Frankfurt-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Frankfurt-Lese
Unser Leseangebot

London kommt!

Pückler und Fontane in England

Klaus-Werner Haupt

Hardcover, 140 Seiten, 2019

Im Herbst 1826 reist Hermann Fürst von Pückler-Muskau erneut auf die Britischen Inseln, denn er ist auf der Suche nach einer vermögenden Braut. Aus der Glücksjagd wird eine Parkjagd, in deren Folge die Landschaftsgärten von Muskau und Branitz entstehen. Auch die Bewunderung für die feine englische Gesellschaft wird den Fürsten zeitlebens begleiten.

Theodor Fontane kommt zunächst als Tourist nach London, 1852 als freischaffender Feuilletonist, 1855 im Auftrag der preußischen Regierung. Seine journalistische Tätigkeit ist weitgehend unbekannt, doch sie bietet ein weites Feld für seine späteren Romane.

Die vorliegende Studie verbindet auf kurzweilige Art Biografisches mit Zeitgeschehen. Die Erlebnisse der beiden Protagonisten sind von überraschender Aktualität.

Martin Elsaesser in Frankfurt

Martin Elsaesser in Frankfurt

Ralph Zade

„Alles nei macht der May – alles besser Elsaesser.“ war ein geflügeltes Wort im Frankfurt der zweiten Hälfte der 20er Jahre. Martin Elsaesser, der amtlich „Elsäßer“ hieß, seinen Name selbst aber „Elsaesser“ oder „Elsässer“ schrieb, hat in der Stadt Spuren hinterlassen, die bis heute sichtbar sind, obwohl Frankfurt nur einige Jahre lang, 1925-1932, Zentrum seines Wirkens war. May – Ernst May, der in der Zeit des „Neuen Frankfurt“, eines Stadtplanungsprogramms, das für die Architekturmoderne in Deutschland fast ebenso wichtig ist wie das Bauhaus, Stadtbaurat in Frankfurt war – ist es, der heute in erster Linie mit diesem Programm identifiziert wird. Doch Elsaesser stand an seiner Seite, als Wegbegleiter, als Verbündeter, aber auch als jemand, dessen Vorstellungen teilweise von denen seines Vorgesetzten abwichen.

Es war Ludwig Landmann persönlich, der damalige Frankfurter Oberbürgermeister, der Elsaesser 1925 als Baudirektor des städtischen Hochbauamts berief, was er dann nach einer Umstrukturierung nicht wurde, sondern bloß Leiter der Abteilung Großbauten. Dass sich Landmann bemühte, Elsaesser zu gewinnen, war kein Zufall, denn dieser war bereits zum Zeitpunkt seiner Berufung ein sehr renommierter Architekt. 1884 in Tübingen geboren, hatte er an der TH München und der TH Stuttgart studiert und 1905 eine freiberufliche Tätigkeit als Architekt aufgenommen, zeitweise parallel zu einer Tätigkeit als Assistent bei Theodor Fischer an der TH München (ab 1906) und bei Paul Bonatz in Stuttgart (ab 1911). In Stuttgart war er 1912-20 auch außerordentlicher Professor für Entwerfen, Baugeschichte des Mittelalters und Bauformenlehre, bevor er in Köln Leitender Direktor der Kunstgewerbeschule wurde. Seine Stellung als führender Architekt dokumentierte sich dabei nicht nur in diesen formalen Positionen, sondern auch in seinen Bauten wie etwa  den Stadtpfarrkirchen in Stuttgart-Gaisburg (1910-13) und Oberndorf am Neckar (1914-16) – dass er immer wieder als Kirchbaumeister hervortrat, mag seinen Grund auch darin gehabt haben, dass sein Vater Pfarrer war – und der Stuttgarter Markthalle (1912-14).

Als Höhepunkt seines Schaffens in Frankfurt wird nicht eine Kirche angesehen, sondern eine weitere Markthalle: die 1926-28 erbaute Frankfurter Großmarkthalle. Zumindest im Volksmund wurde aber auch diese ironisch als Kirche bezeichnet, als „Gemieskerch“ nämlich – Gemüsekirche, denn dort wurde überwiegend Obst und Gemüse gehandelt. Der 220m breite, 50m breite und bis zu 23m hohe Monumentalbau mit einer imposanten Deckenkonstruktion war zu seiner Zeit eine architektonische Sensation und wurde auch ingenieurtechnisch bewundert; es war das größte Einzelvorhaben im Rahmen des „Neuen Frankfurt“. Heute ist das Gebäude nur noch teilweise erhalten – es wurde modifiziert und in den Baukomplex der Europäischen Zentralbank integriert.

1926 entstand auch Martin Elsaessers eigenes Wohnhaus, das Haus Höhenblick in der Siedlung Höhenblick im Stadtteil Ginnheim. Das Gebäude, das heute Sitz des schweizerischen Generalkonsulats ist, vereint Elemente der Moderne – klare, reduzierte Formen, Flachdach – mit traditionelleren wie einer Backsteinfassade und Eisengittern. Hieran zeigt sich eine Differenz zwischen den Ansichten von Elsaesser und denen von Ernst May: Während May auf dem absoluten Vorrang der Funktionalität bestand und jeglichen Traditionsbezug ablehnte, trat Elsaesser für eine behutsame Anpassung an Umfeld und Traditionsbezüge ein. Er wollte keinen „Modernismus um jeden Preis“, wie er einmal schrieb. Das führte dazu, dass seine Bauten in Mays Zeitschrift „Das Neue Frankfurt“ nicht berücksichtigt wurden. Mit der Zeit wurden sie jedoch moderner, ohne sich vollkommen an die Postulate modernen Bauens anzupassen.

