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Iris Wiegand/Florian Russi

Katzenglück: mein 5. Geburtstag

Zum 5. Geburtstag nimmt dich das Kätzchen Tammi Taps mit auf ein spannendes Abenteuer und bringt dir so einiges bei, was dich jetzt schon auf die Schule vorbereitet. 

Auguste Bußmann

Sabine Gruber

Auguste Bußmann, die später selbst in französischer Sprache journalistische Texte veröffentlichte, wurde durch einen Frankfurter Gesellschaftsskandal im Sommer 1807 zum Gegenstand der deutschen Literaturgeschichte. Mehrere Monate später, am 22. Oktober des Jahres, berichtete ihr – inzwischen nicht mehr nur Partner, sondern auch Ehemann – Clemens Brentano in einem Brief an seinen Freund Achim von Arnim, die selbstbewusste junge Frau aus bester Frankfurter Gesellschaft hätte ihn quasi genötigt, gemeinsam mit ihr heimlich die Stadt zu verlassen und damit die beiderseitige Verwandtschaft – ganz gegen seinen Willen – gegen sich aufzubringen: „Daß ich bis jezt nicht geschrieben, daran ist blos tiefer Verdruß, und Schaam über meine Lage schuld, es ist die erbärmlichste ausser dem Hunger, in welche ein armer Poet kommen kann. Es ist um des Teufels zu werden; ohne es selbst zu wollen, wider den Willen der ganzen Bethmännischen Familie, die mich noch verflucht, ohne das [!] ich es verdiene, nach dem ich das Mädchen 5 mahl gesehen […] wirft sich mir Auguste […] Bussmann, Moriz seine Niece, deren Mutter die jezzige Frau von Flavigny ist, mit erschrecklicher Gewalt, nach einigen poetischen Galanterien, die ich ihr von allen ihren Umständen ununterrichtet, gemacht, an den Hals.“ Clemens Brentanos Schwester Meline beschrieb den Sachverhalt wesentlich kürzer und vermutlich der Wahrheit entsprechender so: „Clemens hat die Bußmann entführt. Diesen Morgen haben wir es entdeckt.“

Auguste Magdalene Margarethe Bußmann war am 1. Januar 1791 in Frankfurt am Main in eine reiche Familie hineingeboren worden, musste aber bereits während ihrer Kindheit Verluste und familiäre Umbrüche verkraften. Ihren Vater, den Bankier Johann Jakob Bußmann, lernte sie nie richtig kennen, weil er kurz nach ihrer Geburt starb. Ihre Mutter, Maria Elisabeth Bußmann, heiratete, als Auguste sechs Jahre alt war, den französischen Adligen Victor de Flavigny, zog später mit ihm nach Frankreich und bekam zwei weitere Kinder. Die Vormundschaft für Auguste hatte nach dem Tod ihres Vaters ihr Onkel mütterlicherseits, der bekannte Frankfurter Bankier Simon Moritz von Bethmann, übernommen, der nach der Entführungsgeschichte, wie die Familie Brentano, um den guten Ruf seiner Familie bangte und gemeinsam mit dieser den dringenden Appell an das ungleiche Paar – Auguste war 16, Brentano war erst seit einem Jahr verwitwet und bereits Ende 20 – richtete, zu heiraten. Das passierte auch, am 21. August 1807 im Dom zu Fritzlar. Die Beziehung zu der jungen Frau wurde Brentano wohl schon kurz nach der Hochzeit lästig und auch Auguste Bußmann erkannte wohl, dass ihre Zuneigung für den Dichter eine der Schwärmereien war, zu denen sie neigte.

Jedenfalls scheiterten alle Versuche des Paares, längerfristig zusammen zu leben und weil Auguste wohl auch nicht dem Frauenideal der Zeit entsprach, sondern gelegentlich laut und fordernd auftrat, trennte sich Brentano schon im folgenden Jahr erstmals von ihr und sorgte dafür, dass sie in Allendorf bei Treysa bei einer Pfarrersfamilie leben konnte. Nach dieser Trennung hatte er wohl noch Sehnsucht nach seiner jungen Frau und schrieb lange Gedichte für sie. Vorübergehend lebte das Paar in Landshut wieder zusammen, trennte sich danach jedoch endgültig. Die formelle Scheidung wurde erst 1814 ausgesprochen.

