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Dieses Gedichtsbändchen ist liebevoll gestaltet und mit Fotos versehen. Es wendet sich an Leser, die bereit sind, aufmerksam hinzuhören und sich einzulassen auf die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Schicksal.

Das Nationalhaus (auch: Schweizer National-Haus)

Das Nationalhaus (auch: Schweizer National-Haus)

Sabine Gruber

Das Frankfurter Stadtbild ist nicht nur von architektonischen Verlusten wie dem des größten Teils der Altstadt während des Zweiten Weltkriegs geprägt, sondern auch von neuen architektonischen Errungenschaften. Zu diesen, wenn auch seit ihrer Entstehung nicht unumstrittenen Errungenschaften zählen die zahlreichen Hochhäuser, die Frankfurt seine berühmte Skyline und den Spitznamen "Mainhattan" eingebracht haben und deren architektonischer Wert immer stärker erkannt wird. Nicht zuletzt deshalb hat die Frankfurter Tourismus + Congress GmbH 1995 das in unregelmäßigen Abständen stattfindende "Wolkenkratzer-Festival" ins Leben gerufen, das sich diesen, das Stadtbild prägenden Gebäuden widmet. Während des Wolkenkratzer-Festivals, das bisher fünf Mal stattgefunden hat, werden die oberen Etagen der teilnehmenden Hochhäuser für die Öffentlichkeit geöffnet. An den Festivals war bisher eine wachsende Zahl von modernen Hochhäusern beteiligt und - sozusagen außer Konkurrenz und mit etwas Augenzwinkern - auch der Eschersheimer Turm als ehemals höchstes Gebäude der Stadt.

Eines der interessantesten Hochhäuser der Stadt war bislang noch nicht während des Wolkenkratzer-Festivals von innen zu sehen: das sogenannte Nationalhaus. Es hat seinen Namen von dem Bauherrn und früheren Nutzer des Gebäudes - der Schweizer National-Versicherung. Das Nationalhaus gehört zu den frühen Hochhäusern Frankfurts und wurde in den Jahren 1962 bis 1964 nach Plänen der bekannten Frankfurter Architekten Max Meid (1910-2009), einem Schüler Hans Poelzigs (1869-1936), und Helmut Romeick (1913-1990), einem Schüler von Paul Bonatz (1877-1956), an einem prominenten Standort direkt am Main errichtet. Dort bildet es einen interessanten Kontrast zu den - von der Untermainbrücke aus gesehen - links daneben liegenden niedrigen klassizistischen Häusern und den rechts und dahinter liegenden neueren Hochhäusern. Obwohl das Nationalhaus in der Anfangszeit des Frankfurter Hochhausbaus entstanden ist, wirkt es auch auf heutige Betrachterinnen und Betrachter noch interessant und außergewöhnlich.

Mit seinen 56 Metern und seinen 17 Stockwerken hat es im Vergleich zu neueren Hochhäusern eine eher moderate Höhe. Das graugrüne schmale Gebäude bildet den turmartigen Abschluss der daneben liegenden längeren alten Häuserreihe, die den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden hat. Wie Alexander Matthias und Gerd Kittel in ihrem Buch über "Hochhäuser in Frankfurt" betonen, sei es "schon kurz nach seiner Fertigstellung zu einem der Klassiker unter den Frankfurter Hochhäusern geworden" und man verzeihe ihm gern "den harschen Übergang zur klassizistischen Nachbarbebauung", weil "es die wohl schönste Kiste der Stadt" sei. Dass das Gebäude nicht wie so manches andere Hochhaus klotzig, sondern im Gegenteil sehr elegant und leicht wirkt, hat es seiner sehr raffinierten Konstruktion zu verdanken. Es wurde so gebaut, dass seine "Geschoßdecken [...] frei schwebend zwischen einem Stahlbetonkern und fünf den gesamten Turm umspannenden Betonbügel [!] eingehängt" (Matthias/Kittel) wurden. Weil die Bügel mit Kupferblech verkleidet wurden, erwecken sie den Anschein von Stahlträgern. Das Gebäude schwebt also vermeintlich in einem Stahlrahmen. Leicht wirkt das Nationalhaus auch wegen seiner vielen in Bändern angeordneten Fenster.

Weil das zu Beginn des neuen Jahrtausends schon unter Denkmalschutz stehende und damals fast vier Jahrzehnte alte Nationalhaus mit seinen zahlreichen Fenstern, fehlender Dämmung, Klimatisierung und einer inzwischen unüblichen Aufteilung der Räume nicht mehr aktuellen Erfordernissen an Bürogebäude entsprach, wurde es in den Jahren 2004 bis 2006 durch die Offenbacher Architekten Piolek und Marquardt (Projektleitung Timm Knief) umfassend saniert. Es ist, auch um die Auflagen des Denkmalschutzes zu erfüllen, zwar in seiner Grundstruktur erhalten geblieben, wurde aber im Äußeren verändert. Vor allem betraf diese Veränderung die verwendeten Materialien, aber auch die Aufteilung einzelner Elemente der Fassade. Die für das Gebäude namensgebende Schweizer Nationalversicherung hat es inzwischen verlassen. Neuer Besitzer ist seit 2010 wieder eine Versicherungsgesellschaft, die Nürnberger Versicherung.

 

Adresse

Neue Mainzer Straße 1

60311 Frankfurt am Main

 

 

*****

Textquellen:

Matthias, Alexander; Kittel, Gerd: Hochhäuser in Frankfurt, Frankfurt a. M., 2006.

Seib, Adrian: Frankfurt am Main, Stuttgart, 2020.

Seib, Adrian: Romeick, Helmut in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe) abgerufen von >https://frankfurter-personenlexikon.de/node/8902< am 24.04.2023.

>https://www.architektur-bildarchiv.de/image/Nationalhaus-Frankfurt-am-Main-49091.html< abgerufen am 24.04.2023.

>https://www.architektur-bildarchiv.de/image/B%C3%BCrogeb%C3%A4ude-Schweizer-National-Frankfurt-am-Main-21075.html< abgerufen am 24.04.2023.

>https://deu.archinform.net/projekte/22014.htm< abgerufen am 24.04.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Meid< abgerufen am 24.04.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Wolkenkratzer-Festival< abgerufen am 24.05.2023.

 

Bildquellen:

Vorschaubild:

Frankfurt National-Haus.6204, 2013, Urheber: Epizentrum via Wikimedia Commons CC BY 3.0.

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