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Bernhard Beskow/Übersetzung Nadine Erler

Erinnerungen an Goethes Weimar

Ein Reisebericht aus dem 19. Jahrhundert

Der schwedische Historiker und Dramatiker Bernhard Beskow besuchte in jungen Jahren Weimar. In seinen Reiseberichten schildert er seine Eindrücke und Erlebnisse. Die Bekanntschaft mit Goethe beeindruckte ihn am meisten. Die deutsche Übersetzung wurde von Nadine Erler vorgenommen. 

Hans und Grete Leistikow

Hans und Grete Leistikow

Ralph Zade

Mit dem Namen Leistikow verbindet man heute vielfach zunächst den Berliner Maler Walter Leistikow (1865-1908). Mit ihm waren die Geschwister Hans Leistikow (1892-1962) und Grete Leistikow (1893-1989) verwandt – er war ihr Onkel – und eine Verwandtschaft bestand auch im Geistigen, nämlich darin, dass auch Hans und Grete der bildenden Kunst zugeneigt waren, wenn auch in einem anderen Sinn. Während man Walter Leistikow heute überwiegend als Berliner Künstler wahrnimmt, werden Hans und Grete Leistikow als Frankfurter gesehen. Zwar wurden sie beide in Elbing in Ostpreußen geboren und verbrachten nur einen Teil ihres Lebens in Frankfurt – diese Jahre waren aber für ihre künstlerische Tätigkeit entscheidend und durch ihre Beteiligung an den Aktivitäten im Umfeld des Bauprogramms „Neues Frankfurt“ trugen sie Wichtiges zu den gestalterischen Aktivitäten der 20er und 30er Jahre bei.

Sowohl Hans als auch Grete Leistikow erhielten ihre künstlerische Ausbildung in Breslau: Hans studierte Grafik an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe, Grete absolvierte in dem bekannten Fotoatelier Eduard van Delden eine Lehre als Fotografin. 1922 lernte Hans Leistikow den Architekten Ernst May (1886-1970) kennen, eine Bekanntschaft die für sein späteres Berufsleben prägend werden sollte. Dieser war damals Leiter der Schlesischen Heimstätte und beauftragte den sechs Jahre jüngeren Leistikow mit der Farbgestaltung von Siedlungen. Auch an der Innengestaltung verschiedener Bauten war Leistikow beteiligt. 1925 wurde May, der gebürtiger Frankfurter war, in seiner Heimatstadt zum Stadtbaurat berufen und dort zum Spiritus Rector des Bauprogramms „Das Neue Frankfurt“, dem wohl bedeutendsten Laboratorium der Architekturmoderne neben dem Bauhaus.

Der Gestaltungsanspruch des „Neuen Frankfurt“ ging über die Schaffung modernen Wohnraums, der im Frankfurt der 20er Jahre dringend benötigt wurde, hinaus und umfasste ein neues Stadtdesign in einem weiteren Sinn. May holte Leistikow als Leiter des grafischen Büros der Stadt nach Frankfurt, wo es u. a. seine Aufgabe war, sämtliche Drucksachen der Stadt Frankfurt im Sinne einer Erneuerung im Geist der Neuen Sachlichkeit zu gestalten. Das umfasste so unterschiedliche Dokumente wie Freischwimmerausweise und Lotterielose. Aber auch an verschiedenen Bauprojekten des „Neuen Frankfurt“ wirkte Leistikow mit, v. a. im Bereich der Farbgestaltung.

1927 folgte Grete Leistikow ihrem Bruder nach Frankfurt. Sie war dort u. a. als Fotografin tätig, wurde aber von Hans, der für die Zeitschrift „Das Neue Frankfurt“ verantwortlich war, die das gleichnamige Bauprogramm publizistisch begleitete, auch an deren Gestaltung und Layout beteiligt. Außerdem dokumentierte sie zahlreiche Bauten des „Neuen Frankfurt“ fotografisch. Darüber hinaus fotografierte sie Messen und Ausstellungen. Gemeinsam mit ihrem Bruder schuf sie außerdem Fotomontagen für die Titelblätter der Zeitschrift.

Das bekannteste, aber auch umstrittenste Werk Hans Leistikows in der Zeit des „Neuen Frankfurt“ war der Entwurf für den Adler für ein neues Stadtwappen. Der im Sinne der Neuen Sachlichkeit gestaltete „Leistikow-Adler“ entfernte sich von einer naturalistischen Darstellungsweise; das Interesse des Künstlers galt Flächen und Proportionen. Dass dieses Design sich auch weit vom preußischen Adler entfernte, wurde in Frankfurt, das als ehemalige Freie Reichsstadt, die 1866 von Preußen annektiert worden war, und deshalb ein ambivalentes Verhältnis zu Preußen hatte, teilweise durchaus begrüßt. In traditionalistischen Kreisen traf diese Neuschöpfung des Wappentiers jedoch auf erbitterten Widerstand. 1936 wurde die neue Form des Adlers dann durch die Nationalsozialisten auch wieder abgeschafft.