Wie Auguste Bußmann nach der Trennung von Brentano lebte, hatte, im Gegensatz zu ihrer Ehe mit dem Autor, für die Literaturwissenschaft weniger Relevanz. Inzwischen hatte ihr Ruf sicher noch mehr dadurch gelitten, dass sie – immer noch mit Brentano verheiratet – ein uneheliches Kind vom Sohn des Pfarrers bekommen hatte, bei dem sie während der ersten Trennungszeit lebte. Erstmals zeigte sich jetzt, dass auch Auguste über Schreibtalent verfügte, denn sie lebte seit 1812 in Paris und betätigte sich dort als sehr selbstbewusste pro-napoleonische Journalistin. Wie viele Angehörige der besseren Gesellschaft damals sprach und schrieb sie fließend Französisch. Dieses Engagement musste ihren Noch-Ehemann endgültig gegen sie aufbringen, denn er versuchte sich zur gleichen Zeit als Theaterautor im Sinne des neu erwachten deutschen Patriotismus. Ihr Engagement für die Sache Napoleons gipfelte in ihrem, allerdings vergeblichen, Versuch, 1815 den Verbannten in sein Exil auf St. Helena zu begleiten. Ihre Familie lenkte ihr Leben wieder in bürgerliche Bahnen und sorgte dafür, dass sie 1817 eine Konvenienzehe mit dem Juristen Johann August Ehrmann einging, der 1824 in die Handelsgesellschaft ihres inzwischen verstorbenen Onkels eintrat und diese in Paris vertrat. Das Frankfurter Intelligenzblatt meldete am 1. April 1817 in der Rubrik „Proclamirt und ehelich Aufgebotene“: „Herr Johann August Ehrmann, hies. Burger [!] und der Rechten Advocat zu Paris und Frau Magdalene Margarethe Auguste Brentano, geb. Bußmann.“ Mit Ehrmann bekam Auguste drei weitere Kinder.

Sie muss oft unglücklich gewesen sein, sei es aufgrund der schwierigen Situation während ihrer Kindheit, sei es, weil sie ihre Begabungen in ihrer bürgerlichen und vor allem am materiellen Erfolg orientierten Umgebung nicht ausleben konnte, sei es, weil all ihre Versuche, ihre Partner frei zu wählen, scheiterten. Jedenfalls machte sie bereits während ihrer ersten Ehe mehrere Selbstmordversuche und ertränkte sich nach einer – Außenstehenden bedeutungslos erscheinenden – Auseinandersetzung mit ihrem Mann am Karsamstag 1832 in der Nähe ihres Frankfurter Hauses im Main. Während ihr Ex-Mann Clemens Brentano distanziert und moralisch empört über den Tod seiner ehemaligen Frau berichtete, erinnerte sich Augustes Halbschwester, die Schriftstellerin Marie d’Agoult, Lebensgefährtin Franz Liszts und Mutter Cosima Wagners, die ihre ältere Schwester erst spät kennenlernte, in ihren Lebenserinnerungen sehr liebevoll an Auguste, die „voller Zärtlichkeit“ für sie gewesen sei und „unendlichen Geist“ gehabt habe. Auch deren Kinder seien sehr gut erzogen gewesen und hätten ihre „tante-Marie“ sehr geliebt.

Hans Magnus Enzensberger erinnerte 1988 in seinem „Requiem für eine romantische Frau“ an die tragische Lebensgeschichte Auguste Bußmanns. Seine Publikation inspirierte die Regisseurin Dagmar Knöpfel 1999 zu ihrem gleichnamigen Film mit Sylvester Groth als Brentano und Janina Sachau als Auguste Bußmann in den Hauptrollen.

 

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Textquellen:

Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). 2., überarbeitete und erweiterte Ausgabe, Rufolf Vierhaus ( Hrsg.), Bd. 2. Brann – Einslin, München, 2005.

Enzensberger, Hans Magnus: Requiem für eine romantische Frau – Die Geschichte von Auguste Bußmann und Clemens Brentano, Berlin, 1988.

Frankfurter Intelligenz-Blatt, Nr. 26, Dienstag, den 1. April, 1817.

Heyn, Udo: Die Lehrjahre eines Bankherren: Moritz von Bethmann, 1826-1845 in: Tradition: Zeitschrift für Firmengeschichte und Unternehmerbiographie, 17. Jg., Heft 5./6. November/Dezember, 1972, S. 209-232.

Moering, Renate: Amas Sehnsucht wird zum Segel ... Clemens Brentano und Auguste Bußmann in: „Auf Dornen oder Rosen hingesunken“, Eros und Poesie bei Clemens Brentano, Im Auftrag des Freien Deutschen Hochstifts – Frankfurter Goethe-Museum hg. von Hartwig Schultz, Berlin 2003, S. 95-132.

Schultz, Hartwig: Schwarzer Schmetterling, 20 Kapitel aus dem Leben des romantischen Dichters Clemens Brentano, Berlin: Berlin Verlag, 2000.

Stern, Daniel [Marie d’Agoult]: Mes Souvenirs, 1806-1833, Deuxième Èdition, Paris, 1877.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Auguste_Bu%C3%9Fmann< aufgerufen am 30.11.2021.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_de_Flavigny< aufgerufen am 30.11.2021.

>https://www.lagis-hessen.de/pnd/117700231< aufgerufen am 30.11.2021.

 

Bildquellen:

Wilhelm Hensel - Clemens Brentano 1819 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Simon Moritz von Bethmann, 1812. Porträt von Johann Jacob de Lose (1755–1813) via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Marie d’Agoult, Gemälde von Henri Lehmann via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

 

 

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