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Der Park Louisa

Der Park Louisa

Sabine Gruber

Der Park Louisa an der Mörfelder Landstraße im Südosten Frankfurts war ursprünglich ein Teil des seit dem späten 14. Jahrhundert im Besitz der Stadt befindlichen Stadtwaldes. Im Laufe der Jahrhunderte verkleinerte sich der Städtische Waldbesitz immer wieder durch Verkäufe. Einer dieser Kaufverträge kam 1812 zwischen dem Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg (1744-1817) als Vertreter der Stadt Frankfurt und dem Bankier Simon Moritz von Bethmann (1768-1826) zustande. Bethmann gehörte der, neben der Familie Rothschild, wichtigsten Frankfurter Bankiersfamilie an.

Schon kurz nach dem Kauf begann Bethmann damit, das 16 Hektar große Stück Land, das er erworben hatte, nach seinen Vorstellungen umzuformen. Wie viele Zeitgenossen, so unter anderen Georg Brentano, ein älterer Bruder Clemens Brentanos, schuf Bethmann mit dem nach seinen Ideen angelegten Park ein weithin wahrnehmbares Kunstwerk, ohne selbst eine künstlerische Ausbildung erhalten zu haben. Er ließ aus dem größten Teil des Waldstücks einen Englischen Landschaftsgarten im Stil der Zeit machen. Außerdem ließ er einen Wildpark anlegen und ein Jagdhaus errichten, das „Borkenhäuschen“ genannt wurde, weil es vollständig mit Baumrinden verkleidet war. Als Vorbild für dieses Gebäude hatte ein Jagdhaus Zar Alexanders I. von Russland gedient. Bethmann hatte gute Beziehungen nach Russland und wollte mit dieser Anleihe wohl auch seine Weltgewandtheit demonstrieren. Schon ein Reiseführer des 19. Jahrhunderts lobte wenige Jahrzehnte später die „äußerst geschmackvollen Anlagen“ des Bethmannschen Parks, und Anton Kirchner stellte in seinen „Ansichten von Frankfurt am Main“ fest, dass der Park ein Beispiel dafür sei, wie „man mit Geist und Geschmack sich eine ländliche Wohnung schaffen müsse.“

Die Anlage könne also als Muster für weitere Landschaftsarchitekten dienen. Das Jagdhaus sei zwar einfach, aber dennoch „ganz, was es seyn soll“. Und der Park sei ein gutes Beispiel für eine Verbindung von Kunst und Natur: „Bald mischen Eichen und Buchen ihr freundliches Grün mit dem feierlichen Dunkel der Tannen; bald heben sich in abentheuerlicher Gestalt Hütten aus dem Gebüsche, deren Inneres durch prachtvolle Gemächer um so mehr überrascht, je anspruchsloser die äussere Bekleidung ist.“ Auf Luxus, und sei er nach außen noch so bescheiden verkleidet, wollte Bethmann dann auch in seinem Park nicht verzichten.

Namensgeberin der neuen Anlage war Bethmanns Frau Louise Friederike Boode (1792-1869), die er erst kurze Zeit vorher, 1810, geheiratet hatte. Drei ihrer vier gemeinsamen Söhne Moritz, Karl, Alexander und Heinrich waren Namensgeber einer bekannten Frankfurter Süßigkeit, der sogenannten Bethmännchen. Im Wildpark fand schon im selben Jahr, in dem Bethmann das Waldstück erworben hatte, sein Lieblingshengst einen würdigen Begräbnisplatz. Über die Trauerfeierlichkeiten für das wie ein Familienangehöriger geschätzte Pferd berichtete der genaue Beobachter seiner Zeit und Spötter Karl Julius Weber: „[...] hier lebte und starb 1812 alt 33 Jahr ein berühmter Araber, der zu London 500 [Pfund] gekostet hatte – er wurde, gehüllet in schwarzes Tuch, begraben mit allen Ehren seines Ranges, eine Grabrede gehalten, und ein Denkmal verewiget Eclipse.“

Das Denkmal des Hengstes Eclipse, der so hieß, weil er zum Zeitpunkt einer Sonnenfinsternis geboren worden war, gestaltete der bekannte Bildhauer Christian Friedrich Tieck (1776-1851), ein Bruder des romantischen Dichters Ludwig Tieck. Noch heute steht es an prominenter Stelle im Park. Nach dem in der Nähe befindlichen Park wurde später auch der heute noch – als S-Bahn-Haltestelle – bestehende Bahnhof Louisa der Main-Neckar-Eisenbahn benannt und im April 1876 in Betrieb genommen. 1877 wurde das Empfangsgebäude eröffnet. Hatte die Stadt einst Simon Moritz von Bethmann das Stück Land verkauft, so erwarb sie es 1941 wieder von dessen Nachfahren zurück. Geplant war, auf dem Gelände einen öffentlichen Park einzurichten.

Im Zweiten Weltkrieg wurde jedoch auch der Louisa-Park stark beschädigt und das Borkenhäuschen zerstört. Nach der Sanierung des Parks und dessen Öffnung für die Öffentlichkeit richtete die Stadt 1954 auf einem 2,5 Hektar großen Teil der Fläche einen Waldspielplatz für Kinder bis 12 Jahren ein, der auch über ein Wasserspielbecken verfügte und verfügt, das während der wärmeren Jahreszeit benutzt werden kann. Eine Burg aus Holz lädt zum Klettern ein. Außerdem gibt es den integrativen Josef-Buchmann-Spielbereich mit Spielangeboten für behinderte Kinder. Ein Teil des Baumbestands im Park stammt noch aus der Zeit Bethmanns und auch die Umrisse des zerstörten Borkenhäuschens wurden inzwischen auf dem Boden markiert, sodass man sich in Gedanken in das frühe 19. Jahrhundert zurückversetzen kann.

Adresse

Waldspielpark Louisa

Mörfelder Landstraße

Frankfurt am Main


*****

Textquellen:

Architekten und Ingenieur-Verein (Hg.): Frankfurt und seine Bauten. Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main. Frankfurt a. M., 1886.

Kirchner, Anton: Ansichten von Frankfurt am Main der umliegenden Gegend und den benachbarten Heilquellen. Zweiter Theil. Mit vierzehn Kupfern. Frankfurt a. M., 1818.

Ludewig, J.H.: Frankfurt am Main und seine Umgebungen. Ein Wegweiser für Einheimische und Fremde. Frankfurt a. M.,1843.

> https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2805&_ffmpar[_id_inhalt]=32019 < abgerufen am 27.1.2019.

> https://de.wikipedia.org/wiki/Park_Louisa > abgerufen am 27.1.2019.

> https://de.wikipedia.org/wiki/Simon_Moritz_von_Bethmann < abgerufen am 27.1.2019.

> https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Frankfurt-Louisa < abgerufen am 27.1.2019.


Bildquellen:

Vorschaubild: Park Louisa, 2015, Urheber: Karsten Ratzke via Wikimedia Commons CC0.

Pferdestandbild Eclipse und Säule (rechts) im Park, 2015, Urheber: Karsten Ratzke via Wikimedia Commons CC0.

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