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Florian Russi

Achim und Bettina von Arnim

Sie waren als Dichterehepaar einmalig in der deutschen Literaturgeschichte. Bekannt ist Achim von Arnim bis heute vor allem durch die Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“, die er zusammen mit Bettinas Bruder Clemens Brentano herausgab.

Die Goldkammer

Die Goldkammer

Ralph Zade

Das neueste Museum Frankfurts – es wurde im Mai 2019 eröffnet – besitzt die ältesten Exponate. Und auch sonst birgt es einige Überraschungen. Wer die Villa am Kettenhofweg 27 im südlichen Westend, einen schlichten, spätklassizistischen Bau aus den frühen 50er Jahren des 19. Jahrhunderts, betritt, hat erst einmal keine Vorstellung davon, was hier an eine Kammer erinnern soll. Die in manchen Reiseführern zu lesende Aussage, der denkmalgeschützte Bau beherberge die Goldkammer, das Frankfurter Goldmuseum, ist zumindest unpräzise. Denn es ist nicht das Gebäude selbst, in dem sich die Ausstellungsräume befinden – man findet sie darunter. Das ist dem Denkmalschutz geschuldet, der es unmöglich machte, das geschützte Gebäude für die Einpassung der Museumsräume umzubauen. Nachträglich erweist sich dies aber als Segen, denn die ungewöhnliche Form der Präsentation passt nicht nur zum Thema, sondern die unterirdische Unterbringung ermöglicht auch ein innovatives Konzept, das sonst so nicht verwirklicht worden wäre.

Nach dem Ticketkauf zu ebener Erde fährt man mit dem Fahrstuhl nach unten. Dieser ist künstlich verlangsamt, um den Eindruck zu erzeugen, weit in die Tiefe zu fahren, gewissermaßen in ein Bergwerk – hier versteht man schon besser, warum das Museum „Kammer“ heißt. Kammer – das weckt einen Anklang an „Schatzkammer“, vielleicht auch an „Grabkammer“, denn auch in solchen fand sich vor Jahrhunderten Gold, das die Begrabenen ins Jenseits begleiten sollte. Gold – das ist das Thema dieses kleinen aber feinen Museums (dass es relativ klein ist, merkt man aufgrund geschickter Raumgestaltung gar nicht), und zwar Gold in allen seinen Facetten: Naturwissenschaft, Kunst, Kultur und Geschichte, Wirtschaft.

Der Parcours durch die sieben Teile der Ausstellung beginnt mit einem Prolog. In einem nachgebauten Bergwerksstollen wird man über Entstehung, Gewinnung und Abbau von Gold informiert. Hier finden sich auch schon erste Höhepunkte der Ausstellung: 4,6 Milliarden Jahre alte Meteoriten aus dem Weltall, ein vier Kilogramm schwerer Goldnugget aus Australien, Informationen darüber, dass Gold praktisch unzerstörbar ist und darüber, wofür es benötigt wird – eben nicht nur für Münzen und Schmuck, sondern auch für technische Geräte wie Smartphones.

Mit diesem Grundlagenwissen ausgestattet, verlässt man den Raum durch einen kurzen Gang, dem man bis zum Ende folgt, bevor man nach rechts abbiegend den zweiten Teil betritt. Hier geht es nun um die frühen Hochkulturen und ihre Goldnutzung – Skythen, Thraker und Achämeniden schufen schon hunderte von Jahren vor Christus Artefakte, die auch heute noch beeindrucken können, aber auch im Mitteleuropa der Bronzezeit wurde Gold verwendet, z. B. für einen massiven Armreif, der einen weiteren Höhepunkt der Ausstellung darstellt.

Bereits mehrere Jahrhunderte vor Christus kam es auch zu Münzprägungen, von denen im folgenden, dritten Raum Beispiele zu sehen sind. König Krösus, dessen Name heute in den allgemeinen Wortschatz eingegangen ist, schuf eines der ersten Währungssysteme der Welt. Auch in der Antike behielt Gold einen hohen Stellenwert, wie man im vierten Raum lernen kann. Nicht nur als Münzmetall, sondern auch als Material für Herrscherbildnisse war es von Bedeutung.

Im fünften Raum wechselt man dann den Kontinent. Die mit „Eldorado“ betitelte Ausstellung von Goldartefakten der altamerikanischen Völker zeigt, dass dem Edelmetall hier eine spirituelle Bedeutung zukam, aber nicht nur das – auch als Zeichen weltlicher Macht konnte Gold gesehen werden. Eldorado – das war das Goldland, nach dem die spanischen Kolonisatoren suchten. Die Konquistadoren, für die die Suche nach Goldschätzen eines der wichtigsten Motive ihrer Expeditionen in die Neue Welt war, transportierten reichlich davon ab – nicht alles davon erreichte Europa, wie man im nächsten, dem sechsten und vorletzten Raum sehen kann, der deutlich größer ist als der zum präkolumbischen Gold, der eher Schatzkammer-Format hat. Hier werden in einer Installation mit viel Licht und Glas gesunkene Schatzschiffe und die Suche danach thematisiert. Das Zartblau des Raumes soll Assoziationen zur Meerestiefe wecken.

