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Die Liebe in Mythen und Sagen

Florian Russi

Broschüre, 24 Seiten
EUR 2,00

Liebesglück und Liebesleid beschäftigen die Menschen seit Jahrhunderten. Ihren Ausdruck fanden sie in zahlreichen Mythen und Legenden, vom frühen Altertum bis in die frühe Neuzeit.

Olivetti-Türme in Niederrad

Olivetti-Türme in Niederrad

Ralph Zade

Die Olivetti Türme aus nordwestlicher Richtung
Die Olivetti Türme aus nordwestlicher Richtung

1968 war in Frankfurt nicht nur ein Jahr, in dem die Studentenbewegung die Agenda bestimmte, es war auch das Jahr, in dem mit dem Bau einer Ikone der modernen Architektur begonnen wurde. Die Olivetti-Türme in Niederrad, die heute unter Denkmalschutz stehen, eines der originellsten Bauwerke der Moderne in Frankfurt, wurden von 1968 bis 1972 errichtet.

Der Büromaschinenhersteller Olivetti, ein Weltunternehmen aus der piemontesischen Provinz, legte stets Wert auf gutes Design. Nicht nur die Produkte sollten gut designt sein, sondern auch die Arbeitsplätze – und selbst die Bauten, in denen sich diese befanden, sollten hohen ästhetischen Ansprüchen genügen. Spektakulär ist das Olivetti-Viertel im westpiemontesischen Ivrea, der Herkunftsstadt der Firma. Das auf der der Altstadt gegenüberliegenden Seite des Flusses Dora liegende Viertel, das neben Produktionsstätten auch Wohnbauten umfasst, wurde zwischen den 30er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts erreichtet und 2018 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Seit 2001 bildet es das „Freilichtmuseum der Olivetti-Bauten“.

Olivetti Turm II (Nord)
Olivetti Turm II (Nord)

Dieselbe Sorgfalt bei der baulichen Gestaltung legte Olivetti auch bei den Sitzen seiner Tochterfirmen im Ausland an. Für den Entwurf der Firmenbauten der Deutschen Olivetti in Frankfurt wurde deshalb der renommierte Architekt Egon Eiermann verpflichtet. Der 1904 geborene Eiermann, einer der wichtigsten Architekten der Nachkriegszeit, stand damals auf der Höhe seines Ruhms. Die Olivetti-Türme sollten eines seiner letzten Werke werden – ihre Fertigstellung im Jahre 1972 hat der 1970 Verstorbene nicht mehr erlebt. Die Aufgabe bestand darin, ein Verwaltungszentrum, Schulungs- und Ausstellungsräume sowie ein Hotel auf recht kleinem Raum zu errichten. Diese löste Eiermann, in dem er ein vierteiliges Bauensemble plante: die beiden diagonal zueinander angeordneten Türme und zwei Flachbauten.

Eiermanns Werk zeichnet sich durch Reduziertheit und formale Strenge aus, was gut zum Olivetti-Stil passte. Zu seinem vor allem durch den Bau auf Stelzen charakteristischen Entwurf für die Türme äußerte sich Eiermann später so:

„Infolge der Schmalheit des Grundstücks und der engen funktionellen Zusammengehörigkeit von Hochhäusern und Hallenbauten war es nötig, die Gebäude so dicht wie möglich zusammenzurücken. In diesem Zusammenhang war es erforderlich, eine Hochhauskonstruktion anzuwenden, die jede Durchdringung mit der Hallenkonstruktion vermeidet. Aus diesem Grunde wurden beide Hochhäuser als Kelchhäuser mit einem massiv tragenden Gebäudekern ausgebildet, bei dem die Vollgeschosse erst von der 5. Etage an beginnen.“

Die Bürostadt Niederrad auf einen Blick
Die Bürostadt Niederrad auf einen Blick

Einer der Zwecke dieser Konstruktion war es, die Bauvorschriften einzuhalten, die es an dieser Stelle nicht erlaubt hätten, näher an der Straße zu bauen. Es entsteht dadurch aber auch ein Eindruck von eleganter Leichtigkeit. Die „Stelzen“ auf denen die Gebäude stehen – es sind Betonpfeiler – haben eine trichterartige Gestalt. Die darüber angeordneten Fassaden bestehen aus einer Skelettkonstruktion aus stählernen Rohren, kombiniert mit Elementen, die dem Sonnenschutz dienen. Die den eigentlichen Außenwänden vorgelagerte Glas-Stahl-Konstruktion erzeugt einen filigranen Eindruck. Besonders hoch sind beide Türme im Vergleich zu anderen Frankfurter Hochhäusern nicht – der niedrigere hat 12 Etagen und misst 52 Meter, der höhere 14 Etagen bei einem Maß von 57 Metern. Er stand auf der Rangliste der höchsten Frankfurter Häuser im Jahre 2023 gerade einmal auf Platz 103.

