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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Deutsches Architekturmuseum

Deutsches Architekturmuseum

Ralph Zade

Wenn man auf der Untermainbrücke den Fluss in Richtung Museumsufer überquert und einen Blick zurück wirft, dann sieht man an der „Waterfront“ Teile der Skyline von Frankfurt und damit auch ein Panoptikum an Hochhausarchitektur. Einiges davon ist gelungen, anderes weniger. Am Ufer angekommen, wendet man sich nach rechts und überquert die Straße. Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) ist in einem Bau untergebracht, der schon als solcher bemerkenswert ist.

Das Museum, dessen Aufgabe es ist, Wissen über Architektur zu vermitteln, tut dies in verschiedenen Dimensionen: 1. Sehenswert – und für manche Besucher der Grund dafür, überhaupt hierher zu kommmen – ist zunächst das Gebäude selbst, das für den neuen Zweck umgestaltet wurde, als Hauptwerk seines Architekten gilt und mittlerweile unter Denkmalschutz steht. 2. Eine kleine aber feine Dauerausstellung zeigt einen Parforceritt in 24 Stationen durch die Architekturgeschichte. 3. Einen Schwerpunkt des Museums – weit mehr als in anderen Museen – bilden die Wechselausstellungen, von denen es häufig drei parallel gibt. 4. Didaktische Aktivitäten und Veranstaltungen flankieren das alles und tragen einen gewichtigen Teil zur Wirkung des Museums bei.

Architekt des Gebäudes – oder besser: Architekt der Umgestaltung anlässlich der Umnutzung des vorher bestehenden Baus – war Oswald Mathias Ungers (1926–2007), dessen Verständnis von Architektur es entsprach, aus der Vergangenheit gewonnene Prinzipien aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Gegenstand des 1984 eingeweihten Umbaus war eine gründerzeitliche Villa mit ionischen Säulen, eine Villa, die ein Privathaus gewesen war und kein als öffentlicher Bau konzipiertes Bauwerk. Das stellte besondere Anforderungen. Der ungenügenden Statik wegen wurde das Gebäude zunächst komplett entkernt. Das machte es möglich, ein „Haus im Haus“ zu bauen, das einen quadratischen Grundriss hat – geometrische Gestaltungselemente sind ein charakteristisches Merkmal der Architektur von Ungers – und im Obergeschoss mit einem Dach abschließt. Um die für Ausstellungen zur Verfügung stehende Fläche zu erhöhen, wurde das alte Gebäude zudem vollständig mit Glas umgeben. Die so entstandene Glashalle nimmt den Großteil des Gartens der ehemaligen Villa ein. Diese im Sinne der Nutzungsumwidmung notwendigen Maßnahmen erfolgten aber nicht nur aus einer praktischen Notwendigkeit heraus, sondern der Bau hat eine dezidiert programmatische Komponente. Mit verschiedenen Elementen, insbesondere dem quadratischen Innenhof inmitten der Ausstellungshalle im Erdgeschoss und der sich auch in anderen Bauelementen wiederfindenden Quadratstruktur, spielt Ungers auf die (1906 fertiggestellte) Wiener Postsparkasse an, die eines der Hauptwerke des Jugendstilarchitekten Otto Wagner ist. In der Ummantelungsstruktur mag man auch Elemente der von Andrea Palladio Mitte des 16. Jahrhunderts in Vicenza erbauten Basilika erkennen, die wie der Museumsbau aus einem älteren Gebäude – dem mittelalterlichen Palazzo della Ragione – auf dem Wege der Umgestaltung geschaffen wurde und ihrerseits Wagners Bau beeinflusste. Insofern spiegelt der Bau unmittelbar Architekturgeschichte wider; man kann diese nicht nur mittels der Austellungsstücke erfahren, sondern bereits am Bauwerk selbst. Wie immer bei Ungers ist die Anspielung auf Architekturgeschichtliches aber kein Selbstzweck, sondern es findet eine organische Weiterentwicklung statt, die eine Balance zwischen baukünstlerischem Anspruch und praktischer Nutzbarkeit hält.

