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Zu Gast in Weimar

George Eliot; deutsche Übersetzung: Nadine Erler

Zu den vielen Künstlern, die es nach Weimar zog, gehörte auch die englische Schriftstellerin George Eliot. Im Sommer 1854 verbrachte sie drei Monate im kleinen, doch weltberühmten Städtchen an der Ilm. George Eliots schriftlich festgehaltenen Eindrücke sind äußerst amüsant. Dieser Blick einer Fremden lässt Weimar in anderem Licht erschienen.

Broschüre, 40 Seiten, 2019


Das Autokino in Gravenbruch

Das Autokino in Gravenbruch

Sabine Gruber

Lange galten die Autokinos, die nach amerikanischen Vorbildern seit den 60er Jahren an vielen Orten in Deutschland entstanden waren, als antiquiert und eines nach dem anderen musste mangels Nachfrage seine Pforten wieder schließen, sodass Andrea Köhler das Autokino bereits 2004 in das von ihr herausgegebene "Kleine Glossar des Verschwindens" aufgenommen hat und der Autor des Beitrags, Stefan Krass, über ein Genre schreibt, das seiner Meinung nach "in den Zustand der Geschichte eingetreten" ist. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie hat sich das schlagartig geändert und die zwölf noch existierenden deutschen Autokinos erlebten eine ungeahnte Renaissance. Die Möglichkeit, im eigenen Auto ohne Kontakte zu Haushaltsfremden infektiologisch unbedenklich Filme auf einer Großleinwand zu verfolgen und den Ton über Radio zu hören, wurde für viele Autobesitzer und -besitzerinnen zur willkommenen Abwechslung im Lockdown-Alltag und aus diesen Gründen entstanden neben den regulären Kinos mehrere temporäre „Popup-Autokinos“.

Das Autokino in Gravenbruch im Süden Frankfurts war das erste, das in Deutschland seine Pforten öffnete. Es wurde 1960 eröffnet und zog schon in den ersten Jahren seines Bestehens zahlreiche Besucher an. Bereits 1957 wurde in Castelfusano bei Rom das erste europäische Autokino in Betrieb genommen. Das erste seiner Art überhaupt konnte bereits einige Jahrzehnte früher, 1933, in Pennsauken, New Jersey, besucht werden. Sein Betreiber Richard Milton Hollingshead hatte zuvor mit einem Projektor auf dem Autodach und seinem Garagentor als Leinwand experimentiert. Dass die Einrichtung eines Autokinos zu diesem Zeitpunkt einem Geschäftsmann als lohnende Einnahmequelle erscheinen konnte, war nur möglich, weil Privatautos in den USA damals schon deutlich verbreiteter waren als in Europa und deshalb die Verbindung von Autoausflügen mit abendlichen Kinobesuchen für einen größeren Bevölkerungsanteil eine attraktive Freizeitgestaltung darstellte. Der Spiegel sprach 1983 von einem "Kuriosum amerikanischer Autovernarrtheit" (zit. nach "Anglizismen-Wörterbuch"). Nicht zuletzt junge Liebespaare schätzten in ihrer damals noch sehr prüden Umwelt die größere Privatsphäre, die die Autokinos ihnen boten und für die sie bevorzugt die letzte Reihe, die so genannte "love lane", auswählten. Dem ersten amerikanischen Autokino folgten schon bald viele weitere.

Das Autokino im zu Neu-Isenburg gehörenden Gravenbruch wurde sicher nicht zufällig bei einem seit Jahrhunderten beliebten Ausflugsort der Frankfurter errichtet. Als es am 29. März 1960 mit einer Vorstellung von "Der König und ich", mit Yul Brynner und Deborah Kerr in den Hauptrollen, erstmals öffnete, war die Neugier der Neu-Isenburger und Frankfurter groß. Das Kino bot für damalige Verhältnisse viel Platz mit Stellplätzen für bis zu 1100 Autos. Jedes Auto erhielt - das war für Autokinos ungewöhnlich und ist heute aufgrund technischer Weiterentwicklungen anders - einen eigenen Lautsprecher. Der Eintritt kostete 2,75 DM, was heute erstaunlich günstig erscheint, in den 60er Jahren aber eher einem mittleren Preisniveau entsprach. Bei seiner Eröffnung verfügte das Kino über eine 36 mal 15 Meter große Leinwand. Heute hat es eine weitere, 24 mal 10 Meter große Leinwand und der Ton kommt über UKW/FM aus dem Autoradio. In einer dazugehörigen Snackbar werden zu günstigen Preisen Fastfood, Süßigkeiten und natürlich auch das bei Kinobesuchen unerlässliche Popcorn sowie Getränke angeboten.

Der in den ersten Jahren große Erfolg des Gravenbrucher Autokinos war Anlass zur Eröffnung weiterer Kinos dieser Art im Deutschland der 60er und 70er Jahre. Es begann so etwas wie die Blütezeit dieser Form des Kinobesuchs und auf das zweite und dritte deutsche Autokino in Berlin (1966 eröffnet) und Köln-Porz (1967 eröffnet) folgten über zwanzig weitere. Während das Interesse an den Autokinos in den 80er Jahren zunächst stark zurückging, eröffneten nach der Wiedervereinigung mehrere neue Autokinos in den damals neuen Bundesländern. Weil zahlreiche andere frühe europäische Autokinos längst ihre Pforten wieder geschlossen haben, ist das Autokino in Gravenbruch heute das älteste noch bestehende in Europa.


Adresse:

DRIVE IN Autokino Frankfurt Gravenbruch

Außenliegend Autokino

63263 Neu-Isenburg

www.autokinogravenbruch.de

*****

Textquellen:

Carstensen, Broder: Anglizismen-Wörterbuch: Der Einfluss des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945, Berlin/New York, 1993.

Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan herausgegeben von Waldemar Kramer, Sechste, neubearbeitete Ausgabe, Frankfurt a. M., 1973.

Krass, Stefan: Das Autokino in: Kleines Glossar des Verschwindens: Von Autokino bis Zwischengas, Lauter Nachrufe, Andrea Köhler(Hrsg.), München, 2003, S. 57-61.

>https://www.autokinogravenbruch.de/< abgerufen am 27.03.2021.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Autokino_Gravenbruch< abgerufen am 27.03.2021.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Autokino< abgerufen am 27.03.2021.

>https://www.spiegel.de/auto/aktuell/autokinos-in-deutschland-hollywood-auf-dem-parkplatz-a-423845.html< abgerufen am 27.03.2021.


Bildquellen:

Vorschaubild: Das Autokino im Jahr 2005, Urheber: Popie via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Das erste Autokino, Pennsauken, New Jersey, 1933, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Autokino Köln in Köln-Porz, 2020, Urheber: SpaceRat via Wikimedia Commons CC0.

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