Bei allen Unterschieden arbeiteten May und Elsaesser grundsätzlich gut zusammen und führten z.B. den Umbau des Gesellschaftshauses im Palmengarten (1930) gemeinsam aus (auch Werner Hebebrand war hieran beteiligt).

Einer der eindrucksvollsten Kirchenbauten Elsaessers ist die achteckige Gustav-Adolf-Kirche von 1927-28 in Niederursel, in der wesentliche Grundsätze modernen Bauens wie Konzentriertheit und Funktionalität aber auch pointierte Lichtnutzung klar hervortreten.

Elsaesser führte in Frankfurt auch verschiedene Schulbauten aus, zuerst die Konrad-Haenisch-Schule (1926-28, heute Pestalozzi-Schule) im Viertel Riederwald, die mit ihrer Ausführung in Backstein und ihren Spitzbogenfenstern noch einen relativ großen Traditionsanteil und auch expressionistische Elemente erkennen lässt. Die Ludwig-Richter-Schule, 1928 errichtet, entsprach dagegen weit mehr den idealen modernen Bauens. Ihre Funktionsorientiertheit zeigt sich unter anderem darin, dass Elsaesser für kleinere Schüler eine zweite Fensterreihe vorsah. Ein noch strenger an den Stilidealen der neuen Sachlichkeit ausgerichteter Stil prägt die Römerstadt-Schule (heute: Geschwister-Scholl-Schule), die das Zentrum der neu errichteten Siedlung Römerstadt bilden sollte. Die Holzhausenschule von 1929 ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil hier versucht wurde, aus einer problematischen Lage das bestmögliche zu machen, was etwa eine lärmgeschützte Anordnung der Klassenzimmer zur Folge hatte.

1929 wurde das Hallenschwimmbad Ost in Fechenheim, ganz im Osten der Stadt, fertiggestellt, an der besonders die Glasfront beeindruckt. Ein ähnlicher Bautypus wird für Schwimmbäder noch heute verwendet. Entwürfe für Hallenschwimmbäder am Messegelände (1929) und an der Wilhelmsbrücke am Nizza (1930) wurden aus finanziellen Gründen nicht ausgeführt; das war auch das Schicksal einer Reihe weiterer Entwürfe Elsaessers.

Als Ernst May 1930 in die Sowjetunion ging, begleitete ihn Elsaesser, anders als eine Reihe anderer Wegbegleiter des Neuen Frankfurt, nicht, sondern blieb bis 1932 in Frankfurt. Von 1932-1937 lebte er in München, danach bis Kriegsende in Berlin und war Teil der sogenannten inneren Emigration. Während der Herrschaft des Nationalsozialismus erhielt er in Deutschland keine Aufträge mehr, konnte jedoch einige Projekte in der Türkei realisieren. Nach dem Krieg ging er nach Stuttgart und lehrte ab 1948 als Professurvertreter an der TH München, wo man ihm allerdings die Berufung auf eine ordentliche Professur verweigerte. Nach Frankfurt kehrte Elsaesser nur noch sporadisch für die Instandsetzung eigener Bauten zurück und wurde auch dort nicht gut behandelt – 1956 verweigerte man ihm die Berufsbezeichnung „Baudirektor a. D.“ Martin Elsaesser starb 1957 in Stuttgart. Heute kümmert sich die Martin-Elsaesser-Stiftung um die Bekanntmachung seines Werks. Die genannten Bauten – und noch einige mehr – sind noch heute in Frankfurt zu sehen.


 

*****

Textquellen:

Gräwe, Christina; Schilling, Jörg; Schmal, Peter Cachola; Elsaesser, Thomas (Hrsg):
Martin Elsaesser und das Neue Frankfurt, Wasmuth Verlag, Berlin, 2009.

Publikation des Stadtplanungsamts zu Elsaesser abgerufen von >https://www.stadtplanungsamt-frankfurt.de/show.php?ID=11787&psid=6lealhsr2e6i0vq1r4m74jqp54< am 21.01.2025.

Schilling, Jörg: Elsaesser, Martin in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe abgerufen von >https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2086< am 21.01.2025.

Website der Martin-Elsaesser-Stiftung abgerufen von >https://www.martin-elsaesser.de/< am 21.01.2025.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Lino Salini, Martin Elsäßer, 1925 via Wikimedia Commons Gemeinfrei; neu bearbietet von Carolin Eberhardt.

Grossmarkthalle-ffm004, 2007, Urheber: Dontworry via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Gustav-Adolf-Kirche Niederursel, 2013, Urheber: Gaki64 via Wikimedia Commons CC BY 3.0.

Gartenhallenbad Fechenheim Ost+Nordseite 03012010, 2010, Urmelbeauftragter via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Werbung
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen