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Florian Russi
Die Irrfahrten des Herrn Müller II
Eine moderne Odyssee

Daniel Müller ist ein aufstrebender junger Möbelkaufmann. Er hat eine Freundin, doch auch eine Kundin seiner Firma versucht ihn zu gewinnen. Als Daniel sie ermordet auffindet, spricht alles dafür, dass er der Mörder ist. Er gerät in Panik und flieht, fährt zum Flughafen und bucht den nächsten Flug ins Ausland. Im Flugzeug entdeckt ihn eine nymphomanisch veranlagte Prinzessin: Sie versteckt ihn in ihrem Schloss. Während Zielfahnder der Polizei ihm auf den Fersen sind, erlebt Daniel immer neue Abenteuer und Überraschungen …


Peterskirchhof

Peterskirchhof

Sabine Gruber

Peterskirche in Frankfurt am Main vor dem Abbruch 1891
Peterskirche in Frankfurt am Main vor dem Abbruch 1891

Vorbei an niedrigeren Gebäuden der Nachkriegszeit und an den gläsernen Fronten moderner Bürogebäude, führt die Frankfurter Bleichstraße vom Eschenheimer Turm aus zu einem ungewohnt idyllischen Ort, den man an dieser Stelle kaum vermuten würde: zum Peterskirchhof, einem alten, zwischen der Stephanstraße, der Bleichstraße und der Schäfergasse gelegenen Friedhof, bei dem es sich um den ältesten noch erhaltenen christlichen Friedhof Frankfurts handelt.

Er bestand über mehrere Jahrhunderte und wurde erst im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts aufgegeben: das letzte Begräbnis fand 1828 statt. Neue Gräber durften seitdem nicht mehr angelegt werden. Ein kurz nach der Schließung des Friedhofs verfasster Frankfurt-Führer nennt die Gründe der Schließung: „Der für die wachsende Bevölkerung beschränkte Raum des St. Peterskirchhofs, der beinahe 400 Jahre in Gebrauch gewesen war (er wurde 1452 gegründet), machte die Anlegung eines neuen, für die drei christlichen Confessionen bestimmten Friedhofs nothwendig, abgesehen davon, daß Begräbnißplätze in der Stadt sich hinsichtlich der Salubrität nicht rechtfertigen lassen.“ Um dem Platzmangel – zum Beispiel während der Pestepidemien des 17. Jahrhunderts – entgegen zu wirken, hatte man zuvor den Friedhof mehrfach erweitert und sogar Beerdigungen in übereinander gelegenen Schichten vorgenommen, bis die Situation schließlich unhaltbar geworden war. In der Nachfolge des Peterskirchhofs wurde dann der Frankfurter Hauptfriedhof angelegt.

Nachdem 1508 der alte Domkirchhof aufgegeben worden war, war der Peterskirchhof der Hauptfriedhof für die in der Alt- und Neustadt wohnenden Frankfurter. Während ursprünglich alle Frankfurter hier begraben wurden, fanden seit der Reformation nur noch protestantische Bürger ihre letzte Ruhe auf dem Peterskirchhof. Die Katholiken, die mehrheitlich als Geschäfts- und Kaufleute in die Stadt gekommen waren, wie zum Beispiel die Angehörigen der Familie Brentano, mussten auf katholischen Friedhöfen oder in katholischen Kirchen beigesetzt werden. Die jüdischen Frankfurter hatten ihren eigenen Friedhof.

Dennoch ist die Liste der Frankfurter, die auf dem Peterskirchhof begraben sind, lang und illuster:

1555 wurde der bekannte Buchdrucker Christian Egenolf auf dem Peterskirchhof beerdigt. Matthäus Merian der Jüngere wurde 1687 hier beigesetzt. Johann Friedrich Städel, der Gründer des Städelschen Kunstinstituts, fand hier im Jahr 1816, der Bankier Simon Moritz von Bethmann zehn Jahre später seine letzte Ruhe. Nicht zuletzt die Eltern Goethes wurden auf dem Peterskirchhof beigesetzt. Sie fanden nicht – wie bei einem Ehepaar zu erwarten – im selben Grab ihre letzte Ruhe, sondern wurden getrennt voneinander begraben: Goethes Vater Johann Caspar Goethe im Jahr 1782 im Familiengrab der Familie Walther, Vorfahren seiner Mutter, Goethes Mutter, Catharina Elisabeth 1808 auf einem Gelände, das heute zum Schulhof der Liebfrauenschule gehört.

