das wir vom Amerika der damaligen Zeit und seiner Eroberung haben, bis heute mit geprägt hat. Die Bände der von Theodor de Bry (1528-1598; teilweise auch „Dieterich de Bry“ genannt) und später seinen Söhnen herausgegebenen 13-bändigen Serie über die „Americae“ (womit die beiden Amerikas, also Nord- und Südamerika gemeint sind) wirkten nicht so sehr durch den aus verschiedenen Reiseberichten zusammengestellten Text – es wurde neben der deutschen auch eine lateinische Version herausgegeben, um die Bücher in ganz Europa verkaufen zu können – sondern vielmehr durch die zahlreichen Illustrationen, von denen man viele heute noch kennt.

So ist der berühmte Stich von Kolumbus‘ Landung auf Hispaniola (Tafel IX in Band IV von 1594), der im Original die Überschrift „Columbus als er in India erstlich ankommen / wirdt von den Einwohnern mit grossem Geschenck verehret und begabet auffgenommen.“ trägt, bis heute in vielen Schullehrbüchern oder Geschichtslehrbüchern abgedruckt. Im Vordergrund stehen links Kolumbus mit einer Fahnenstange in der Hand und zwei behelmte Gefährten, rechts Eingeborene, die ihm Geschenke überreichen, im Mittelgrund sieht man, wie ein Kreuz aufgerichtet wird und im Hintergrund die drei Schiffe der Expedition und einige erschreckt weglaufende Ureinwohner. Das ist natürlich keine originalgetreue Wiedergabe historischer Ereignisse, sondern eine Inszenierung, in der Kolumbus als überlegener Europäer erscheint, was durch den Bezug auf die in den Augen der Zeitgenossen einzig wahre Religion noch unterstrichen wird. Die – in diesem Moment noch freiwillige – Übergabe von Geschenken durch die nur leicht bekleideten Eingeborenen tut ein Übriges. Diese Darstellung ist allerdings insofern nicht ganz repräsentativ für die in der Buchreihe propagierte Sicht der Dinge, als de Bry als Calvinist in einer Zeit, in der England und die Niederlande als Kolonialmächte Konkurrenten Spaniens und Portugals waren, auf der Seite ersterer, der protestantischen Mächte, stand. Daher ist die Tendenz der von ihm veröffentlichten Amerika-Bücher durchaus eine kritische – allerdings aus den letztgenannten Gründen und nicht etwa deshalb, weil er die Überlegenheit der Europäer gegenüber den Ureinwohnern Amerikas in Zweifel gezogen hätte.

Die Entdeckung (und Eroberung) der Welt ist nicht nur das Thema der „Americae“-Reihe. De Bry ging noch darüber hinaus und brachte weitere Bände über Indien (das echte, nicht das, was Kolumbus dafür gehalten hatte) heraus. Die „Collectiones peregrinationum in Indiam orientalem et occidentalem“ (1590-1634) umfassten schließlich insgesamt 25 Bände, die deutsche Ausgabe sogar 27. Der sensationelle Verlagserfolg den de Bry und später seine Söhne damit erzielten, hatte seinen Grund neben dem attraktiven Thema – selbst wer sich die wegen der zahlreichen Illustrationen sehr teuren Bände leisten konnte, hatte nicht im Traum die Möglichkeit, jemals an die auf den Bildern wiedergegebenen Orte zu reisen – in einer herausragenden künstlerischen und buchherstellerischen Qualität. Frankfurt war also schon damals eine Buchstadt, in der verlegerische Impulse gesetzt wurden, ein Status, den es bis heute behalten hat.

