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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

Nic

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Sebastian Rinz

Sebastian Rinz

Sabine Gruber

Nicht nur die Architekten und Straßenbauer haben im Laufe der Jahrhunderte das Erscheinungsbild Frankfurts geprägt, sondern auch die in der Stadt tätigen Landschaftsgärtner. Die von ihnen angelegten Parkanlagen sind zu einem großen Teil noch heute im Stadtbild erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich. Einer der Gärtner, die in Frankfurt die nachhaltigsten Spuren hinterlassen haben, war Sebastian Rinz, ein gebürtiger Bayer, der jedoch im Laufe seiner Karriere in die Handelsstadt berufen wurde und dort die Möglichkeit erhielt, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts maßgeblich an der Modernisierung und Verschönerung des Stadtbilds mitzuwirken.

Sebastian Rinz wurde 1782 in Haimhausen bei München geboren. Wie es im 18. Jahrhundert noch weithin üblich war, erlernte er nach einem Schulbesuch von acht Jahren das Handwerk seines Vaters, eines Gärtners. Seine Gärtnerlehre absolvierte er nicht irgendwo, sondern wie auch sein Vater an einem Hof, in seinem Fall in der noch heute bestehenden barocken Gartenanlage des Schlosses Schleißheim bei München, die das Werk des französischen Gartenarchitekten Dominique Girard (1680-1739) ist. Seine erste Arbeitsstelle trat Rinz 1799 in der Hofgärtnerei der Würzburger Residenz an. Dieser Abschnitt seiner Karriere erwies sich als besonders ergiebig, weil er ihm die Möglichkeit bot, sowohl in einer älteren barocken Gartenanlage als auch in einer nach dem neuen englischen Stil gestalteten zu arbeiten. Seit 1801 arbeitete Rinz im Park des in der Nähe Aschaffenburgs gelegenen Schlosses Schönbusch, dem Sommersitz der Mainzer Fürstbischöfe. Dieser Park war von dem berühmten Gartenarchitekten Friedrich Ludwig Sckell (1750-1823), der wesentlich an der Einführung des englischen Landschaftsgartens in Deutschland beteiligt war, geprägt worden. Im Jahr 1808 wurde Rinz dann neuer Frankfurter Stadtgärtner, nachdem er zuvor schon vom Fürstprimas der Rheinbundstaaten, Karl Theodor von Dalberg, den Auftrag erhalten hatte, die Frankfurter Stadtwälle, die in früheren Zeiten als Verteidigungsanlage gedient hatten, neu zu gestalten. Die Reste der Befestigungsanlagen waren geschleift worden und an ihrer Stelle sollten öffentliche Grünanlagen entstehen.

Im Laufe der folgenden Jahrzehnte legte Rinz anstelle der Festungsanlagen einen umfangreichen Grüngürtel an, der noch heute als Frankfurter Anlagenring (oder Cityring) erhalten ist. Seine Arbeiten begann er mit der heutigen Bockenheimer Anlage und der Eschenheimer Anlage. Es folgten die Friedberger Anlage, die Taunusanlage, die Gallusanlage und schließlich die Obermainanlage. Die zahlreichen Pflanzen, die er für die umfangreichen Gartenanlagen benötigte, beschaffte Rinz aus dem Wald – dem Frankfurter Stadtwald und aus dem nahegelegenen Taunus. Exotischere Pflanzen wurden aus Besitzungen des Fürstprimas von Dalberg beschafft. An die umfangreichen Arbeiten Rinz‘ am Anlagenring erinnert nicht zuletzt ein Ölgemälde Jakob Beckers, das Rinz als distinguierten älteren Herren mit Stock und Zylinder beim Spazierengehen in den von ihm geschaffenen Anlagen zeigt. Weitere prägende Werke Rinz’ in Frankfurt waren die Grünanlagen auf dem 1828 eröffneten neuen, im Stil englischer Landschaftsgärten gestalteten Hauptfriedhof, der Günthersburgpark und das Nizza am Mainufer. Unter den Schülern, die Rinz im Laufe seiner langen Tätigkeit in Frankfurt ausbildete, war auch Heinrich Siesmayer (1817-1900), der Schöpfer des Frankfurter Palmengartens.

