Frankfurt-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Frankfurt-Lese
Unser Leseangebot

Der Bettnässer

Russi thematisiert in seinem neuen, einfühlsamen Roman die gesellschaftlichen und psychischen Probleme eines Jungen, dessen Leben von Unsicherheit und Angst geprägt ist.

Auch als E-Book 

Die Friedberger Warte

Die Friedberger Warte

Sabine Gruber

Heute liegt die Friedberger Warte an der breit ausgebauten Friedberger Landstraße im Frankfurter Stadtteil Nordend, einem modernen Verkehrsknotenpunkt, und sie wirkt ein wenig verloren, wie ein schönes Erinnerungsstück, das jemand hier vor vielen Jahren versehentlich liegen gelassen hat. Einst hatte das pittoresk wirkende Gebäude vor allem eine wichtige praktische Funktion. Es war Teil der Frankfurter Stadtbefestigung und es lag anders als heute ein ganzes Stück vom städtischen Trubel entfernt in der ländlichen Umgebung Frankfurts. Genauer gesagt war die Friedberger Warte eine von mehreren Warten, die im Rahmen der seit dem Ende des 14. Jahrhunderts errichteten Landwehr gebaut wurden. Die Landwehr umfasste, anders als die Stadtmauer, auch die unmittelbare ländliche Umgebung Frankfurts, insgesamt einen Umkreis von drei bis vier Kilometern. Sie bestand vor allem aus einem tiefen Graben, der teilweise zu einem Doppelgraben ausgebaut war. Der Graben wurde zusätzlich durch dichte, als „Gebück“ bezeichnete Hecken gesichert. Außer der Friedberger Warte sind die Sachsenhäuser Warte, die Galluswarte und die Bockenheimer Warte bis heute erhalten. Der Erhaltungszustand der Friedberger Warte ist der beste. Bei den Warten handelte es sich um Gehöfte mit starken Türmen, die zudem über Wehrgänge verfügten. 24 Stunden lang befanden sich Wächter auf den Türmen.

Anlass für die Errichtung der Friedberger Warte war die Tatsache, dass 1475 das Reichslehen Bornheim an Frankfurt gefallen war, und die Warte den neuen städtischen Besitz sichern sollte. Sie wurde 1478 an einem Ort errichtet, an dem zuvor bereits ein seit 1350 urkundlich erwähnter Wartturm stand. Das Gebäudeensemble bestand und besteht aus einem rechteckigen Hof, um den sich mehrere Gebäude unterschiedlicher Größe gruppierten. Eines davon ist ein an der – vom Eingang aus gesehen – linken Ecke platzierter Turm.

Während des Schmalkaldischen Kriegs fand 1546 an der Warte eine für die Frankfurter erfolgreiche Auseinandersetzung mit kaiserlichen Truppen statt. Im folgenden Jahrhundert wurde die Warte während des Dreißigjährigen Kriegs im Jahr 1634 von den Kroaten in Brand gesteckt und weitgehend zerstört. Bereits drei Jahre später wurde sie, ihrer damaligen militärischen Bedeutung entsprechend, wieder aufgebaut, verlor seitdem aber stark an Bedeutung für die Verteidigung der Stadt und wurde zunehmend für andere Zwecke genutzt, unter anderem als Feuerwache. Im 19. Jahrhundert wurde das Wohngebäude der Warte aufgestockt. Im selben Jahrhundert hatte ein sogenannter Chausseegeld-Erheber seinen Sitz an der Friedberger Warte. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Warte unzerstört.

Die wenig attraktive räumliche Situation der Warte inmitten eines Kreisverkehrs wurde in den Jahren 2011 bis 2017 im Zusammenhang mit der neuen Straßenbahnlinie 18 verbessert. Die umgebenden Straßen wurden neu angeordnet, sodass sie jetzt alle im Westen der Friedberger Warte verlaufen. Durch die Umgestaltung entstand an der Warte ein Platz, der Raum für Märkte und Veranstaltungen aller Art bietet. Jeden Dienstag findet dort von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr ein Wochenmarkt statt. Die Friedberger Warte ist heute als „Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen Gründen“ in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen, aber nicht nur das, sie ist auch eine Wirtschaft, die das Frankfurter Hausgetränk Apfelwein – aber auch Bier – ausschenkt und dazu passende Spezialitäten aus der regionalen Küche bietet. Auch der Apfelweinausschank in der Warte kann bereits auf eine lange Tradition zurückblicken, die in diesem Fall aber nur auf das 18. Jahrhundert zurückgeht.

 

 

 

Adresse

Friedberger Warte

Friedberger Landstraße 414

60389 Frankfurt am Main

 

*****

Textquellen:

Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, neu bearbeitet von Ernst Gall, Südliches Hessen, München/Berlin, 1950.

Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan herausgegeben von Waldemar Kramer, Sechste, neubearbeitete Ausgabe, Frankfurt a. M., 1973.

Frankfurt am Main und seine Bauten, Hrsg. vom Frankfurter Architekten & Ingenieur-Verein, Frankfurt a. M., 1886.

Staats-Handbuch der Freien Stadt Frankfurt: Unveränderter Neudruck der Originalausgabe von 1862, Frankfurt a. M., 2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Friedberger_Warte< abgerufen am 01.05.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Stadtbefestigung< abgerufen am 01.05.2023.

>https://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/153175/< abgerufen am 01.05.2023.

>https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/einkaufen-in-frankfurt/maerkte-und-flohmaerkte/wochenmaerkte/wochenmarkt-friedberger-warte< abgerufen am 01.05.2023.

>https://www.stadtplanungsamt-frankfurt.de/neugestaltung_platz_an_der_friedberger_warte_14821.html< abgerufen am 01.05.2023.

>https://www.friedbergerwarte.de/< abgerufen am 01.05.2023.

 

Bildquelle:

Vorschaubild: Frankfurt, Friedberger Warte 2, 2008, Urheber: Aisano via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

Frankfurt, Friedberger Warte 3, 2008, Urheber: Aisano via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

 

 

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Die Galluswarte
von Sabine Gruber
MEHR
Die Hauptwache
von Ralph Zade
MEHR
Die Hellerhofsiedlung
von Sabine Gruber
MEHR

Die Friedberger Warte

Friedberger Landstraße 414
60389 Frankfurt am Main

Detailansicht / Route planen

Werbung
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen