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Ausstellung im Schloss Ettersburg
Weimarer Galerie

Unter dem Motto "Licht und Schatten" fanden sich im Frühjahr sechs Künstler der virtuellen Dauerausstellung "Weimarer Galerie" (http://www.weimarer-galerie.com/) zu der dritten Präsensausstellung des Projektes im Schloss Ettersburg zusammen. Der Katalog zeigt die ausgestellten Werke und gibt einen Einblick in die Vielseitigkeit der von den Künstlern gefertigen Kunstwerke. 

St. Bonifatiuskirche

St. Bonifatiuskirche

Sabine Gruber

Kirchenraum
Kirchenraum

Als 1897 erstmals geplant wurde, in Frankfurt-Sachsenhausen neben der Deutschordenskirche, die für die 7000-8000 Katholiken im Stadtteil zu klein geworden war, eine weitere katholische Kirche zu errichten, dachte man vermutlich an etwas Traditionelles: eine Kirche im Stil der damals beliebten Neogotik vielleicht. Aber der Bau verzögerte sich – nicht einmal, sondern immer wieder. Zunächst kam der Beginn des Ersten Weltkriegs dazwischen. Während des Krieges wurde das Bauvorhaben zwar weiterverfolgt, an eine zeitnahe Verwirklichung war aber nicht zu denken. Nach Kriegsende konnte zwar ein geeigneter Baugrund am Holbeinplatz erworben werden, aber bald waren durch die Inflation keine finanziellen Ressourcen mehr vorhanden. Erst 1925 war wieder ausreichend Kapital vorhanden, und die Gemeinde konnte endlich einen Architektenwettbewerb ausschreiben. Daran beteiligte sich die Crème de la Crème der Kirchenbaumeister: u. a. Hans Herkommer und Dominikus Böhm. Überraschend gewann den Preis aber keiner der bereits etablierten Architekten, sondern der damals noch wenig bekannte, 1890 in Frankfurt am Main geborene Martin Weber, ein Schüler Dominikus Böhms, der sich mit zwei Entwürfen am Wettbewerb beteiligt hatte. Einige Elemente seines zweiten Entwurfs wurden später in den Bauplan mit aufgenommen. Im Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs wurde die Kirche nicht nur als Pfarrkirche, sondern auch als Gedenkstätte für die Kriegsgefallenen konzipiert. Am 27. Juni 1926 fand die Grundsteinlegung statt und schon am 7. August 1927 die Weihe.

Beide Entwürfe Martin Webers aber auch die der anderen Wettbewerbsteilnehmer waren wohl ganz anders als das, was man sich noch 1897 für die neue Pfarrkirche vorgestellt hatte. Weber hatte auch kein Gebäude im Bauhaus-Stil der 20er Jahre entworfen, sondern eines im Stil des Expressionismus. Die Frankfurter Bonifatiuskirche wurde so das erste moderne architektonische Projekt des Bistums Limburg. Von außen präsentiert sich die in Eisenbeton gebaute und mit Klinker verblendete Kirche abgesehen von ihrem sechseckigen, 50 Meter hohen Turm, der sich über dem Chor erhebt, noch verhältnismäßig schlicht. Einziges Schmuckelement im Außenbereich ist eine von dem Wiesbadener Bildhauer Arnold Hensler geschaffene Statue über den Eingangstüren, die den Heiligen Bonifatius als jungen Missionar zeigt. Im Inneren dagegen zeigt sich die Expressivität von Webers Entwurf: eine steil vom Boden aufragende, 53 Meter lange, 22 Meter breite und 16 Meter hohe Spitzbogenhalle führt vom Eingang direkt auf den um einige Stufen erhöhten Hauptaltar zu. Dies entspricht den Zielen der ‚Liturgischen Bewegung‘ in der katholischen Kirche, die den Laien das Verständnis der Liturgie erleichtern und sie stärker in die Liturgie einbinden wollte. Diesem Ziel sollte unter anderem ein ungestörter Blick der Gemeinde auf den Altar dienen.

Wie zahlreiche andere Frankfurter Kirchen wurde auch die St. Bonifatiuskirche im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. 1948 wurde mit der Beseitigung der Kriegsschäden begonnen und das Kircheninnere in den folgenden Jahrzehnten mehrfach renoviert und umgestaltet. Nicht immer waren diese Umbauten im Sinne des Architekten. In den 80er Jahren bemühte man sich deshalb, dem Innenraum wieder seine ursprüngliche Gestalt zu geben. Seit 2005 ist die St. Bonifatiuskirche nicht nur Pfarrkirche, sondern auch Sitz der Jugendkirche JONA, einer so genannten Profilkirche des Bistums Limburg.

Adresse: St. Bonifatius, Holbeinstraße 70, 60596 Frankfurt a. M.


*****

Textquellen

Frankfurt-Lexikon. Von Waldemar Kramer. Sonderausgabe für das Stadtschulamt Frankfurt. Frankfurt a. M. 1960.

Adrian Seib: Der Kirchenbaumeister Martin Weber (1890-1941). Leben und Werk eines Architekten für die liturgische Erneuerung. Mainz 1999.

https://de.wikipedia.org/wiki/St._Bonifatius_(Frankfurt_am_Main) (letzter Zugriff: 27.2.2017)

http://www.strasse-der-moderne.de/portfolio/frankfurt-sachsenhausen-st-bonifatius/ (letzter Zugriff: 27.2.2017)


Bildquellen:

St. Bonifatius Von Jugendkirche JONA - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14...

St. Bonifatius, Kirchenraum Von Pfarrei St. Bonifatius - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14...

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