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Kennst du Gotthold Ephraim Lessing?
vorgestellt von Jürgen Krätzer

Jürgen Krätzer eröffnet uns eine neue Sicht auf den Autor. Lessing entpuppt sich als schulverdrossener Aufrührer, als Student in „schlechter Gesellschaft" und als leidenschaftlicher Glücksspieler, der sich von Job zu Job hangelt. Bewusst stellte er sich gegen die damaligen Erwartungen und prangerte die Scheuklappen der Gesellschaft an. Krätzer zeigt dies anhand unkonventioneller Fabeln und Gedichte, seiner Kritiken und Briefe. Zugleich setzt er sich mit Lessings neuartiger Theatertheorie und den aufklärerischen Werten in seinen Dramen auseinander. Dabei gelingt es ihm aufzuzeigen, wie relevant und modern deren Themen noch heute sind.

Justinuskirche in Frankfurt-Höchst

Justinuskirche in Frankfurt-Höchst

Sabine Gruber

Das älteste Bauwerk Frankfurts

Der Baedeker über „Die Rheinlande“ von 1876 fand in Höchst, damals noch ein selbstständiges „gewerbreiches Städtchen“ zwischen Frankfurt und Wiesbaden, neben der Fortschritt verheißenden Anilinfabrik und dem erhaltenen Turm des 1634 zerstörten Schlosses nur ein Gebäude erwähnenswert: die „architektonisch beachtenswerthe“ St. Justinuskirche, „um 1090 als Säulenbasilika erbaut, der goth. Chor von 1443“. Heute ist die auf einem Felsen hoch über dem Main thronende romanische Kirche noch bemerkenswerter als damals, denn sie ist inzwischen nicht nur das älteste erhaltene Gebäude Frankfurts, sondern auch eine der ältesten erhaltenen Kirchen Deutschlands.

Bereits zu karolingischer Zeit, um 830 (hier irrte der Baedeker), begann der Bau der Kirche, einer dreischiffigen Basilika. Bauherr war der Mainzer Erzbischof Otgar, der mit Hilfe des Kirchenbaues auch die Macht des Mainzer Erzbistums demonstrieren wollte. Nach Abschluss der Bauarbeiten, um die Mitte des 9. Jahrhunderts, wurde die Kirche von keinem geringeren als dem berühmten Kirchenlehrer und Mainzer Erzbischof Rabanus Maurus geweiht. Der Name der neuen Kirche bezog sich auf die hier bestatteten Gebeine des Heiligen Justinus, die Erzbischof Otgar aus Rom beschafft hatte. Ungefähr zur gleichen Zeit wie die Höchster Justinuskirche entstanden die romanische Torhalle in Lorsch, die Basilika in Seligenstadt und die Einhards-Basilika in Michelstadt – andere Schlüsselwerke der späten Karolingerzeit. Einen weiteren wichtigen Abschnitt in der Geschichte der Kirche markiert das im Baedeker genannte Jahr 1090. Zu dieser Zeit wurde die Kirche vom Mainzer Benediktinerkloster St. Alban übernommen. Als einzige bauliche Veränderung dieser Zeit erhielt sie einen Turm über dem mittleren Altarraum. Die Gebeine des heiligen Justinus, die der Kirche ihren Namen gaben, wurden im 13. Jahrhundert in das Mainzer Kloster des Ordens transferiert. Heute sind sie nicht mehr auffindbar. Neue Namenspatronin der Kirche wurde die Heilige Margarethe, von der Reliquien in die Kirche gebracht wurden. Erst im geschichtsbewussten 19. Jahrhundert wurde die Justinuskirche wieder nach ihrem ursprünglichen Namenspatron benannt.

Ochsenaugen-Fenster
Ochsenaugen-Fenster

Im späten Mittelalter, 1441, übernahm der Antoniterorden die Justinuskirche und nahm zahlreiche bauliche Veränderungen an dem in die Jahre gekommenen Gebäude vor. An die romanische Basilika wurde ein diese überragender gotischer Chorraum angefügt, der den Antonitermönchen vorbehalten blieb, während das romanische Kirchenschiff, das unangetastet blieb, als Pfarrkirche genutzt wurde. Die romanische Basilika hat sich dadurch mit ihren karolingischen Säulen und Resten karolingischer Fresken bis heute erhalten, während sonst im Hochmittelalter zahlreiche romanische Kirchen so stark umgestaltet wurden, dass ihr ursprünglicher Charakter verlorenging. Für den von den Antonitern veranlassten Umbau der Kirche war vermutlich ein Schwiegersohn des nicht nur am Dom, sondern auch an zahlreichen anderen Orten in Frankfurt tätigen Madern Gerthener verantwortlich. Aus der Zeit der Umgestaltung der Kirche durch den Antoniterorden stammt auch der Kreuzaltar mit Szenen aus der Geschichte des Heiligen Kreuzes.

