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hrsg. von Fl. Russi & C. Eberhardt

Lieder von Friedrich Silcher

Friedrich Silcher machte sich vorallem einen Namen durch das Sammeln von Volksliedern und der Publikation von Chorsätzen zu traditionellen Liedern. In diesem Heft finden sich zwanzig seiner im Chorsatz SATB gestzten volkstümlichen Lieder.

Die Cyriakuskirche in Rödelheim

Die Cyriakuskirche in Rödelheim

Sabine Gruber

Bereits die erste Erwähnung Rödelheims in einer Urkunde des Klosters Lorsch enthält Nachrichten über eine dortige kleine Kirche. Es wird bestätigt, dass ein Walter aus „Radilenheim“ im Jahr 788 dem Kloster Lorsch eine Kapelle, die auf seinem Hof stand, geschenkt habe. Lange war man der Meinung, diese Kapelle sei eine Keimzelle der späteren Lukaskirche aus dem 13. Jahrhundert gewesen, die im 18. Jahrhundert noch als Friedhofskapelle gedient hatte, und 1808 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden musste. Seit nach dem Zweiten Weltkrieg uralte Fundamente unter den Grundmauern der Cyriakuskirche zum Vorschein kamen, gilt jedoch als gesichert, dass die Kapelle der Ursprung dieser Kirche und nicht der Lukaskirche war. Das erscheint auch deshalb plausibel, weil sich bis zum Zweiten Weltkrieg in unmittelbarer Nähe der Kirche die ältesten Gebäude Rödelheims befanden. Somit ist die Cyriakuskirche einer der ältesten noch erhaltenen Kirchorte in der Frankfurter Gegend.

Die Kapelle aus dem 8. Jahrhundert wurde in der Mitte des 14. Jahrhunderts durch eine Kapelle im Stil der Gotik überbaut, die in ihrem Kern noch heute erhalten ist. Schon diese Kirche und wohl auch die ursprüngliche Kapelle war dem Heiligen Cyriakus geweiht. Es gibt zwar mehrere Heilige dieses Namens, gemeint ist hier aber der frühchristliche Märtyrer, der 309 in Rom starb. In der Main-Gegend wurde er als einer der 14 Nothelfer verehrt. Am Tag des Heiligen Cyriakus, dem 8. August, fand später die Rödelheimer Kerb statt, die sich allerdings von ihren religiösen Ursprüngen gelöst hatte.

Eine bauliche Erweiterung der gotischen Kapelle zur geräumigeren Kirche fand Mitte des 15. Jahrhunderts statt. Nach dem Tod ihres Mannes Frank von Kronberg im Jahr 1461 widmete sich dessen Witwe Katharina von Isenburg der Instandsetzung und Erweiterung der Cyriakuskapelle. Durch ihren Enkel und Erben Kuno von Solms begann mit der Herrschaft der Grafen von Solms außerdem eine neue Epoche in Rödelheim. 1465 wurde Katharina von Isenburg in der noch nicht fertiggestellten erweiterten Kirche beigesetzt.

Zwei Jahre nach ihrem Tod konnte der Erweiterungsbau eingeweiht werden. Für die Cyriakuskirche und die Lukaskirche und deren Gemeindemitglieder gab es nicht einmal hundert Jahre später aber noch einen bedeutenderen Einschnitt, als 1544 unter Graf Friedrich Magnus zu Solms die Reformation eingeführt wurde. Schon ein Jahr später wurde Georg Brandau als erster evangelischer Pfarrer nach Rödelheim berufen. Die Rödelheimer, die am alten Glauben festhielten, mussten in die Umgebung auswandern.

Am 31. Oktober 1817, als überall in Deutschland das 300jährige Reformationsjubiläum gefeiert wurde, schlossen sich die Rödelheimer Lutheraner und Reformierten der Protestantischen Union an. Ein von den Reformierten gespendeter Abendmahlskelch mit der Aufschrift „Verbrüderung der Reformierten und Lutherischen Christen zu Rödelheim am 31. Oktober 1817“ erinnert an das Datum. Kurze Zeit später, 1818, ließ sich der Schriftsteller und Publizist Ludwig Börne in der Cyriakuskirche taufen, und der Schriftsteller Karl Gutzkow heiratete dort 1849 Bertha Meidinger.

