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Magisches Lesevergnügen bietet Ingrid Annels Jugendroman, der den Leser auf eine Zeitreise ins Mittelalter führt.

 

Die Galluswarte

Die Galluswarte

Sabine Gruber

Heute wirkt die Galluswarte, ein mittelalterliches Stadttor, das nahe der nach ihr benannten S-Bahn-Station auf einer verkehrsumtosten Insel steht, in ihrer modernen Umgebung fast etwas verloren. Zwar waren die Verkehrsmittel, die rund um den Turm unterwegs waren, früher nicht so vielfältig wie heute (S-Bahn, Straßenbahn, Busse, Autos, Zweiräder mit und ohne Motor), ein Frankfurter Verkehrsknotenpunkt war die Galluswarte aber schon immer. Der Name der Warte lässt seinen Ursprung von Galgen (nach dem in früheren Zeiten ungefähr an der heutigen Taunusstraße befindlichen Galgen) nicht mehr erkennen. Karl Enslin führt das in der Sage „Das lutherische Meßbüblein“ in seinem „Frankfurter Sagenbuch“ darauf zurück, dass man sich nach dem Abbau des Galgens nicht mehr an das Galgenfeld in der Nähe des heutigen Bahnhofs habe erinnern wollen und deshalb „an die Stelle des Wortes ‚Galgen‘ einen ähnlich klingenden Namen: Gallus“ gesetzt hätte. Und Enslin fügt noch hinzu „Ob man dabei an jenen römischen Feldherrn und Dichter, oder an jenen christlichen Heiligen, den Gründer des Klosters St. Gallen, oder, weil das Thor nach Westen zu führt, an das Symbol von Frankreich, den gallischen Hahn, oder gar an ‚Gockel, Hinkel und Gackeleia‘ dachte, ist noch nicht klärlich erwiesen. Man darf also einstweilen dabei denken, an was man will, wenn man liest, hört und sagt: Gallusthor, Gallusfeld, Galluswarte, Gallusanlage, Gallusstraße.“

Zumindest der Name des rund um die alte Warte gelegenen Gallusviertels scheint mit der Gründung der St.-Gallus-Gemeinde zu Beginn des 20. Jahrhunderts zusammenzuhängen und diese ist eindeutig nach dem Heiligen benannt. Mag auch die Herkunft des neuen Namens der Warte nicht eindeutig gesichert sein, so ist zumindest sicher, dass die Galluswarte als Turm der Frankfurter Landwehr (neben der Bockenheimer, Friedberger und Sachsenhäuser Warte) ursprünglich der Verteidigung der Stadt diente, was man heute noch an den tiefen Schießscharten in den Mauern erkennen kann.

Der spätgotische Wachturm mit seinen 3,50 m dicken Mauern diente 1414 als steinerner Ersatz für einen älteren Turm, der noch aus Holz gefertigt war. Bei der erfolgreichen Verteidigung der Stadt gegen die protestantischen Truppen unter Moritz von Sachsen im Jahr 1552 brannte die Galluswarte aus und musste in der Folge wiederhergestellt werden. Von der ursprünglichen Warte sind heute noch der Turm und ein kleines Stück der Umfassungsmauer erhalten. Weitere Gebäude neben dem eigentlichen Turm, die Teil der Wehranlage waren, sind nicht erhalten geblieben. Der Turm enthält auch noch die alte Stube des Turmwächters. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts erfuhr die Galluswarte eine nicht unbedingt glückliche Erweiterung durch eine Toilettenanlage und einen Kiosk, der indes auch schon wieder historisch ist und an die Nachkriegszeit erinnert, als es in Frankfurt viele Kioske dieser Art gab. Für die Zukunft ist eine Umgestaltung der Galluswarte und ihrer Umgebung geplant, für die 2011 bereits ein Ideenwettbewerb stattfand.

Erst mit dem Aufstieg Frankfurts als Messestadt im Mittelalter wurde auch das Wegenetz rund um die Stadt dichter und auch Straßen des Fernverkehrs nahmen jetzt ihren Weg durch die Stadt. Eine dieser Fernverkehrsstraßen, die Via Regia, führte an der Galluswarte vorbei in die Stadt hinein. Tausende Reiter und Pferdewagen kamen hier regelmäßig vorbei. Wichtig für Frankfurt war die Via Regia unter anderem als Verbindung der beiden Messestädte Frankfurt und Leipzig. Für die Via Regia musste Wegezoll geleistet werden. Dafür war sie aber auch gegen Räuber gesichert. Im Osten verläuft die Straße weiter über Bad Hersfeld in Richtung Thüringen.

Neben der alten Warte trägt der heutige Frankfurter Stadtteil „Gallus“ diesen Namen. Es war ein Stadtteil, der vor allem von Handwerkern und Arbeitern geprägt war, die sich hier im späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in der Nähe der neu entstehenden Industrieanlagen – wie der Schreibmaschinenfabrik Adlerwerke – und des 1888 eröffneten Hauptbahnhofs angesiedelt hatten. An die Frankfurter Industriekultur erinnert auch die in der Nähe der Galluswarte gelegene, aus der Sammlung des Unternehmers Fritz Hochhut entstandene, „Technische Sammlung Hochhut“ in der u. a. historische Werkzeugmaschinen, Motoren und Fahrzeuge besichtigt werden können. In den letzten Jahren wurde das Gallusviertel durch das neu entstandene Europaviertel auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs erweitert.

Adresse

Galluswarte
gegenüber Mainzer Landstraße 238
60326 Frankfurt am Main

Technische Sammlung Hochhut

Hattersheimer Straße 2-6

60326 Frankfurt am Main

Besichtigung nach Voranmeldung:

069-7392796/0157-37499275

www.technische-sammlung-hochhut.de


*****
Textquellen:

Informationstafeln vor Ort (gefördert durch die „Stiftung Flughafen Frankfurt/Main“).

Enslin, Karl: Frankfurter Sagenbuch. Sagen und sagenhafte Geschichten aus Frankfurt am Main. Frankfurt a. M. 1861.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Galluswarte_(Wartturm)< abgerufen am 29.03.2019.

>https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=3793411&_ffmpar[_id_inhalt]=32800< abgerufen am 29.03.2019.

>https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2835&_ffmpar[_id_inhalt]=12904< abgerufen am 29.03.2019.


Bildquellen:

Vorschaubild: Galluswarte in Ffm, hinter der S-Bahnbrücke an der Mainzer Landstrasse (die hier einen Knick nach rechts macht) vor der Kirche der St. Gallus-Gemeinde, 2007, Urheber: Dontworry via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Blick vom Goethe-Haus zum Galgentor, um 1750, Urheber: Carl Theodor Reiffenstein, 1840; Bereitgestellt durch: Mylius via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Wahrzeichen: die Galluswarte aus dem Jahr 1414, 2004, Urheber: Melkom via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Galgentor auf dem Belagerungsplan, 1552, Urheber: Conrad Faber von Kreuznach; Bereitgestellt von: Mylius via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Galluswarte, Tram-Haltestelle und Bahnbruecke mit S-Bahn-Station, Blickrichtung Messe, Richtung Westbahhof, 2008, Urheber: Dontworry via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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