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Der Frankfurter Stadtwald

Der Frankfurter Stadtwald

Sabine Gruber

Trotz seines Rufs als „Mainhattan“ verfügt Frankfurt über erstaunlich viele Grünflächen: das sind zum einen die Parks, zum anderen der Anlagenring, der nach deren Schleifung auf der Fläche der ehemaligen Befestigungsanlagen angelegt wurde, vor allem ist das aber der aus dem Unterwald, dem Schwanheimer Wald im Westen und dem Oberwald im Osten bestehende Frankfurter Stadtwald, der nicht zuletzt im noch immer lebendigen Brauch des „Wäldchestages“ eine Rolle spielt.

Ursprünglich war der Stadtwald ein Teil des sogenannten „Bannforstes und Wildbannes der Dreieich“, der von Frankfurt bis Aschaffenburg, zur Bergstraße und zum Rhein reichte. Dieser umfangreiche Wald war im Besitz des Reiches, wurde im Laufe der Jahrhunderte aber durch Schenkungen und Verkäufe unter zahlreiche Besitzer, darunter Fürsten, Bistümer und Gemeinden, aufgeteilt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts befand sich nur noch der heutige Frankfurter Stadtwald in Reichsbesitz. Im Jahr 1372 gelangte die Stadt Frankfurt in den Besitz dieses Waldes. Einen Teil des Waldes auf dem Sachsenhäuser Berg verkaufte die Stadt wenige Jahre später an zahlreiche Privatpersonen. Ein weiterer Teil des Waldes, der heutige Park „Louisa“, wurde 1812 an den Frankfurter Bankier Simon Moritz von Bethmann verkauft. Trotz einiger weiterer Waldverkäufe im Laufe der Jahrhunderte gehört der Frankfurter Stadtwald heute mit ca. 5785 Hektar zu den größten Stadtwäldern Deutschlands. Er ist geprägt von einer sehr vielfältigen Flora und Fauna mit ca. 700 Pflanzenarten, über tausend, auch seltenen, Insektenarten und rund hundert Vogelarten. Unter den Säugetierarten sind seltene Fledermausarten zu erwähnen.

Seit dem 19. Jahrhundert entstanden als Ersatz für die Viehtränken im Stadtwald gemauerte Brunnen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Stadtwald stark beschädigt und nach Kriegsende durch unkontrollierte Fällungen zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen. Bald bemühte sich aber das Forstamt, den Stadtwald wieder aufzuforsten und als Erholungsgebiet aufzuwerten, richtete unter anderem zahlreiche Spielplätze ein und erneuerte die Wege und deren Beschilderung. Auch Waldlehrpfade und Sportplätze kamen nach dem Zweiten Weltkrieg hinzu und erhöhten die Attraktivität des Stadtwaldes. Seit 1994 ist der Wald Landschaftsschutzgebiet. Anziehungspunkte im Stadtwald sind zum Beispiel der im Zentrum gelegene Jacobiweiher, das Königsbrünnchen an der Oberschweinstiege und der Rest eines spätrömischen Brunnens im Schwanheimer Wald. Einer der Hauptanziehungspunkte war der 1931 ausschließlich aus Holz errichtete, 43,3 m hohe Goetheturm in Sachsenhausen. Er wurde 2017 mutmaßlich durch Brandstiftung zerstört und soll ab 2019 rekonstruiert werden. Seit 1995 können sich Besucher und Besucherinnen im „StadtWaldHaus/Fasanerie “ in der Nähe der Oberschweinstiege über ökologische und forstliche Aspekte des Stadtwaldes informieren und im Waldladen einkaufen. Im Haus gibt es eine Ausstellung und außerhalb die Tiergehege der Fasanerie und einen Erlebnispfad.

Der Wäldchestag, ein arbeitsfreier Nachmittag am Pfingstdienstag, ist ein Feiertag, den es nur in Frankfurt gibt und an dem es in früheren Zeiten üblich war, mit der Familie, Freunden und Nachbarn in den Stadtwald zu ziehen und dort gemeinsam mit vielen anderen bei Speis und Trank zu feiern. Einen Eindruck von den Feiern im 19. Jahrhundert gibt eine kurze Meldung in den „Frankfurter Nachrichten“ aus dem Jahr 1857: „Wie besucht das Waldfest am verflossenen Dienstag war, dürfte aus dem Umstand ersichtlich sein, daß allein vom Fahrthor aus 169 beladene Nachen, à 24 Personen abgingen.“ Woher der Brauch stammt, ist nicht eindeutig geklärt. Vielleicht geht er auf den Pfingstaustrieb des Viehs und damit verbundene Feste zurück oder auf Festumzüge der Handwerker. Erste Feiern sind jedenfalls erst spät, Ende des 18. Jahrhunderts belegt. Noch bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gaben viele Frankfurter Arbeitgeber ihren Angestellten an diesem Nachmittag frei. Im beginnenden 21. Jahrhundert hat diese Tradition allerdings etwas an Bedeutung verloren. Der Wäldchestag wird aber immer noch gefeiert, jetzt allerdings nicht mehr als geselliger Aufenthalt im Frankfurter Stadtwald, sondern mit Imbissbuden, Fahrgeschäften, Rummelplatz-Buden und Bühnenshows auf dem Festplatz am Oberforsthaus, und manche Frankfurter haben dann sogar noch frei.

Öffnungszeiten StadtWaldHaus/Fasanerie (Nähe Straßenbahnhaltestelle Oberschweinstiege), Stand Dezember 2018:

November bis Februar: Mo-Do 9.00-16.00, Sa 12.00-16.00, So 10.00-16.00

März bis Oktober: Mo-Do 9.00-16.00, Sa 12.00-18.00, So 10.00-18.00


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Textquellen

Architekten und Ingenieur-Verein (Hg.): Frankfurt und seine Bauten. Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main. Frankfurt a. M. 1886.

Frankfurter Nachrichten. Jahrgang 1857. Intelligenzblatt der freien Stadt Frankfurt. Hrsg. von J. G. Holzwart. Frankfurt a. M. 1857, S. 510.

Heinzberger, Martin; Meyer, Petra; Meyer, Thomas: Entwicklung der Gärten und Grünflächen in Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, 1987.

Henss, Rita: Baedeker Reiseführer Frankfurt am Main, Ostfildern, 2014.

Lohne, Hans: Mit offenen Augen durch Frankfurt: Ein Handbuch der Brunnen, Denkmäler, Gedenkstätten und der Kunst am Bau, Frankfurt am Main, 1969.

> https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2800&_ffmpar[_id_inhalt]=101676 < abgerufen am 01.01.2019.

> https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=3800&_ffmpar[_id_inhalt]=8388 < abgerufen am 01.01.2019.

> https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Stadtwald < abgerufen am 01.01.2019.

> https://de.wikipedia.org/wiki/Goetheturm < abgerufen am 01.01.2019.

> https://stadtwaldhaus-frankfurt.de/stadtwaldhaus-fasanerie/ < abgerufen am 01.01.2019.


Bildquellen:

Bilder von Carolin Eberhardt, 2021.

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