Ursprünglich kam die Familie de Bry aus Lüttich. Die Vorfahren von Theodor de Bry waren Goldschmiede – dieses Handwerk erlernte er bei seinem Vater zunächst auch selbst. Ab etwa 1560 hielt sich de Bry in Straßburg auf. Die Gründe dafür, dass er seine Heimatstadt verließ, sind nicht restlos geklärt; die früher behauptete religiöse Verfolgung kann wohl nicht der Grund für die Abwanderung gewesen sein, da Lüttich einen quasi autonomen Status genoss und eine Verfolgung von Calvinisten erst einige Jahre nach seinem Weggang einsetzte. Es ist zu vermuten, dass De Bry in Straßburg, wo es viele protestantische Zugewanderte gab, schlichtweg bessere Zukunftsaussichten für sich sah. 1578 ging er dann mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen Johann Theodor de Bry (1561-1621) und Johann Israel de Bry (1565-1609) nach Frankfurt und beantragte das Frankfurter Bürgerrecht; hier eröffnete er auch eine Buchhandlung, faktisch einen Verlag. Dieser befand sich später zeitweise auch in Oppenheim am Rhein.

Theodor de Bry war nicht nur ein ausgezeichneter Kaufmann, sondern auch ein brillanter und äußerst produktiver Kupferstecher. Erst die Kombination dieser Talente ermöglichte seinen Erfolg. Zielstrebig hatte er bei einem Aufenthalt in London (1586-88) Berichte über Entdeckungsreisen zusammengetragen, die er dann zusammenfasste und illustrierte. Als er 1598 starb, traten seine beiden Söhne in seine Fußstapfen – Künstlerdynastien waren damals keine Seltenheit, ein anderes Beispiel ist die Familie Brueghel. Dabei war es häufig so, dass der Gründer einer solchen Dynastie künstlerisch der Talentierteste war, und seine Söhne – Töchter kamen dafür im 16. Jahrhundert nicht infrage – das Geschäft dann, aufbauend auf den Leistungen ihres Vaters, übernahmen. Das war in der Familie de Bry nicht ganz so – Johann Theodor de Bry, der Älteste, übertraf die künstlerischen Leistungen seines Vaters noch.

Nicht selten war es überdies, dass talentierte Künstler in eine Künstlerdynastie einheirateten, um dann irgendwann das Geschäft zu übernehmen. So war es auch hier: Schwiegersohn Johann Theodor de Brys wurde aufgrund einer Heirat mit dessen Tochter Maria Magdalena ein Künstler, der die de Brys an Nachruhm noch weit übertreffen sollte: Matthäus Merian der Ältere (1593-1650). Merian übernahm 1623 das Verlagshaus, wurde 1626 Frankfurter Bürger und begründete seine eigene Kupferstecherdynastie. Aber das ist eine andere Geschichte...

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Textquellen

Theodor de Bry/Johann Theodor de Bry (Hrsg.): Americae, Gedruckt zu Franckfort am Mayn bey Matthes Becker - In Verlegung Dieterich de Bry, 1593-1608, Faksimile der Teile 1-5, Fines Mundi, 2013.

Montoya, Pablo: Tríptico de la infamia, Penguin Random House, Bogotá 2014 (kolumbianischer Roman, in dessen drittem Teil Theodor de Bry im Mittelpunkt steht – kein wissenschaftliches Werk, sondern eines der Literatur, dennoch für Leser, die des Spanischen mächtig sind, eine geeignete Annäherung an Theodor de Bry).

Seite der Universität Lüttich zu Theodor de Bry: http://www.wittert.ulg.ac.be/fr/flori/opera/brytheo/brytheo_notice.html abgerufen am 15.06.2018.

Die Familie de Bry in der Allgemeinen Deutschen Biographie: https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Bry,_de abgerufen am 15.06.2018.

Susanna Burghartz: Mehrdeutigkeit und Superioritätsanspruch. Inszenierte Welten im kolonialen Diskurs um 1600. http://www.zeitenblicke.de/2008/2/burghartz abgerufen am 15.06.2018.


Bildquellen

Vorschaubild: Selbstporträt Theodor de Bry, 1587, Urheber: Theodor de Bry via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Amerikanische Ureinwohner mit Einbäumen beim Fischen in der englischen Kolonie Virginia. (Stich von Theodor de Bry 1585 nach einem Aquarell von John White), via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

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