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Die Hellerhofsiedlung

Die Hellerhofsiedlung

Sabine Gruber

Als eines der späteren Projekte im Rahmen der vom Frankfurter Stadtbaurat Ernst May und vom Bürgermeister Ludwig Landmann initiierten Stadterweiterung der Zwanziger- und frühen Dreißigerjahre entstand in den Jahren 1929 bis 1932 nördlich der Frankenallee im Gallusviertel die Hellerhofsiedlung. Sie wurde vom niederländischen Architekten und Designer Mart Stam (abgekürzt aus Martinus Adrianus Stam; 1899-1986) entworfen, der heute vor allem für seine Erfindung des "Freischwingers" bekannt ist, eines Stuhls, der ohne hintere Stuhlbeine auskommt. Bauherr der Siedlung war die Aktiengesellschaft Hellerhof. Eine Vorgabe, die Stam bei seinen Planungen für die Siedlung unbedingt berücksichtigen musste, war, die Mietpreise so gering wie möglich zu halten, um auch finanziell weniger Begüterten hier ein Wohnen mit modernem Komfort wie Einbauküche, Bad und Fernheizung zu ermöglichen. Die Errichtung der neuen Siedlung war auch mit einem sozialen Anliegen verbunden. Anders als die Siedlung Römerstadt, in die vor allem Familien aus dem Mittelstand einzogen, sollten am Hellerhof auch Arbeiter und gering verdienende Angestellte bezahlbaren Wohnraum finden. Deshalb wurden in den von Stam entworfenen Häusern die Grundrisse klein gehalten und nicht die originale Frankfurter Küche in die Küchenräume eingebaut, sondern eine gegenüber dem Original verkleinerte Version.

Stam entwarf eine Siedlung mit rund 1200 Wohneinheiten, die in mehreren Bauabschnitten errichtet wurden und für die damaligen Verhältnisse sehr gut ausgestattet waren. Die Häuser wurden mit den für das neue Bauen charakteristischen Flachdächern versehen. Die Fassaden sind durch Fensterbänder mit kleinen, quadratischen Fenstern gegliedert. Ein Teil der Häuser wurde noch in traditioneller Backsteinbauweise errichtet, ein anderer Teil bereits mit einem von Ernst May erfundenen Montageverfahren aus Fertigteilen. In der niedriger gehaltenen Randbebauung war Raum für Läden vorgesehen, damit alle Einkäufe wohnortnah erledigt werden konnten (was heute in Gebieten am Stadtrand oder in Dörfern oft nicht mehr möglich ist und bei der Errichtung neuer Siedlungen selten berücksichtigt wird). Fachleute fanden viel Lob für die neue Siedlung und die hier verwirklichten architektonischen Ideen.

Benannt wurde die neu errichtete Siedlung nach einem sehr alten und damals schon nicht mehr existenten Gebäude: dem Hellerhof, einem befestigten Gutshof, der sich einst nördlich der Galluswarte befand und eine nicht unwichtige Rolle im System der Frankfurter Stadtverteidigung spielte. Im späten 14. Jahrhundert wurde der Hof erstmals urkundlich erwähnt. Seit 1453 gehörte er dem Frankfurter Patrizier Jakob Heller, der ihn für die hohe Summe von 1475 Gulden gekauft hatte – deshalb der Name "Hellerhof" –, der nicht nur im Namen der Siedlung, sondern auch in der Hellerhofstraße bis heute präsent ist. Ein Foto des Hofes aus dem Jahr 1880 zeigt eine größere, um einen Hof herum gruppierte Anlage, die damals noch – auf heute dicht bebautem Wohn- und Gewerbegebiet – einsam inmitten von Feldern lag und an einen kleinen See, den Wolfsee grenzte, der heute mitsamt der Felder rund um den Hof verschwunden ist. Bereits Ende der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde im Zuge einer Stadterweiterung mit der Parzellierung der zum Hellerhof gehörigen Felder begonnen. Der Hof selbst wurde bis 1902 vollständig abgerissen. Die von Mart Stam angelegte Siedlung war nicht die erste neue Wohnanlage, die im neu erschlossenen Gebiet um den Hellerhof entstand. Bereits in den Jahren 1901 bis 1904 war östlich der seit 1929 errichteten Siedlung eine neue Wohnsiedlung im Stil der späten Gründerzeit angelegt worden, zwar noch sehr traditionell in der Bauweise und uniform gestaltet, aber schon mit (Vor-)Gärten, die im Rahmen des neuen Bauens zur Stadtbegrünung immer mit geplant wurden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil der von Mart Stam entworfenen Häuser zerstört und später durch im Stil angepasste neue Häuser ersetzt. 1976 wurde ein Teil der Siedlung trotz heftiger Proteste von Fachleuten und Bürgern und obwohl die Siedlung im Jahr zuvor unter Denkmalschutz gestellt worden war, abgebrochen und später durch neu errichtete Wohnbauten ersetzt. Der andere Teil der Siedlung wurde in den Jahren 1979 und 1980 durch Renovierungsmaßnahmen wieder in Stand gesetzt. Weil die kleinen Wohnungsgrundrisse nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen entsprachen, wurde teilweise die Zahl der Zimmer zugunsten größerer Räume verringert. Heutige Eigentümerin der Häuser ist die ABG Frankfurt-Holding.

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Textquellen:

Allianz Reiseführer: Frankfurt am Main: Stuttgart/Freiburg: Baedeker Karl Verlag, 1983.

Pehl, Hans: Als sie einst die Stadt schützten. Frankfurts befestigte Gutshöfe: Frankfurt am Main: Knecht Verlag, 1978.

Siedlung Hellerhof: ernst-may-gesellschaft e.V. abgerufen von < http://ernst-may-gesellschaft.de/das-neue-frankfurt/wohnsiedlungen/hellerhofsiedlung.html > am 28.07.2017.

Hellerhofsiedlung abgerufen von < https://de.wikipedia.org/wiki/Hellerhofsiedlung > am 28.07.2017.

Mart Stam abgerufen von < https://de.wikipedia.org/wiki/Mart_Stam > am 28.07.2017.


Bildquellen:

Vorschaubild: Ältester Teil der Hellerhofsiedlung (Zustand 1960): 23. Juli 1960, Urheber: Bundesarchiv_B_145_Bild-F008589-0006,_Frankfurt-Main,_Stadtteil_Bornheim.jpg: Wegmann, Ludwig derivative work: Sebastian Kasten (talk) - Bundesarchiv_B_145_Bild-F008589-0006,_Frankfurt-Main,_Stadtteil_Bornheim.jpg via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0 de.

Houses designed 1929 by Mart Stam during the New Frankfurt project: 1. September 2013, Urheber: Christos Vittoratos via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

(Neue) Hellerhofsiedlung, Frankfurt-Gallus – Von der Idsteiner Str. aus die querverlaufenden Wohnhaus-Zeilen – Fischbacher Straße 1-25, 6-24 (Frankenallee 152-174a, 176-200, Hornauer Straße 1-25, Kelkheimer Straße 1-17, 2-26, Langenhainer Straße 1-25, 2-26, Lorsbacher Straße 2-26, Schneidhainer Straße 1-17: 1. Oktober 2010, Urheber: Goldfischbauch via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0 de.

Houses designed 1929 by Mart Stam during the New Frankfurt project: 1. September 2013, Urheber: Christos Vittoratos via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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Gallusviertel
60326 Frankfurt am Main

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