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Das Amerika-Haus

Das Amerika-Haus

Sabine Gruber

Eine Imagebroschüre der Stadt Frankfurt aus dem Jahr 1958 präsentiert unter anderen Fotos von Neubauten nach dem Zweiten Weltkrieg stolz Fotos des Frankfurter Amerika-Hauses im Westend.„Ein Haus der Völkerfreundschaft" nannte Oberbürgermeister Bockelmann das am 6. Mai 1957 eingeweihte neue Amerika-Haus in der Staufenstraße. In den Leseräumen steht den Besuchern eine umfangreiche Bibliothek fremdsprachiger und deutscher Literatur zur Verfügung. Ein Foto zeigt von außen die moderne Architektur des Gebäudes, ein weiteres Foto präsentiert den großen Lesesaal, der an eine Universitätsbibliothek erinnert, mit interessierten Lesenden unterschiedlichen Alters, die sich über ihre Lektüre beugen.

Eröffnet worden war das Frankfurter Amerika-Haus bereits kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im November 1945 als eines der ersten Häuser dieser Art in Deutschland und als erstes in Hessen. Zunächst war das Kulturinstitut im Börsengebäude untergebracht, dann in der Taunusanlage 12 und anschließend in der Bockenheimer Anlage 11. Erst der Neubau in der Staufenstraße bot aber ausreichenden Platz für das umfangreiche Veranstaltungsprogramm und Medienangebot des Hauses. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg waren in Deutschland zahlreiche Amerika-Häuser, aber auch kleinere „Reading-Rooms“, eröffnet worden. Sie waren zunächst Teil des sogenannten „Re-Education-Programms“, das den Deutschen nach der Nazizeit wieder demokratische Werte vermitteln sollte. Später, in der Zeit des „Kalten Krieges“ waren die Amerika-Häuser auch Teil der antikommunistischen Politik der USA.

Wie in den anderen Amerika-Häusern, anfangs gab es davon in Deutschland 30, wurden in Frankfurt, neben Büchern und anderen Medien, Sprachkurse, Filmvorführungen, Vorträge, Diskussionsveranstaltungen und Ausstellungen zu einem weiten Themenspektrum angeboten. Ein weiterer Arbeitsbereich der Amerika-Häuser bestand in der Informationsvermittlung für Jugendliche und Studierende, die sich für Stipendien in den USA interessierten. Das literarische Programm des Frankfurter Amerika-Hauses orientierte sich stark an der Gegenwartsliteratur. So fanden in den 60er Jahren dort beispielsweise Vorträge über Jerome David Salinger, Arthur Miller und James Baldwin statt.

Seit 1955, also zur Gründungszeit des Frankfurter Amerika-Hauses, unterstanden die Amerika-Häuser der USIA (United States Information Agency). Je nachdem, wer gerade US-Präsident war, veränderte sich die Arbeit der Behörde und damit auch die der Amerika-Häuser. Wie das Frankfurter Amerika-Haus zogen auch die Amerika-Häuser in München und Hamburg 1957 in gemeinsam mit deutschen Kooperationspartnern eigens zu diesem Zweck geplante Neubauten. Der Neubau des Frankfurter Amerika-Hauses ist architektonisch interessant und markierte bei seinem Bau auch äußerlich einen Neuanfang nach den antikisierenden Monumentalbauten der Nazizeit. Das 1936 gegründete amerikanische Architekturbüro Skidmore, Owings und Merrill, bekannt für seine funktionalistische Büroarchitektur, erstellte den Entwurf gemeinsam mit dem deutschen Architekten Otto Appel.

Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre waren die meisten Stellen in den Amerika-Häusern bereits mit Deutschen besetzt. Zahlreiche kleinere Reading Rooms und einige Amerika-Häuser waren in der ersten Hälfte der fünfziger Jahre wieder geschlossen worden. Die – meist männlichen – Direktoren der Amerika-Häuser sollten gemeinsam mit ihren Frauen auch repräsentative Aufgaben wahrnehmen und beispielsweise Empfänge organisieren oder deutsche Kooperationspartner in ihr Haus einladen. Ihr Kontakt mit Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur wurde als wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit gesehen. Das Frankfurter Amerika-Haus kooperierte auch mit der Goethe-Universität.

Das anfängliche große Interesse weiter Bevölkerungskreise an den Amerika-Häusern und den dort angebotenen Veranstaltungen und Medien, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg oft nur dort zu haben waren, wich vor allem in linken Studierendenkreisen seit den 60er Jahren zunehmend der Skepsis, wenn nicht der strikten Ablehnung. Es kam – vor allem während des Vietnamkriegs – immer wieder zu Demonstrationen vor und im Haus und auch zu gewaltsamen Anschlägen auf das Haus. Während andere Amerika-Häuser teils in veränderter Form und unter anderen Bezeichnungen weiterbestanden, endete die Ära des Frankfurter Amerika-Hauses im Herbst 2005 mit dem Umzug des Generalkonsulats in die Gießener Straße. Eigentümer des Hauses wurde nun die Stadt Frankfurt. Das amerikanische Konsulat betreibt jedoch weiterhin Kulturarbeit. 2007 zog das Instituto Cervantes in das verwaiste, inzwischen unter Denkmalschutz stehende Gebäude und macht dort seit 2008 die Frankfurter mit der spanischen Sprache, Literatur und Kultur vertraut. Auch daran besteht im weltoffenen Frankfurt reges Interesse.

Adresse

Staufenstraße 1

60323 Frankfurt


*****

Textquellen

In und um Frankfurt. Frankfurt a. M., 1958 (Imagebroschüre der Stadt Frankfurt).

Bernsau, Tanja: Die Besatzer als Kuratoren? Der Central Collecting Point Wiesbaden als Drehscheibe für einen Wiederaufbau der Museumslandschaft nach 1945, Berlin, 2013.

Kreis, Reinhild : Orte für Amerika. Deutsch-Amerikanische Institute und Amerikahäuser in der Bundesrepublik seit den 60er Jahren. Stuttgart, 2012.

abgerufen von >https://frankfurt.cervantes.es/de/das_instituto_cervantes/amerikahaus.htm< am 5.6. 2019.

abgerufen von >https://de.wikipedia.org/wiki/Amerika-Haus< am 5.6. 2019.

abgerufen von >https://de.wikipedia.org/wiki/Skidmore,_Owings_and_Merrill< am 5.6. 2019.


Bildquellen:

Vorschaubild: Frankfurt, Instituto Cervantes, früher Amerikahaus, 2012, Urheber: Karsten Ratzke via Wikimedia Commons CC0.

Aufruf zur „Re-orientation“ in der amerikanischen Besatzungszone, Quelle: Deutsches Historisches Museum, 1947 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Frankfurt, Staufenstraße 1, Instituto Cervantes, 2014, Urheber: Karsten11 via Wikimedia Commons CC0.

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