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Der Heddernheimer Fastnachtsumzug

Der Heddernheimer Fastnachtsumzug

Sabine Gruber

Zwei Feiertage haben die Frankfurter allen anderen Gemeinden in Deutschland voraus: den Wäldchestag am Dienstag nach Pfingsten und den Fastnachtsdienstag, den Tag, an dem in Heddernheim der legendäre Fastnachtszug „Klaa Paris“ stattfindet. Traditionelle Frankfurter Arbeitgeber gaben ihren Angestellten früher an den Nachmittagen beider Tage frei. Die meisten Frankfurter müssen inzwischen zwar an beiden Tagen arbeiten, aber manche beantragen Urlaub und viele feiern den Wäldchestag und den Fastnachtsdienstag zumindest noch am Abend mit.

Der Heddernheimer Fastnachtszug startete 2019 bereits zum 180. Mal, und passend zum halbrunden Jubiläum und zum Start der Fastnachtssaison am 11.11. umfasste der Zug 111 Nummern. Die Zuschauer und Zuschauerinnen mussten sich also Zeit nehmen, aber langweilig ist ihnen mit Sicherheit nicht geworden. Andere Fastnachtszüge in und um Frankfurt brachten es nie zur selben Bekanntheit wie der Heddernheimer Zug. Das im Jahr 802 erstmals urkundlich erwähnte und 1910 eingemeindete Heddernheim im Norden Frankfurts, das schon seit dem späten 19. Jahrhundert als „Klaa (Kleines) Paris“ bezeichnet wird, ist unbestritten die Fastnachtshochburg Frankfurts. Dass die Fastnacht hier so wichtig genommen wird, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass der Ort früher zu Kurmainz gehörte und deshalb dort die katholischen Einwohner überwogen. Vermutlich hat auch die Bezeichnung „Klaa Paris“ mit der größeren Feierfreude zu tun, die Katholiken in überwiegend evangelischen Gegenden nachgesagt wurde, und natürlich auch mit der Lebenslust, die man den „richtigen“ Einwohnern von Paris schon im 19. Jahrhundert überall nachsagte.

Seinen Ausgang nimmt der Fastnachtszug seit seinem Bestehen von dem klassizistischen Brunnen aus dem Jahr 1839, der vor dem Haus Nr. 47 in der Straße „Alt Heddernheim“ steht, auch „Gemaa Bumb“ (Gemeindepumpe) genannt. Kurz nach der Errichtung des Brunnens fand der erste Fastnachtszug statt, um die Errichtung des für die damalige Zeit sehr fortschrittlichen Brunnens zu feiern. Heddernheimer, die den Mainzer Fastnachtszug gesehen hatten, regten an, es in Heddernheim den Mainzern gleichzutun. Der Brunnen, von dem der Fastnachtszug ausgeht, fährt auch selbst im Zug mit – natürlich nur als Kopie aus Pappmaché. Bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts gehörte zum Heddernheimer Zug auch die vorherige „Erstürmung“ des Hessischen Rundfunks. Heute wirkt der jeweilige Intendant des Hessischen Rundfunks an der Vorbereitung des Zuges mit. Der Verein „Zuggemeinschaft Klaa Paris e.V.“ nennt als Route des 180. Zuges: „In der Römerstadt – Alt Heddernheim – Heddernheimer Landstr. – Dillgasse – Brühlstr. – Hessestr. – Heddernheimer Landstr. – Domitiastr. – Cohausenstr. – Mark-Aurel-Str. – Heddernheimer Landstr. – Oranienstr. – Habelstr.“ Im Anschluss an den Zug verstreuen sich die Närrinnen und Narren auf die Lokale und Vereinshäuser der Umgebung, um dort weiter zu feiern. Beim 179. Zug im Jahr 2018 wurde die Oberbürgermeisterwahl zum Anlass für einen Motivwagen genommen, der drei der Kandidaten an einem Wettschwimmen zum Rathaus teilnehmen ließ: Peter Feldmann (SPD), Bernadette Weyland (CDU) und Volker Stein (unabhängig) – natürlich in passender Badekleidung.

Wie wichtig der Fastnachtsdienstag auch in anderen Teilen der Stadt schon im 19. Jahrhundert war, zeigt nicht zuletzt, dass in der gesamten Stadt die Bäcker und Gastronomen ihr Angebot im Hinblick auf den Fastnachtszug variierten. So boten Anzeigen im Frankfurter Intelligenzblatt vom 14. Februar 1858 unter anderem Folgendes an: „Fastnacht-Dienstag. Warme Brödchen u. Faschings-Krapfen. ‚Stadt Wiesbaden‘, Münzgasse.“, „Fastnacht. Dienstag den 16. Februar, wo ein großer Maskenzug in Heddernheim stattfindet, nehme ich ganz vorzüglichen Aepfelwein nebst gutem Kitzinger Bier in Zapf, auch wird für Speisen bestens gesorgt sein. Hr. Hahn, Gastwirth zu Eschersheim.“, „Faschings-Krapfen, á 2, 3 und 4 kr. per Stück, täglich zweimal frisch vorräthig und Fastnacht (Dienstag) den ganzen Tag über stets frisch zu haben bei S. M. Sichel, Conditor, Fahrg. 136, der Döngesg. über.“

Auch ein Fastnachtsmuseum gibt es am Rande von Heddernheim, im Nordwestzentrum, seit inzwischen bereits 28 Jahren (zunächst noch an einem anderen Ort gelegen). Die Exponate wurden von den Frankfurter Karnevalsvereinen zusammen getragen. Eine Ergänzung der Sammlung ist durchaus willkommen. Zu sehen sind neben Kostümen und Uniformen seit dem späten 19. Jahrhundert auch zahlreiche Dokumente aus der Geschichte des Frankfurter Karnevals, aber auch aus anderen Regionen Deutschlands.


Adresse des Fastnachtsmuseums

Nordwestzentrum

Titus-Forum

Walter-Möller-Platz 2

60439 Frankfurt a. M.

Öffnungszeiten: Mo bis Sa, 10-22 Uhr,

Eintritt frei (Stand: Juni 2019)


*****

Textquellen:

Beilage zum Frankfurter Intelligenzblatt von Sonntag, 14. Februar 1858.

Lohne, Hans: Mit offenen Augen durch Frankfurt: Ein Handbuch der Brunnen, Denkmäler, Gedenkstätten und der Kunst am Bau, Frankfurt a. M., 1969.

Verborgene Kostbarkeiten in Frankfurter Stadtteilen und Vororten, Hrsg. vom Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, Frankfurt a. M., 1991.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Klaa_Paris< aufgerufen am 29.06.2019.

>https://www.zuggemeinschaft.de/< aufgerufen am 29.06.2019.

>https://www.grosser-rat.de/fastnachtsmuseum/< aufgerufen am 29.06.2019.


Bildquellen:

Vorschaubild: Fastnachtszug 2009: Motivwagen zur Umweltzone, Urheber: Gerbil via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Fastnachtszug 2008: Musikgruppe, Urheber: Gerbil via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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