1930 verließen Hans und Grete Leistikow Frankfurt, um als Teil der nach ihrem Leiter Ernst May benannten „Brigade May“ in die Sowjetunion zu gehen, und sich dort mittels moderner Bauprojekte am sozialistischen Aufbau zu beteiligen. Auch ihre Ehepartner Erika Habermann und Werner Hebebrand – beide Geschwister heirateten 1930 – gehörten dieser an. 1937, auf dem Höhepunkt der stalinistischen Repression wurden beide Ehepaare jedoch als unerwünschte Ausländer nach Deutschland abgeschoben.

Während Grete Leistikow mit ihrer Heirat das Fotografieren aufgegeben hatte, arbeitete Hans Leistikow nach seiner Rückkehr als Grafiker in Berlin. 1947 ging er durch die Vermittlung seines Schwagers Werner Hebebrand, der inzwischen dort Stadtbaurat geworden war, nach Frankfurt zurück. Hebebrand verließ Frankfurt allerdings bereits 1948 wieder, weil er seine Vorstellungen vom Wiederaufbau nicht verwirklichen konnte. Im selben Jahr ließ sich das Ehepaar Leistikow-Hebebrand scheiden. Grete Leistikow kehrte Frankfurt – bis auf Besuche bei ihrem Bruder – ebenfalls den Rücken und lebte an verschiedenen Orten, darunter eine Zeitlang in den USA bei ihrem Sohn.

Hans Leistikow konnte in seinem zweiten Frankfurter Lebensabschnitt (1947-1962) zwar nicht ganz an seine Bedeutung in den 20er Jahren anknüpfen – die Übernahme einer vergleichbaren Stellung blieb ihm verwehrt. Dennoch hat er in Frankfurt auch in dieser Periode Sichtbares hinterlassen, meist im Auftrag des Architekturbüros Mäckler und Giefer. Zu nennen sind hier besonders die Fenster in verschiedenen Gotteshäusern. So schuf er die Fenster der Maria-Hilf-Kirche im Gallusviertel, vor allem aber die aus Dreiecken und Rechtecken zusammengesetzten Fenster des Frankfurter Doms und darüber hinaus die Fenster der Synagoge im Westend. Auch das Haus, in dem Leistikow seit 1953 wohnte hat einen unmittelbaren Bezug zu Mäckler und Giefer: es steht am Waldrand in Sachsenhausen zwischen zwei für diese Architekten erbauten Häusern, und wurde ebenso wie diese durch das Architekturbüro erbaut, anders als die beiden benachbarten Häuser aber nicht unter Denkmalschutz gestellt.

In seinen späten Jahren gestaltete Hans Leistikow das Katzenbuch „Geliebte Mimi“ und widmete es seiner Schwester Grete – 2017 wurde es aus deren Nachlass herausgegeben. Nach seinem Tod 1962 wurde Hans Leistikow auf dem Südfriedhof begraben. Sein Grab fiel 2013 an die Stadt zurück. Das „Leistikow-Kollektiv“, eine Gruppe von Leistikow-Enthusiasten, sorgte für die Wiederherstellung des verwahrlosten Grabes und setzte sich auch sonst für die Wiederentdeckung Leistikows ein. Grete Leistikow, die auch in hohem Alter noch eine sehr attraktive Frau war, ihre Fotografinnentätigkeit aber nie wieder aufnahm, starb 1989 hochbetagt in München. Auf eigenen Wunsch wurde sie in Marburg im selben Grab wie ihr Ex-Mann und dessen zweite Frau beigesetzt.


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Textquellen:

Grete Leistikow im Frankfurter Personenlexikon: abgerufen von >https://frankfurter-personenlexikon.de/node/7582 < am 28.11.2019.

Flyer der Ernst-May-Gesellschaft zu einer Ausstellung über die Geschwister 2016/17: abgerufen von >https://ernst-may-gesellschaft.de/fileadmin/Redakt... < am 28.11.2019.

Wesp, Dieter: Hans Leistikow – eine Spurensuche in Frankfurt am Main: abgerufen von > http://dieterwesp.de/data/documents/maybrief42-Dez... < am 28.11.2019.

Beitrag der FNP zur Leistikow-Ausstellung 2016/17: abgerufen von >https://www.fnp.de/frankfurt/neue-frankfurt-geschw... < am 28.11.2019.

Hans Leistikow auf dem KulturPortal Frankfurt: abgerufen von >https://www.kultur-frankfurt.de/portal/de/Design/P... < am 28.11.2019.

Bildquellen:

Vorschaubild: Coat of arms of Frankfurt, bereitsgestellt von der Stadt Frankfurt via Wikimedia Commmons Gemeinfrei.

Coat of arms of Frankfurt (temporarily in Weimar Republic), Urheber: Hans Leistikow; nach bearbeitet von Madden via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Ernst May and this team in the USSR, 1931, Urheber: unbekannter sowjetischer Fotograf via Wikimedia Commons gemeinfrei.

Frankfurt Am Main-Westendsynagoge-Ansicht Freiherr-vom-Stein-Straße, 2008, Urheber: Mylius via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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