Im letzten, quadratischen, und ebenfalls für die Verhältnisse des Museums großen Raum wird der chronologische Zusammenhang abgebrochen. Der Abschluss der Ausstellung besteht in der Präsentation von Goldbarren aus der sogenannten Rothschild-Sammlung, der größten Goldbarrensammlung weltweit, aus der hier allerdings nur ein Teil präsentiert wird. Die über 1000 gezeigten Barren stammen von zahlreichen Herstellern aus der ganzen Welt. Von der reinen Goldmenge her präsentiert dieser Raum also wesentlich mehr als die Räume vorher.

Diese kursorische Beschreibung der Ausstellungsgegenstände gibt den Charakter des Museums nur unzureichend wieder. Mithilfe einer sehr geschickten Lichtführung – teilweise erinnern die Leuchtkörper dabei bewusst an Grubenlampen – werden die Räume vom Eindruck her größer gemacht als sie sind. Das Licht und seine bewusst eingesetzte Führung sind ein wesentliches Element in diesem Museum, nicht nur deshalb, weil sie die Exponate im wahrsten Sinne des Wortes in ein gutes Licht rücken. Der konzentrierte Lichteinsatz in dunklen Räumen steht im Kontrast zum hellen Obergeschoss, in dem sich der Empfang und andere Einrichtungen befinden. 2020 wurde das Museum mit dem Lichtdesign-Preis ausgezeichnet.

 

Projektoren projizieren Informationen auf die Wände und Videos und elektronische Schautafeln vervollständigen das didaktische Konzept. Auch die Raumarchitektur und die verwendeten Materialien sind bis ins Detail durchdacht. Die Verwendung von Stampflehm in den Räumen ruft Assoziationen zu antiken Grabkammern hervor. Das Museum ist damit ein gutes Beispiel für moderne Museumsgestaltung – nicht nur die Exponate sind hochwertig, auch die Präsentation ist es. Freilich führen die Kompaktheit und der Wille zur Popularität dazu, dass Vieles weggelassen wurde – auch nach der spanischen Amerika-Kolonisation spielte Gold in der Weltgeschichte noch eine Rolle. Man bekommt hier im Wortsinne nur Schlaglichter zu sehen, das aber ist durchaus eindrucksvoll und informativ. Auch und gerade für Kinder kann das Museum ein Erlebnis sein.

Wer wieder an der Oberfläche ist, kann im Museumsshop Mitbringsel erstehen, von Bleistiften bis hin zu hochwertigen Pretiosen, oder im Restaurant „Aureus“ gut essen – auch eine Bar gibt es.

Finanziert wurde das privat betriebene Museum von der Degussa Sonne/Mond Goldhandel GmbH und hat deshalb auch ein wenig Werbecharakter – angesichts der interessanten Ausstellung kann man das verschmerzen. Dass die Goldkammer außerhalb von vereinbarten Gruppenführungen nur an jedem 1. Samstag im Monat geöffnet ist, ist da schon ein größerer Wermutstropfen.

 

 

Adresse:

Kettenhofweg 27

60325 Frankfurt am Main

 

Öffnungszeiten:

jeder 1. Samstag des Monats

11:00 - 17:00 Uhr

 

*****

Textquellen:

Website der Goldkammer: >https://www.goldkammer.de/< abgerufen am 29.11.2022.

Die Goldkammer auf Frankfurt-Tipp: >https://www.frankfurt-tipp.de/freizeit/s/freizeit/die-goldkammer-frankfurt-neues-museum.html< abgerufen am 29.11.2022.

Die Goldkammer in der DBZ: >https://www.dbz.de/artikel/dbz_Die_Goldkammer_Frankfurt_a.M._3494700.html< abgerufen am 29.11.2022.

Die Goldkammer auf baunetzwissen.de: >https://www.baunetzwissen.de/elektro/objekte/kultur-bildung/museum-goldkammer-in-frankfurt-am-main-7306523< abgerufen am 29.11.2022.

Die Goldkammer im Varta-Guide: >https://www.varta-guide.de/freizeit-guide/freizeit-ideen/goldkammer-frankfurt-auf-den-spuren-des-goldes/< abgerufen am 29.11.2022.

Die Goldkammer im MD-Magazin: >https://www.md-mag.com/projekte/lighting-projekte/lichtinszenierung-museum/< abgerufen am 29.11.2022.

Bericht auf architekturexklusiv-premium zum Lichtdesign-Preis: >https://architekturexklusiv-premium.de/museum-goldkammer-ist-sieger-des-renommierten-lichtdesign-preises-2020/< abgerufen am 29.11.2022.

Website des Restaurants Aureus: >https://aureus-restaurant-im-goldmuseum.de/< abgerufen am 29.11.2022.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Frankfurt, Kettenhofweg 27, 2014, Urheber: Karsten11 via Wikimedia Commons CC0.

Gold-t06-90a, 2010, Urheber: Rob Lavinsky via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

 

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