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de Saint-Exupéry?

Karlheinrich Biermann

Großer Beliebtheit erfreut sich noch heute die Geschichte vom kleinen Prinzen, jenem philosophischen Märchen, das von Liebe, Freundschaft und Tod handelt. Darin geht Saint Exupery der Frage nach dem Sinn des Lebens nach und blickt zurück auf sein eigenes: das Abenteuer einer Bruchlandung, das Überleben in der Wüste, die Sehnsucht nach der verlorenen Liebe … all das war dem Autor nur allzu vertraut.

Die Deutsche Bundesbank

Die Deutsche Bundesbank

Ralph Zade

Frankfurt ist die Stadt der Banken. Nicht nur die wichtigsten deutschen Geschäftsbanken, vor allem die Deutsche Bank und die Commerzbank, und kleine, aber feine, Privatbanken wie das Bankhaus Metzler haben hier ihren Sitz, sondern auch zwei öffentliche Banken, die das Finanz- und Geldsystem steuern, nämlich die Europäische Zentralbank und die Deutsche Bundesbank.

Das Hauptgebäude der Deutschen Bundesbank, im Stadtteil Bockenheim an der ruhigen Miquelanlage gelegen, einem Park, der im Rahmen des Baus geschaffen und 2002 saniert wurde, trat 1972 als Sitz der Zentrale an die Stelle des ersten Sitzes der Bundesbank an der Taunusanlage 5 – dort befindet sich heute die für Hessen zuständige Hauptverwaltung der Bank. Der im Stil des Brutalismus errichtete Bau unterscheidet sich in seiner Nüchternheit erheblich von den Wolkenkratzern der großen Geschäftsbanken und hat auch lediglich 13 Stockwerke. Er wurde durch das Architektenbüro ABB entworfen. Bis 2027 findet eine Sanierung des Hauptbaus statt, der in seiner zurückgenommenen Form elegant und solide wirkt, was zum Aufgabenbereich der hier untergebrachten Institution gut passt. Zwar hat die Bundesbank nicht mehr die Bedeutung die sie einmal hatte, als die deutsche Währung noch D-Mark hieß und die Bank im Bewusstsein der Öffentlichkeit der Hort der Geldwertstabilität zu sein schien, aber eine wichtige Rolle im Währungssystem spielt sie immer noch. Und natürlich spielt sie auch eine wichtige Rolle für Frankfurt – hier, in der Zentrale, arbeiten etwa 6.250 Mitarbeiter, die allerdings nur die Hälfte des Gesamtpersonals der Bundesbank ausmachen. In Frankfurt wird auch ein Teil der Goldreserven der Bank gelagert, in bankeigenen Tresoren – weitere Teile lagern in New York und London. Das Gelände der Bundesbank wird deshalb von der Bundespolizei geschützt.

Die Rechtsgrundlage für die Deutsche Bundesbank, das Bundesbankgesetz, wurde 1957 erlassen. Der Auftrag zur Schaffung einer Währungs- und Notenbank fand sich freilich schon im Grundgesetz. Die Deutsche Bundesbank trat an die Stelle eines seit der Währungsreform von 1948 bestehenden zweistufigen Systems, das aus den Landeszentralbanken und der Bank deutscher Länder bestand. Selbstständige Landeszentralbanken gab es damit nicht mehr – die Landeszentralbanken wurden zu Hauptverwaltungen der Deutschen Bundesbank. Markenzeichen der Bundesbank und die Voraussetzung für eine Geldpolitik, die für Jahrzehnte die Stabilität der deutschen Währung sicherte, war ihre gesetzlich verankerte Unabhängigkeit. Diese gibt es bis heute – allerdings nur gegenüber der Politik, nicht in Bezug auf das Europäische System der Zentralbanken, an deren Spitze die ihrerseits unabhängige Europäische Zentralbank steht. Einen Meilenstein in der Geschichte der Bundesbank stellte die Wirtschafts- und Währungsunion mit der DDR im Jahre 1990 dar.

Einen fundamentalen Einschnitt brachte im Jahre 1993 der Vertrag von Maastricht. Dieser schuf die Grundlagen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und damit die Voraussetzungen der Einführung des Euro als einheitlicher europäischer Währung. Es kam dadurch zu einer Degradierung der Bundesbank, denn diese konnte im Rahmen einer für die ganze Europäische Union geltenden Währung nicht mehr die Leitlinien für die Währung bestimmen. Sie wurde nun Teil des aus der Europäischen Zentralbank und den Zentralbanken der EU-Mitgliedstaaten bestehenden Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB). Der Bundesbankpräsident ist nur noch eines der Mitglieder des ESZB-Rats und kann in diesem überstimmt werden. 1999 wurde der Euro als Buchgeld, 2002 als Bargeld Realität.

Der Bundesbank bleiben dennoch wichtige Aufgaben im Währungs- und Finanzsystem. Sie ist nach wie vor die deutsche Zentralbank und als solche ganz wesentlich an der Umsetzung der Geldpolitik im Rahmen des ESZB beteiligt. Als Notenbank kümmert sie sich um das Bargeld in Deutschland, sorgt für dessen Verteilung und ersetzt beschädigte Banknoten. Wichtige Funktionen hat sie auch im Bereich der Bankenaufsicht, die sie im Zusammenwirken mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wahrnimmt. Hier besteht ihre Aufgabe vor allem in der laufenden Überwachung der Banken anhand von deren Jahresabschlussberichten und von Prüfungen. Sie verwaltet überdies die Währungsreserven, die neben den oben genannten Goldvorräten vor allem aus Devisen und Wertpapieren bestehen. Schließlich nimmt sie auch die Funktionen einer „normalen“ Bank wahr, allerdings nicht für gewöhnliche Kunden, sondern für die Bundesrepublik Deutschland, die meisten Bundesländer und für Träger der öffentlichen Gewalt, sofern dies von diesen erwünscht ist.

Ein Teil der Beschäftigten der Bundesbank besteht aus Beamten; diese machen etwa die Hälfte der etwa 12.000 Mitarbeiter aus. Geleitet wird die Bank durch ihren Vorstand, der aus sechs Personen besteht, darunter der Präsident und der Vizepräsident – derzeitiger Bundesbankpräsident ist seit 2022 Joachim Nagel (*1966), Vizepräsidentin Claudia Maria Buch (ebenfalls *1966).

Wer der Bundesbank näherkommen und dabei nicht nur das Gebäude von außen betrachten will, kann dies im bankeigenen Geldmuseum tun, das sich gemeinsam mit der Bibliothek der Bundesbank auf dem Grundstück von deren Zentrale befindet. Hier werden, anders als der Name vielleicht vermuten lässt, nicht nur Geldscheine und Münzen aus aller Welt und verschiedenen historischen Epochen ausgestellt, sondern in didaktisch gut gemachter Form auch Erläuterungen zu Themen wie Geldpolitik und Buchgeld gegeben. Wer hiervon nach dem Besuch etwas mehr verstanden hat als vorher, der hat auch etwas davon verstanden, worin die Tätigkeit der Deutschen Bundesbank besteht.

 

 

Adresse:

Wilhelm-Epstein-Straße 14

60431 Frankfurt am Main

 

Öffnungszeiten des Geldmuseums

Montag - Freitag/Sonntag  9:00 - 17:00 Uhr

Samstag geschlossen

 

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Textquellen:

Website der Deutschen Bundesbank abgerufen von >https://www.bundesbank.de/de< an 06.08.2023.

Beitrag der bpb zur Unabhängigkeit der Bundesbank abgerufen von >https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/271683/deutsche-bundesbank-als-modell-essay/< am 06.08.2023.

Das Geldmuseum auf museum.de abgerufen von >https://www.museum.de/museen/geldmuseum-der-deutschen-bundesbank< am 06.08.2023.

FAZ-Beitrag zu den Goldreserven abgerufen von >https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/goldreserven-bundesbank-holt-haelfte-des-goldschatzes-nach-frankfurt-12026942.html< am 06.08.2023.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Miquelanlage 2, 2007, Urheber: Torben via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

 

 

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