In der 2. Etage des Baus findet sich unter dem Titel „Von der Urhütte zum Wolkenkratzer“ die kleine aber feine Dauerausstellung des Museums. Sie besteht aus 24 (nach anderer Zählung 25) liebevoll und detailgenau gestalteten Architekturmodellen, die teilweise in Landschaftsdioramen gestellt sind, und die exemplarische Bauten und Baukomplexe als Stationen der Architekturgeschichte zeigen. Natürlich war hier auch Mut zur Lücke erforderlich, die Auswahl ist aber umfassend genug, um Wesentliches erfassen zu können. Von der Urzeit geht es über das alte Ägypten, das Sumererreich, das antike Griechenland und Rom – repräsentiert durch das Forum von Pompeji – über das Mittelalter (u.a. den Dom zu Speyer und Büdingen als Beispiel für eine spätmittelalterliche Stadt), Pienza (eine Planstadt der italienischen Renaissance), die barocke Stadtanlage von Arolsen, klassizistische Architektur aus Bath in Großbritannien, die Slums der frühen Zeit der Industrialisierung und den 1851 für die Weltausstellung in London aus Glas und Stahl geschaffenen Kristallpalast weiter bis zu Wolkenkratzern in New York und dem Maintower in Frankfurt.

Anders als in anderen Museen ist die Fläche, die für Wechselausstellungen zur Verfügung steht, wesentlich größer als die Fläche der Dauerausstellung; entsprechend liegt ein Schwerpunkt der Museumstätigkeit auf solchen Ausstellungen, für die die Räume im Erdgeschoss ebenso zur Verfügung stehen, wie die Räumlichkeiten im 1. und im 3. Stock. Dabei werden häufig Themen gewählt, die Denkanstöße geben sollen, wie z. B. bei der Ausstellung „SOS Brutalismus“ 2017/18 über in den 50er bis 70er Jahren erbaute monumentale Betonbauten, mit dem Ziel, für die Qualitäten dieser Bauten, die vielfach gering geschätzt und deswegen abgerissen werden, zu sensibilisieren, oder bei der teilweise parallel laufenden Ausstellung „Frau Architekt“, mit dem Ziel, das Werk von Architektinnen bekannt zu machen, die im von Männern dominierten Architektenberuf nicht immer einen leichten Stand hatten.

Flankiert wird all das von anregenden Veranstaltungen und Workshops, die sich teilweise – aber nicht nur – auf die gerade laufenden Ausstellungen beziehen. Wer Architektur vor Ort in der Stadt Frankfurt erleben möchte, der kann dazu online im Bereich Architektur, den das Museum innerhalb des Kulturportals Frankfurt betreut, zahlreiche Anregungen finden. Und wer all diese Aktivitäten unterstützen möchte, kann der Gesellschaft der Freunde des DAM beitreten.

 

Adresse:

Henschelstraße 18

60314 Frankfurt am Main

 

Öffnungszeiten:

Mo geschlossen
Di - So 12:00 - 19:00 Uhr

 

*****

Textquellen:

 

Webpräsenz des Museums: abgerufen von >http://www.dam-online.de< am 04.04.2022.

Webseite zur Gesellschaft der Freunde des DAM: >http://www.dam-online.de/portal/de/GesellschaftderFreunde/Start/0/0/0/0/1589.aspx< am 04.04.2022.

Architektur in Frankfurt: abgerufen von >https://www.museumsufer.de/de/museen/deutsches-architekturmuseum/< am 04.04.2022.

Winkelmann, Arne (Hrsg.): Das Haus im Haus; Zur Wirkungsgeschichte einer Entwurfsidee, Heidelberg: Kehrer Verlag, 2008.

 

Fotos: von Carolin Eberhardt, © Bertuch Verlag.

 

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