Die im Verhältnis zu anderen Frankfurter Bauten moderate Höhe hängt freilich auch mit dem Standort zusammen. Denn die Türme befinden sich nicht im Bankenviertel, wo die vom Bauvolumen her imposantesten Teile der Frankfurter Skyline stehen, sondern in Niederrad auf der südlichen Mainseite. Die „Bürostadt Niederrad“ gehörte bis 2018 formal zu Schwanheim und ist erst seit 2018 unter dem Namen Lyoner Quartier (benannt nach der Lyoner Straße als Hauptstraße, die ihrerseits nach der Frankfurter Partnerstadt benannt ist) offiziell ein Teil von Niederrad; die Olivetti-Türme haben die Adresse Lyoner Straße 34. Hier befand sich – zumindest zu dem Zeitpunkt, in dem der Bau geplant wurde – ein reines Büroumfeld, das von manchen als „Arbeitsghetto“ bezeichnet wurde. Die anderen hier situierten Bauten sind (abgesehen vom Nestlé-Hochhaus) architektonisch weniger spektakulär.

Luftbild der Bürostadt von 2016
Luftbild der Bürostadt von 2016

Letztlich ging das Konzept der Stadt Frankfurt, in Niederrad ein Büroviertel außerhalb der Innenstadt in verkehrsgünstiger Bahnhofsnähe zu schaffen, nicht auf und es kam immer wieder zu Leerständen. Deshalb entschied man, von der reinen Büronutzung abzugehen und das Viertel zu einem Mischgebiet zu machen, in dem es auch Wohnungen gibt. Dies betrifft aktuell (2023/24) auch das Umfeld der Olivetti-Türme. Hier will die Quarterback Immobilien AG eine Sanierung vornehmen und einen „Olivetti-Campus“ schaffen, in dessen Rahmen neben Büro- und Wohnnutzung auch für Einzelhandel, Gastronomie und Sport sowie Arztpraxen Platz sein soll. Hierzu sollen auf dem Grundstück mit den Türmen und dem benachbarten Grundstück insgesamt fünf bis zu 65 m hohe Hochhäuser mit bis zu 16 Stockwerken errichtet werden. Insgesamt sollen 630 Wohnungen entstehen. Die derzeit – nicht mehr von Olivetti – teilweise gewerblich genutzten Türme sollen nach ihrer Sanierung wieder voll vermietet werden.

Das Projekt schafft neue Entwicklungsmöglichkeiten und scheint geeignet, dem Umfeld neue Impulse zu geben. Allerdings wird durch die Errichtung neuer Hochhäuser das städtebauliche Umfeld deutlich verändert und dadurch auch der Raumeindruck modifiziert. Deshalb sehen manche Architekturliebhaber und Denkmalschützer die Planungen durchaus kritisch.

 

*****

Textquellen:

Pehnt, Wolfgang; Kinold, Klaus: Egon Eiermann, Deutsche Olivetti Frankfurt am Main, Hirmer, München, 2019.

Die Olivetti-Türme auf stadtkindfrankfurt.de abgerufen von >https://www.stadtkindfrankfurt.de/olivetti-tuerme/< am 21.02.2025.

Webseite im Skylineatlas zum Olivetti-Campus abgerufen von >https://www.skylineatlas.de/olivetti-campus/< am 21.02.2025.

Webseite der Egon-Eiermann-Gesellschaft zu den Olivetti-Türmen abgerufen von >https://egon-eiermann-gesellschaft.de/werk/bauten/olivetti/< (hieraus das Eiermann-Zitat) am 21.02.20205. 

Webseite der Quarterback Immobilien AG zum Olivetti-Campus abgerufen von >https://www.quarterback-immobilien.com/blog/olivetti-campus-frankfurt-niederrad-mixed-use-projektentwicklung/< am 21.02.2025.

Webseite im Journal Frankfurt zum Immobilienprojekt Olivetti-Campus abgerufen von >https://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Wohnen-58/Bauprojekt-Olivetti-Campus-Olivetti-Tuerme-in-Niederrad-erhalten-Gesellschaft-38134.html< am 21.02.2025.

Webseite zum Olivetti-Weltkulturerbe in Ivrea abgerufen von >https://www.baublatt.ch/baupraxis/ivrea-ist-wegen-olivetti-weltkulturerbe-24667< am 21.02.2025.

Adrian Seib: Eiermann, Egon in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe) abgerufen von >https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3361< am 21.02.2025.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Frankfurt Lyoner Straße 34.20130511, 2013, Urheber: Epizentrum via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Frankfurt Lyoner Straße 34.Nord.20130511, 2013, Urheber: Epizentrum via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Bürostadt Niederrad, 2007, Urheber: Melkom via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Frf Bürostadt IMG 2064 frankfurt, 2016, Urheber: Bjoertvedt via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

 

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Lyoner Straße 34
60528 Frankfurt am Main

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