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Spannende Erzählkunst

Der "Wagen" thematisiert die Schattenseiten der Menschheit. Die erste titelgebende Erzählung fasst Berdt Seites eigene traumatische Fluchterfahrungen in literarische Erzählkunst, bis die Grenzen von Vergangenheit und Zukunft schmelzen. Die andere widmet sich der biblischen Geschichte der Sintflut und interpretiert die Arche-Noah in einer ganz neuen Variante.

Der Freiheitsbrunnen

Der Freiheitsbrunnen

Sabine Gruber

Der Name Freiheitsbrunnen für den am Weckmarkt gelegenen hohen Brunnen aus rotem Sandstein leitete sich ursprünglich nicht von der für die stolzen Frankfurter so wichtigen Freiheit ab, sondern von einem Friedhof, der einst zwischen Dom und Römer lag. Vermutlich war es der älteste Friedhof der Stadt, und es ist außerdem anzunehmen, dass zu dem Friedhof auch eine Kirche oder Kapelle gehörte. Während der Friedhof jedoch in zahlreichen Quellen erwähnt wird, ist von einer Kapelle nichts bekannt. Nach seiner Aufhebung wurde aus dem Friedhof ein kleiner Platz.

Der ursprüngliche, im 14. Jahrhundert auf dem Platz errichtete, breite, von einem Gitter umgebene Ziehbrunnen, der einer der schönsten Brunnen der Stadt gewesen sein soll, und von dem eine Zeichnung überliefert ist, trug wegen seiner Lage auf einem ehemaligen Friedhof noch den Namen Freithofbrunnen, aber irgendwie schafften es die Frankfurter, im Laufe der Jahrhunderte aus dem Freithofbrunnen einen Freiheitsbrunnen zu machen. Ob das durch eine weniger akzentuierte Aussprache passierte, die den Namen im Laufe der Jahrhunderte veränderte und erst zum Freibrunnen, später zum Freiheitsbrunnen werden ließ oder ob er bewusst jeweils neu vergeben wurde oder ob beides zusammenwirkte, ist nicht ganz sicher. Johann Georg Batton berichtet in seiner „Örtlichen Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main“: „Man nannte ihn von dem Platze, darauf er steht, den Friedhofborn, nachmals den Freythofsbrunnen und zuletzt den Freibrunnen, aus dem wieder andere den Freiheitsbrunnen machen wollten.“ Auf jeden Fall hieß der neue Brunnen, der nach dem Abbruch des alten Brunnens ein Stück vom ursprünglichen Platz entfernt, errichtet wurde, schon von Anfang an Freiheitsbrunnen.

Im Jahr 1759 war die Zeit der alten Frankfurter Ziehbrunnen vorbei und der neue, noch heute erhaltene Brunnen wurde nicht mehr als Ziehbrunnen konzipiert, sondern als moderner Pumpenbrunnen mit zwei Pumpen im Rokokostil. Der alte Brunnen musste allerdings nicht nur weichen, weil er nicht mehr den modernen Erfordernissen entsprach, sondern auch, weil er wesentlich mehr Platz beanspruchte als sein schmalerer Nachfolger. Architekt des neuen Brunnens war Johann Michael Datzerath, nach dessen Entwürfen auch mehrere andere Frankfurter Brunnen erbaut wurden. Passend zum Namen des Brunnens sitzt oben auf der Brunnensäule die kleine Statue einer Freiheitsgöttin mit gesprengten Fesseln zu ihren Füßen und einem Hut in der Hand. Die Inschrift des Brunnens erinnert an die damals für seinen Bau und seine Wartung Verantwortlichen, den Brunnenschultheißen Johann Melchior Moscherosch, den älteren Brunnenmeister Johann Christian Franck und den jüngeren Brunnenmeister Stephan Wagner. An den alten Brunnen erinnert ein Relief am Brunnenpfeiler. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts geschah, noch am alten Brunnen, ein Verbrechen: Eine Magd aus einer der nahe gelegenen Garküchen hatte hier ihr neugeborenes Kind ertränkt. Ob die Hoffnung, die Erinnerung daran loszuwerden, auch einer der Gründe dafür war, den Brunnen einige Jahrzehnte später durch einen neuen zu ersetzen?

Der neue Freiheitsbrunnen, der ein Jahrhundert später ebenfalls nicht mehr den neuesten Erfordernissen genügte, war im Jahr 1887 umfassend renoviert worden und mehrfach an einen neuen Standort versetzt worden, von seinem ursprünglichen Standort zunächst in die neue Fischergasse und dann zum Roseneckplätzchen in der Nähe des Weckmarktes, das bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg eine wichtige Frankfurter Touristenattraktion war, und das durch den Brunnen zusätzlich aufgewertet wurde. 1994 bekam der Brunnen, aus Anlass des 1200jährigen Stadtjubiläums, dann wieder einen Platz, der sich dicht an seinem ursprünglichen Standort befindet.


Adresse

Große Fischergasse/Am Weckmarkt 17

60311 Frankfurt am Main

*****

Textquelle:

Lohne, Hans: Mit offenen Augen durch Frankfurt: Ein Handbuch der Brunnen, Denkmäler, Gedenkstätten und der Kunst am Bau: Frankfurt a. M., 1969.

Architekten und Ingenieur-Verein (Hg.): Frankfurt und seine Bauten: Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main: Frankfurt a. M., 1886.

Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt a. M., 1. Bd.: Frankfurt am Main, 1860.

Batton, Johann Georg: Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main: Aus dessen Nachlasse herausgegeben von dem Vereine für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt a. M. durch den zeitigen Director desselben Dr. jur. L. H. Euler, 3. Heft. Frankfurt a. M., 1864.

Römer-Büchner, Benedict: Beiträge zur Geschichte der Stadt Frankfurt a. M. und ihres Gebietes, von der ersten geschichtlichen Kenntniss bis zum X. Jahrhundert nebst chronologischer Uebersicht und Beweisstellen über die Römerherrschaft im Rheingebiet bis zum Jahr 450, Frankfurt a. M., 1853.

>https://www.kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de/de/page69.html?id=135< abgerufen am 3.3.2020.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Roseneck_(Frankfurt_am_Main)< abgerufen am 3.3.2020.


Bildquelle:

Vorschaubild: Frankfurt Wechmarkt 17. Freiheitsbrunnen, 2013, Urheber: Epizentrum via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Ansicht vom Weckmarkt, um 1900, Urheber: unbekannt; Privatsammlung Mylius via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

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