Nach der sogenannten Machtergreifung 1933 bekam die Cyriakusgemeinde Repressalien durch die NSDAP zu spüren. So wurden Veranstaltungen von Hitlerjugend und BDM bevorzugt auf die Sonntagvormittage gelegt, damit die Jugendlichen keine Möglichkeit hatten, am Gottesdienst teilzunehmen. Ziel von Repressalien war vor allem auch der damalige Gemeindepfarrer Otto Müller, der sich der Bekennenden Kirche angeschlossen hatte. Durch seine Einberufung zum Militärdienst zu Beginn des Krieges wurde er für viele Jahre von der Gemeinde abgezogen.

Seit Ende 1943 war auch Rödelheim Ziel von Luftangriffen, und am 20. Dezember 1943 wurde die Cyriakuskirche so stark zerstört, dass sie nicht mehr für Gottesdienste genutzt werden konnte. Nur Teile des Luther-Turms, Teile der Mauern und die alte Kapelle, die Keimzelle der Kirche war, waren erhalten geblieben. Die Gottesdienste mussten zunächst im Gemeindehaus gehalten werden und nach dessen Zerstörung zum Teil in Wohnungen von Gemeindemitgliedern, nach Kriegsende dann in der Turnhalle der Körnerschule, in der Nähe des Ortes an dem einst die Lukaskirche gestanden hatte.

Erste Pläne für einen Wiederaufbau de Cyriakuskirche gab es schon 1948. Sie wurden aber durch die Währungsreform zunichte gemacht, und erst am 2. Dezember 1951 konnte die vom Architekturbüro Dembach & Hieronymus wiederaufgebaute Kirche eingeweiht werden. Die gotische Kapelle wird seitdem nicht mehr als Altarraum, sondern als Seitenkapelle für Taufen und Trauungen genutzt. 1956 erhielt die Kirche eine neue Orgel der Firma Steinmeyer und in den Jahren 1970/71 einen weiteren Anbau im Süden. In den 80er Jahren standen erneut umfangreiche Renovierungsarbeiten an.

Auf der Einweihungsfeier von 1951 sprachen nicht nur der aus Kriegsgefangenschaft zurückgekehrte Pfarrer Müller, sondern auch so prominente Gäste wie Oberbürgermeister Walter Kolb und Kirchenpräsident Martin Niemöller. Niemöllers Predigt enthielt auch Formulierungen, die vermutlich nicht allen der Zuhörer und Zuhörerinnen gefallen haben mögen, etwa wenn er bemerkte: „Und sie beten zu einem fernen Gott, der so fern ist, daß er uns gar nicht gefährlich werden kann.“ oder „[sie wünschen sich wohl] Einen lieben Gott, der so harmlos ist, daß er sich als Knecht und Diener für unsere eigenen Wünsche und Zwecke gut gebrauchen läßt.“ Vor allem war die Predigt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ein Aufruf zum Frieden: „Liebe Festgemeinde! Das ist Gottes Friedensprogramm. Und dieses Programm hat die Zukunft und dieses Programm hat die Verheißung. Es ist ja das einzige, das dem Übel an die Wurzel greift.“

Adresse

St. Cyriakuskirche

Auf der Insel 5

60489 Frankfurt


*****

Textquellen:

Müller, Otto: St. Cyriakuskirche in Rödelheim. Beiträge zur Geschichte der St. Cyriakuskirche in Frankfurt-Rödelheim. Zusammengestellt, ergänzt und herausgegeben von Heinz-Albrecht Müller. Frankfurt a. M.,1987.

St. Cyriakus-Kirche in Frankfurt-Rödelheim. 50 Jahre Wiederaufbau. Festschrift. Hrsg. vom Kirchenvorstand der Evangelischen Cyriakusgemeinde, Frankfurt a. M., 2001.

> https://www.cyriakusgemeinde.de/page/55/geschichte-der-kirche < abgerufen am 26.01.2019.

> https://de.wikipedia.org/wiki/St._Cyriakus_(Frankfurt_am_Main) < abgerufen am 26.01.2019.


Bildquellen:

Vorschaubild: Frankfurt am Main-Rödelheim, Cyriakuskirche, 2012, Urheber: Karsten Ratzke via Wikimedia Commons CC0.

Solmspark_St.Cyriakuskirche (Rödelheim), 2017, Urheber: Woelle ffm via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Cyriakuskirche-Seitenansicht, 2018, Urheber: Nadi2018 via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

Grabmal eines Burgherren; Caspar von Ehringshausen 1573, 2017, Urheber: Woelle ffm via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.


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