Heute betritt man die Kirche nicht mehr durch das Westportal, das zugemauert wurde, sondern durch das nördliche Portal aus dem 15. Jahrhundert. Das Portal ist geschmückt mit zwei bedeutenden Skulpturen aus dieser Zeit (heute durch Kopien ersetzt, die Originale stehen in einer Seitenkapelle): mit den Statuen des Heiligen Antonius Abbas, des Ordenspatrons der Antoniter, auf der rechten und der des Heiligen Paulus von Theben aus der linken Seite. Die beiden Heiligen werden in der Regel gemeinsam dargestellt, weil sie der Legende nach in der ägyptischen Wüste einander begegneten. Das Kircheninnere ist bestimmt durch einen reizvollen Kontrast zwischen der romanischen Basilika, dem spätgotischen Chor und dem aus dem Jahr 1726 stammenden barocken Hochaltar des Mainzer Schreiners Johannes Wieß. Ebenfalls aus der Barockzeit stammen zwei der Gottesmutter Maria geweihte Seitenaltäre. Die Kapitelle der zwei mal fünf romanischen Säulen im Mittelschiff sind bis auf geringfügige Abweichungen gleich gestaltet, was für Säulen aus dieser Zeit ungewöhnlich ist. Der von Wigandus von Grünberg gestiftete bedeutende Kreuzaltar von 1485 zeigt auf seinen Seitenflügeln vier Szenen aus der Kreuzlegende: die Auffindung des Kreuzes durch die Kaiserin Helena, die Identifizierung des Kreuzes und - in zwei Szenen - den Einzug des Kaisers Heraklios, der das Kreuz dorthin zurückbrachte, in Jerusalem. Der Mittelteil des Altars zeigt die Kreuzigung Christi. Die große sitzende Holzstatue des Heiligen Antonius aus dem 15. Jahrhundert, die früher den Hochaltar schmückte, soll dem Maler Alfred Rethel (1816-1859) als Vorbild für die Gestalt Karls des Großen in seinem Fresko „Otto III. in der Gruft Karls des Großen“ gedient haben, das er für das Aachener Rathaus anfertigte. Im Chor ist ein Teil des ursprünglichen Chorgestühls aus dem 15. Jahrhundert erhalten geblieben. Zur Kirche gehört der dahinter gelegene Justinusgarten, ein idyllischer Kräuter- und Blumengarten (Eingang durch den Vorgarten des Pfarrhauses).

Adresse: Justinuskirche, Justinusplatz 3, 65929 Frankfurt a. M.

Öffnungszeiten Justinuskirche: April bis Oktober: Di-So 14-17 Uhr, November bis März: Sa und So 14-16 Uhr (Stand: März 2017).

Öffnungszeiten Justinusgarten: Von April bis Oktober zu den Öffnungszeiten der Kirche. (Stand: März 2017)

Textquellen

Die Rheinlande von der Schweizer bis zur Holländischen Grenze. Handbuch für Reisende von K. Baedeker. 19. Auflage. Leipzig 1876.

Frankfurt-Lexikon. Von Waldemar Kramer. Sonderausgabe für das Stadtschulamt Frankfurt. Frankfurt a. M. 1960.

Elisabeth Lücke: Frankfurt. Neue Rundgänge durch die Geschichte. Erfurt 2012.

Alice Selinger: Frankfurt am Main. Stadtführer. Geschichte. Kultur. Wiesbaden 2011.

www.justinuskirche.de (letzter Zugriff: 25.3.2017)

Bildquellen:

Kirchhof und Nordfassade der Justinuskirche Von Eva K. / Eva K. - Eva K. / Eva K., GFDL 1.2, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=72...

Ochsenaugen-Fenster anstelle des ursprünglichen Westportals Von Gesamtzahl meiner hochgeladenen Dateien: 885 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=83...


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