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Matt Lamb Kirche Bergern

Klaus von der Weiden, Susanne Wellhöfer

Es klingt fast wie ein Märchen, da kommt ein großer amerikanischer Künstler in ein kleines thüringisches Dorf und gestaltet dort die bisher unbedeutende Dorfkirche mit seinen Werken aus. Und doch ist es so geschehen in Bergern unweit der Kleinstadt Bad Berka. Die kleine Broschüre erzählt von der Kirche, dem Künstler und dem Werk, und wie es zu dieser unglaublichen Begenheit kam.

Die Siedlung Am Lindenbaum

Die Siedlung Am Lindenbaum

Sabine Gruber

Bereits im 19. Jahrhundert sorgten sich an der Natur Interessierte um den Fortbestand von Bäumen, vor allem von solchen, die bereits sehr alt waren und neben ihrem Wert für die Umwelt und das Klima auch eine Bedeutung als Naturdenkmale hatten. So schrieb Friedrich Scharff 1865 über Frankfurter alte Bäume: "Wie vor einigen Jahrzehnten die Thürme unserer Stadt fallen mussten, weil man Luft und Licht haben wollte, so schlägt man jetzt die alten Bäume nieder, damit man Licht und Luft besser zubauen könne. Erst in diesen Tagen sind beim ehemaligen Adlerflychtshofe ganze Reihen alter Bäume niedergelegt worden, dafür werden bald neue Strassen an der Stelle sich erheben, wo sie gestanden." Und weiter unten wies er unter anderem auf einige alte Lindenbäume hin, die die bereits im 19. Jahrhundert verbreitete Lust an der Abholzung bislang überstanden hatten: "Linden boten auch an den Strassen ihren Schatten dem Wanderer, erquickten ihn mit ihrem köstlichen Duft. Noch sehen wir die alten Bäume an dem Wege nach Eschersheim und auf dem Vilbeler Berge, und vor dem Hellerhofe ragt noch eine stattliche Gruppe." Eine der beiden Linden am damaligen Ortsrand von Eschersheim, die größere, die etwas entfernt von der anderen stand, ist heute tatsächlich nicht mehr vorhanden, aber nicht, weil sie gefällt wurde, sondern weil sie bereits im 19. Jahrhundert eine schwere Beschädigung erlitten hatte und 1923 nach einem Sturm ganz eingestürzt ist. Die andere, über 300 Jahre alte und 5 Meter dicke Linde an der Eschersheimer Landstraße auf der Höhe der Straße Am Lindenbaum steht noch heute, ist bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts als Naturdenkmal eingestuft worden, ist der älteste im Baumkataster der Stadt erfasste Baum, und ist nicht zuletzt Namensgeberin einer der modernen Architektur verpflichteten Siedlung geworden.

Die nach dem imposanten Lindenbaum benannte moderne Wohnsiedlung wurde in den Jahren 1929 und 1930 als eines der letzten Projekte im Rahmen der von Ernst May (1886-1970) geplanten Stadterweiterung errichtet, die als "Neues Frankfurt" bekannt ist. Anders als bei den meisten Siedlungen, die im Rahmen des "Neuen Frankfurt" gebaut wurden, wurden die Häuser der Siedlung "Am Lindenbaum", die sich zwischen den Straßen Am Lindenbaum, Hinter den Ulmen und der Nußzeil erstreckt, von Walter Gropius (1883-1969) entworfen. Die seit 2017 unter Denkmalschutz stehende Siedlung verbindet Stilelemente von May und Gropius. Sie umfasst 198 Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern und Balkonen, die sich auf acht Mehrfamilienhäuser verteilen. Bauherr der Siedlung war die 1918 gegründete "Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten" (GAGFAH).

Die kubischen Häuser der Siedlung sind in Zeilen angeordnet, die durch Querbauten miteinander verbunden sind. Zwischen den zeilenförmig angeordneten Häusern und den Querbauten liegen begrünte, sich nach Süden hin öffnende Höfe. Anders als die von Ernst May entworfenen Häuser in der Siedlung Römerstadt, die eher von Angehörigen des Mittelstands und Beamten bewohnt wurden, waren die Wohnungen der Siedlung "Am Lindenbaum" auf die Bedürfnisse weniger privilegierter Frankfurter und Frankfurterinnen und Neu-Zugezogener zugeschnitten. Die verhältnismäßig kleinen Grundrisse der Wohnungen folgten Gropius' Prämisse "vergrößert die Fenster, verkleinert die Räume“. Gropius' Entwürfe der Wohnungen "Am Lindenbaum" wichen durchaus von den Entwürfen Mays ab. So sah er für die Küchen der Wohnungen zwar wie May einen deutlich kleineren Grundriss vor als er für die früheren Wohnküchen üblich war, die von ihm entworfenen Küchen sind aber einige Quadratmeter größer als die als Stilikone berühmte "Frankfurter Küche" von Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) und verfügen anders als die "Frankfurter Küche" über einen Essplatz. Sie waren also eher eine stark verkleinerte Wohnküche als eine reine Arbeitsküche, die lediglich dem Zubereiten von Speisen, aber nicht dem Essen diente.

 

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Textquellen:

Gollub, Jannis: Zwei Stile, eine Siedlung in: Frankfurter Neue Presse, 22.3.2016 abgerufen von >https://www.fnp.de/frankfurt/zwei-stile-eine-siedlung-10625792.html am 02.01.2023.

Köhler, Gert: Wohnung und St, Hamburg, Frankfurt, Wien: Modelle sozialen Wohnens in den zwanziger Jahren, Wiesbaden, 1985.

Krohn, Carsten: Walter Gropius: Bauten und Projekte, Basel, 2019.

Scharff, Friedrich: Die alten Bäume unserer Gegend, Frankfurt, 1865.

Seib, Adrian: Frankfurt am Main, Stuttgart, 2020.

>https://deu.archinform.net/projekte/3060.htm< abgerufen am 02.01.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Neues_Frankfurt< abgerufen am 02.01.2023.

>https://www.spd-eschersheim.de/meldungen/gropiussiedlung-am-lindenbaum/< am 02.01.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Gropius< abgerufen am 02.01.2023.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Gagfah< abgerufen am 02.01.2023.

>https://frankfurt.de/themen/umwelt-und-gruen/umwelt-und-gruen-a-z/im-gruenen/baeume/naturdenkmale/eschersheimer-linde< abgerufen am 02.01.2023.

>https://www.fnp.de/frankfurt/frankfurt-aeltester-baum-stadt-toter-mann-hing-aesten-zr-13449262.html< abgerufen am 02.01.2023.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Siedlung Am Lindenbaum (Frankfurt-Eschersheim) Hoffassade, 2018, Urheber: Gaki64 via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

Die Eschersheimer Linde, 2013, Urheber: Daviidos via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Nußzeil, 1, Eschersheim, Frankfurt am Main: Blick von der Straße Hinter den Ulmen in Frankfurt am Main in die Straße Nußzeil nach Süden, 2020, Urheber: GeorgDerReisende via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

 

 

 

 

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