Nicht nur Frankfurter Bürger wurden auf dem Peterskirchhof beerdigt, sondern hin und wieder auch Menschen, die auf einer Reise nach Frankfurt verstorben waren. Eine davon war Marianna Lentz, die Frau eines Nürnberger Händlers, der 1816 zur Herbstmesse nach Frankfurt kam. Sie starb völlig unerwartet mit dreißig Jahren und ihr Witwer errichtete ihr einen Grabstein, den er als „Denkmal der Liebe“ bezeichnete. Bedeutendstes Denkmal auf dem Friedhof ist eine von Hans Backoffen (1470-1509) geschaffene Kreuzigungsgruppe, die von Frankfurter Bürgern gestiftet wurde und an die Opfer der Pest erinnern sollte. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und ist heute auf den Friedhof nur noch in Kopie zu sehen. Ein 1878 errichtetes Kriegerdenkmal erinnerte an die Frankfurter Gefallenen des deutsch-französischen Kriegs von 1871. Es verschwand auf mysteriöse Weise nach dem Zweiten Weltkrieg. 1992 wurde unterhalb des Platzes, an dem einst das Kriegerdenkmal stand, das AIDS-Memorial „Verletzte Liebe“ errichtet, das seit 1994 an die in Frankfurt an Aids Gestorbenen erinnert.

Das ursprüngliche Areal des Friedhofs ist heute stark verkleinert, weil es seit seiner Stilllegung von allen Seiten immer wieder durch Straßen und Neubauten beschnitten wurde. Am Rande des Friedhofs finden sich noch Reste der alten Stadtbefestigung. Die Peterskirche, nach der der Friedhof seinen Namen hat, war ursprünglich nur eine kleine Kapelle, die Mitte des 14. Jahrhunderts zur Pfarrkirche erhoben wurde.

Im folgenden Jahrhundert wurde sie erweitert, zur gotischen Hallenkirche ausgebaut und zur Pfarrkirche erhoben. Dass ausgerechnet in der Zeit, in der der Historismus Kunst und Architektur dominierte, wenig Rücksicht auf historische Bausubstanz genommen wurde, sieht man am Abriss der alten, renovierungsbedürftigen Kirche in den Jahren 1895/96. Von 1891 bis 1894 entstand, ein Stück von der ursprünglichen Peterskirche entfernt, die neue Peterskirche im neogotischen Stil. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und erst von 1961 bis 1965 in reduzierter Form wieder aufgebaut.

Nachdem die Kirche seit 2002 nicht mehr als Pfarrkirche genutzt wurde, wird sie seit 2004 als Kultur- und Begegnungszentrum genutzt und heißt jetzt Jugend-Kultur-Kirche.


Adresse der Peterskirche: Bleichstraße 33, 60313 Frankfurt am Main.




*****


Textquellen:

Historisch-topographische Beschreibung von Frankfurt a/M. und seiner Umgegend. Ein Handbuch für Fremde und Einheimische. Hrsg. v. Friedrich Krug, Frankfurt a. M. 1845 (Zitat)

Rita Henss: Baedeker. Frankfurt am Main. Ostfildern 2015.

Frankfurt-Lexikon von Waldemar Kramer. Mit Textbeiträgen von Irmgard Kern, Karl Zimmermann, dem Ravenstein Plan der Frankfurter Innenstadt 1:15000 und einer Verkehrskarte. Sonderausgabe für

das Stadtschulamt Frankfurt. Frankfurt a. M. 1960

http://www.peterskirchhof.de/pk-01-start.html aufgerufen am 22.10.2016

https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2793&_ffmpar%5B_id_inhalt%5D=101710 aufgerufen am 22.10.2016

https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2793&_ffmpar%5B_id_inhalt%5D=101710 aufgerufen am 22.10.2016

Bildquellen:

Südseite der Peterskirche (Stephanstraße) Urheber: Epizentrum via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0

Peterskirche in Frankfurt am Main vor dem Abbruch 1891, gemeinfrei

Peterskirche in Frankfurt am Main, erbaut 1891-1894 (Architekten: Hans Grisebach und August Dinklage, Berlin), gemeinfrei

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