Wie wichtig die Stadt Frankfurt die Position ihres Stadtgärtners nahm, zeigt, dass Rinz, anders als viele andere Zuwanderer, die zum Teil jahrelang auf die Gewährung des Frankfurter Bürgerrechts warten mussten, im Jahr 1811 ohne großen bürokratischen Aufwand Frankfurter Neubürger werden konnte. Neben seiner Arbeit als Stadtgärtner führte Rinz noch eine private Blumen- und Samenhandlung, die – wie eine 1862 in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ erschienene Werbeanzeige zeigt – alles bot, was die damaligen gartenverliebten Großstädter benötigten, um eigene Haus- und Wintergärten oder auch größere Landschaftsgärten anlegen zu lassen: „S. & J. Rinz, Handelsgärtner in Frankfurt a. M. empfehlen einem pflanzenliebsamen Publicum ihre reichen Vorräthe Obst- und Zierbäume, Zierstauben, Coniferen, Rosen, Staudengewächse, Kalt- und Warmbaupflanzen, namentlich Azalea indica, Rhododendron, Camellia und eine reiche Auswahl von Pflanzen, geeignet für Zimmerdecoration. Die ausgedehnten Culturen, die Baumschulen der Anstalt halten über 40 Morgen, acht Gewächshäuser bedecken eine Fläche von mehr als 20.000 Quadratfuss mit Glas, gestatten die Ausführung von Gartenanlagen und Ausstattungen von Gewächshäusern zu billigem Preise bei sorgfältiger Ausführung. Der so eben erschienene Preiscourant wird franco und gratis ausgegeben.“

Rinz blieb, obwohl damals schon im Pensionsalter, bis zu seinem Tod im Jahr 1861 Frankfurter Stadtgärtner. Die Besetzung seiner Nachfolge hatte aus heutiger Sicht ein „Geschmäckle“, denn neuer Stadtgärtner wurde Rinz‘ Enkel Andreas Weber (1832-1901), der schon zuvor für ihn gearbeitet hatte. An Sebastian Rinz erinnert heute ein 1892 errichtetes Denkmal in der Friedberger Anlage und eine nach ihm benannte Straße im Stadtteil Westend, die sicher nicht zufällig an einem großen Park, dem Grüneburgpark, verläuft. Begraben wurde Rinz auf dem von ihm selbst gestalteten Hauptfriedhof, in einem schlichten Grab unter einer Libanonzeder, die er selbst gepflanzt hatte.


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Textquellen

Allgemeine Zeitung: Nr. 284, Sonnabend 11, Oktober 1862.

Bauer,Thomas; Vogt,Barbara: Rinz, Sebastian in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe) abgerufen von >http://frankfurter-personenlexikon.de/node/896< abgerufen am 30.11.2020.

Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan herausgegeben von Waldemar Kramer, sechste, neubearbeitete Ausgabe, Frankfurt a. M., 1973.

Meyer,Thomas: Stadtgärtner und Gartenbaudirektoren in Frankfurt am Main in: Entwicklung der Gärten und Grünflächen in Frankfurt am Main: Historisches Museum Frankfurt am Main, 1988, S. 90-95.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Rinz< abgerufen am 02.12.2020.

>https://www.frankfurt-zoom.de/strassen/sebastian-r...< abgerufen am 2.12.2020.

>http://www.frankfurt-nordend.de/fr_rinz_sebastian....< abgerufen am 02.12.2020.

>https://stadtundgruen.de/index.php?id=64&L=0%27A%3...< abgerufen am 02.12.2020.


Bildquellen:

Vorschaubild: Sebastian Rinz, Radierung von J. Eissenhardt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Das Rinz-Denkmal in den Frankfurter Wallanlagen, 2009, Urheber: Frank Behnsen via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Blick von der Friedensbrücke auf das Nizza, 2010, Urheber: Dontworry via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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