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Frühstück für Senioren

Olga Heinzl

Eine ausgewogene, gesunde Ernährung trägt dazu bei, auch im Alter fit zu bleiben. Diese Broschüre enthält mehrere Tipps und Rezepte für ein gesundes Frühstück, welche sich auch für Menschen mit Adipositas, Blutdruckbeschwerden, Darmträgheit, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen eignen.

I. G. Farben-Haus

I. G. Farben-Haus

Ralph Zade

Eingangshalle mit Blick durch die Eisenhower-Rotunde auf das Kasino.
Eingangshalle mit Blick durch die Eisenhower-Rotunde auf das Kasino.

Standort des „Irrenschlosses“, dann eines Meisterwerks modernen Bauens, Firmenzentrale, von der aus in der Nazizeit Verbrechen gesteuert wurden, Ort wichtiger Etappen auf dem Weg zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland, Hauptquartier der US-Armee, Schauplatz terroristischer Anschläge der RAF, Zentrum der Geisteswissenschaften – kaum ein Ort in Frankfurt hat in der neueren Geschichte so viel Unterschiedliches durchlebt wie das Terrain des Campus Westend der Goethe-Universität, dessen Kern das I. G. Farben-Haus bildet, das heute offiziell Poelzig-Bau heißt.

Im 19. Jahrhundert lag die Örtlichkeit, die heute Teil des Westends – eines der bevorzugten Wohnviertel Frankfurts – ist, in einem wenig bebauten Gebiet am Stadtrand und so bot es sich an, die 1859-1864 erbaute städtische psychiatrische Klinik hier anzusiedeln, amtlich „Anstalt für Irre und Epileptische“ genannt, im Volksmund als Irrenschloss bezeichnet, die aus zwei Gründen bemerkenswert ist: Gründungsdirektor und treibende Kraft hinter ihrem Bau war Heinrich Hoffmann, der als Autor des „Struwwelpeter“ berühmt wurde, und im Jahre 1901 – Hoffmann war da schon nicht mehr Leiter – entdeckte Alois Alzheimer hier die nach ihm benannte Krankheit. Die Anstalt war bei ihrem Bau für damalige Verhältnisse sehr modern und verfügte – damals noch ungewöhnlich – sogar über Wasserklosetts, entsprach nach einigen Jahrzehnten allerdings nicht mehr dem geforderten Stand und wurde deshalb 1928 abgerissen; die Anstalt wurde nach Niederrad verlegt.

Das führte dazu, dass das große Grundstück frei wurde, das nach einer repräsentativen Nutzung verlangte und die fand sich schnell: 1925/26 war in Frankfurt als Zusammenschluss verschiedener Unternehmen die „I. G. Farbenindustrie A. G.“ gegründet worden, damals das viertgrößte Unternehmen auf der Welt, das einen Firmensitz benötigte. Mit dem Bau dieser Zentrale auf dem freien Grundstück wurde als Sieger eines Wettbewerbs Hans Poelzig (1869-1936) beauftragt. Poelzig war ein Stararchitekt seiner Zeit, der aber weder dem Bauhaus-Stil (den die Bauherren für das Gebäude explizit nicht wollten) zuzuordnen ist, noch eine Verbindung zu den funktionalistisch orientierten Architekten hatte, die unter der Leitung von Ernst May (der auch einen Entwurf eingereicht hatte, aber unterlag) durch die Errichtung des „Neuen Frankfurt“ die Stadt in den 20er Jahren zu einem Zentrum modernen Bauens machten. Am ehesten kann man ihn der Neuen Sachlichkeit zuordnen.

Südfassade und Haupteingang des Poelzig-Baus
Südfassade und Haupteingang des Poelzig-Baus

Das 1928-31 als Stahlskelettbau errichtete Gebäude ist schon allein aufgrund seiner Größe beeindruckend: 280000 Quadratmeter Bauvolumen, 4600 Tonnen Stahl, 250 m Länge, 35 m Höhe, 9 Stockwerke, die Fassade mit 33000 Quadratmetern Cannstätter Travertin, einem gelbbräunlichen Süßwasserkalkstein verkleidet, um den Bau herum 14 Hektar Park, gestaltet durch den Frankfurter Gartenbaudirektor Max Bromme. Der Bau besteht aus einem Kreissegment, von dem sechs Querflügel abgehen, die hochwertige Innenaustattung wurde von der Frau des Architekten, der Architektin und Bildhauerin Marlene Moeschke-Poelzig (1894-1985) gestaltet, die auch bei anderen Projekten mit ihm zusammenarbeitete.

Kurz nach der Fertigstellung des Gebäudes begann die Nazizeit und damit wurde Vieles anders. Hans Poelzig wollte 1936 in die Türkei emigrieren, starb aber vorher. Seine Frau betrieb das ihr und ihrem Mann gehörende Architekturbüro in Berlin noch einige Monate weiter, musste es dann aber unter dem Druck der Nazis schließen. Für Firmen, die sich mit dem neuen Regime gut stellten, eröffneten sich neue Möglichkeiten. Beim Bau einer Chemiefabrikation im besetzten Polen, I. G. Auschwitz genannt, kamen u. a. Zwangsarbeiter aus dem KZ Auschwitz zum Einsatz. 1942 wurde dann sogar ein firmeneigenes Konzentrationslager, das KZ Buna/Monowitz erbaut. Gesteuert wurden diese Verbrechen u. a. aus dem Verwaltungsgebäude im Westend. Das Norbert-Wollheim-Memorial auf dem Grundstücksgelände erinnert heute daran.

Anders als viele andere – und ältere – Gebäude in Frankfurt wurde das I. G. Farben-Haus im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört. Noch während der Endphase des Krieges wurde es zum Sitz des Hauptquartiers der alliierten Truppen in Nordwest- und Mitteleuropa (Supreme Headquarters, Allied Expeditionary Force), nach dem Krieg dann Hauptquartier der US-Truppen in Europa. Auch wichtige Etappen, die der Gründung der Bundesrepublik vorausgingen, sind mit dem Haus verbunden: 1948 wurde hier die Währungsreform (Einführung der DM) verkündet und im selben Jahr erhielten hier die Ministerpräsidenten der westdeutschen Länder die sogenannten Frankfurter Dokumente, die den Auftrag zur Vollziehung von Schritten zur Gründung eines westdeutschen Staates enthielten. Die Verbindung zu den USA blieb erhalten: 1952 wurde das Gebäude zum Sitz des United States European Command und auch die CIA zog hier ein.

Die Verbindung des Gebäudes zu Verbrechen unter dem Nazi-Regime, aber auch die Verbindung zu den USA, die Linksterroristen wie der RAF absurderweise fast ebenso verhasst waren wie die Nazis, ließen es nach deren Ideologie als geeigneten Anschlagsort erscheinen.1972 und 1976 wurden im Gebäude Anschläge der RAF verübt, auch 1982 explodierte noch einmal eine Bombe. Bei dem folgenreichsten Anschlag von 1972 wurde ein US-Offizier getötet und 17 weitere Menschen wurden verletzt.

1995, nach der Wiedervereinigung, gaben die USA schließlich aufgrund der geänderten Weltlage den Standort im I. G. Farben-Haus auf. Das Gelände wurde durch das Land Hessen erworben; nach einem Umbau wurde es 2001 zum Standort der geisteswissenschaftlichen Fachbereiche der Goethe-Universität. Die im Gebäude nach wie vor vorhandenen Paternoster-Aufzüge erinnern nicht nur an vergangene Zeiten, sondern können auch für die Aufs und Abs stehen, die der Bau erlebt hat.



*****

Literatur (Webseiten zuletzt abgerufen am 28.3.2017):

Werner Meißner, Dieter Rebentisch, Wilfried Wang (Hrsg.): Der Poelzig-Bau. Vom IG-Farben-Haus zur Goethe-Universität, Fischer, Frankfurt am Main 1999

Johann Wolfgang Goethe-Universität (Hrsg.): Von der Grüneburg zum Campus Westend – Die Geschichte des IG Farben-Hauses. Begleitbuch zur Dauerausstellung im IG Farben-Haus, Frankfurt am Main 2007

Ergebnisse eines studentischen Projekts zum I. G. Farben-Haus: http://use.uni-frankfurt.de/igf/

Beitrag zum I. G.-Farben-Haus bei Merian:

http://www.merian.de/deutschland/europa/artikel/ig-farben-haus

Webauftritt Wollheim-Memorial: http://www.wollheim-memorial.de/

Sascha Zoske: Paternoster drehen sich weiter, FAZ vom 30.5.2015, http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/goethe-universitaet-frankfurt-paternoster-drehen-sich-weiter-13619797.html


Bildquellen

Rückseite des Hauptgebäudes vom Kasino aus gesehen. Brunnen, Nymphenskulptur, Rotunde.Von Adornix - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12...

I.G.-Farben-Haus, Uni-Campus West der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Von Eva K. - Eva K., GFDL 1.2, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74...

Eingangshalle mit Blick durch die Eisenhower-Rotunde auf das Kasino. Von Adornix - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11...

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