Frankfurt am Main ist eine Stadt am Fluss, das sagt schon der Name aus, der allerdings nicht berücksichtigt, dass die Stadt an zwei Flüssen liegt – nicht nur am Main, sondern auch an der Nidda. Flüsse sind Verkehrsadern und waren es insbesondere auch in der Vergangenheit, aber auch Verkehrshindernisse – dann, wenn man sie nicht überqueren konnte und Umwege machen musste, um sie passieren zu können. Schon früh versuchte man deshalb, sie passierbar zu machen, nicht nur, indem man Furten fand – eine davon findet sich ebenso wie der Main im Namen der Stadt wieder – sondern vor allem durch den Bau von Brücken.
Die älteste Brücke in Frankfurt – passenderweise heißt sie Alte Brücke – wurde wohl schon im 11. Jahrhundert erbaut, obwohl sie erstmalig 1222 urkundlich erwähnt wurde. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein war sie die einzige Brücke über den Main. Sie wurde im Laufe ihrer Existenz 18 Mal zerstört und wiederaufgebaut, zuletzt 1945, wobei die letzte, im Jahre 2014 erfolgte Sanierung noch nicht einmal mitgezählt ist.
1844-1848 wurde als zweite Mainbrücke eine Eisenbahnbrücke gebaut, die ab 1891 den Namen Wilhelmsbrücke trug (nach Kaiser Wilhelm I.). Da sie modernen Verkehrsanforderungen nicht mehr genügte, wurde sie 1950 abgerissen und an ihrer Stelle eine neue Brücke gebaut, die Friedensbrücke.
1869 wurde mit dem Eisernen Steg, einer Fußgängerbrücke, ein weiterer Übergang in der unmittelbaren Innenstadt geschaffen, der heute noch einen bequemen Übergang im Altstadtbereich ermöglicht. 1912 wurde der Steg höher gelegt und dabei neu konstruiert, um größeren Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen, 1946 erfolgte der Wiederaufbau nach Kriegszerstörung. Der Steg hat sich zu einem Wahrzeichen der Stadt entwickelt.
1874 wurde die nach der Alten Brücke zweite Straßenbrücke fertiggestellt, die Untermainbrücke. Am Ende des Zweiten Weltkriegs sprengte die Wehrmacht drei Strombögen der Brücke, die 1933 in „Adolf-Hitler-Brücke“ umbenannt worden war. Nach dem Krieg wurde sie unter dem alten Namen wiederhergestellt und 1989/90 vollständig erneuert.
Bereits 1879 kam dann mit der Obermainbrücke, die heute Ignatz-Bubis-Brücke heißt (nach dem mit Frankfurt verbundenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland), hinzu. Auch hier wurden im Krieg durch die Wehrmacht mehrere Bögen gesprengt. 1986 fand eine Sanierung statt.
1913 wurde die stählerne Deutschherrnbrücke errichtet, eine Eisenbahnbrücke, die der Verbindung zwischen Ostbahnhof und Südbahnhof dient und auch einen Fußgängerüberweg bietet. Auch sie wurde im Krieg zerstört und danach wiederaufgebaut. Besuchenswert ist sie nicht nur für Brückenfans, sondern auch weil es hier die Klangkunstinstallation „Sonic Vista“ gibt.
Nachkriegsbrücken im Innenstadtbereich sind die Flößerbrücke, eine 1986 fertiggestellte Autobrücke und der Holbeinsteg aus dem Jahre 1990 – der Kunstbezug des Namens kommt dadurch zustande, dass die für Fußgänger und Fahrräder nutzbare Brücke auf das Städel zuführt, das man so als Nichtautofahrer bequem erreichen kann. Dazu kam 2013 noch die Osthafenbrücke, eine unmittelbar neben der Europäischen Zentralbank gelegene Autobrücke.
Damit sind die Mainbrücken in Frankfurt aber noch nicht komplett benannt, denn auch außerhalb des Innenstadtbereichs gibt es zahlreiche davon, z. B. die nach Offenbach führende Kaiserleibrücke, vor allem aber eine Reihe von Brücken im Westteil Frankfurts, darunter Eisenbahnbrücken wie die Main-Neckar-Brücke, die Alte Niederräder Brücke und die Neue Niederräder Brücke sowie Straßenbrücken wie die Europabrücke, die Schwanheimer Brücke, die Leunabrücke und die Sindlinger Mainbrücke; dazu kommen Brücken in Privatbesitz wie die Werksbrücke Mitte und die Werksbrücke West im Industriepark Höchst. Insgesamt queren mehr als 20 Brücken in Frankfurt den Main.
Dass es über die weitaus weniger breite Nidda noch mehr Brücken gibt, nämlich über 40, mag zunächst überraschen, ist aber dadurch erklärbar, dass ein Brückenbau wegen der geringeren Breite hier wesentlich weniger aufwendig ist, zumal der Anteil von Fußgängerbrücken und Wehren mit Fußgängerstegen relativ hoch ist – er macht zusammen fast die Hälfte aus.
Die ersten Brücken über die Nidda wurden im 14. Jahrhundert erbaut. Die Einzelheiten nachzuvollziehen ist vielfach schwierig, da es sich in der Regel um Holzbrücken handelte, von denen nichts erhalten ist. Auch bei den Niddabrücken stammen deshalb die meisten heute bestehenden aus dem 20. Jahrhundert, nur einige wenige aus dem 19. Jahrhundert. Die Alte Nieder Niddabrücke wurde bereits 1824 erbaut, die Eisenbahnbrücke Nied 1838 – sie ist damit die älteste Eisenbahnbrücke in Deutschland, die noch als solche in Gebrauch ist. Viele Brücken haben keinen Namen. Das Spektrum reicht von idyllisch – wie die Fußgängerbrücken im Brentanopark in Rödelheim mit der Niddainsel dazwischen – bis funktional und verkehrstechnisch relevant – wie es etwa die meisten Straßenbrücken, die von der Straßenbahn befahrenen Brücken sowie die Autobahnbrücken und -verbindungsrampen am Westkreuz sind. Viele der Brücken befinden sich – wie auch die Nidda – im Frankfurter Grüngürtel. Die Robert-Gernhardt-Brücke am früheren Flugplatz Bonames ist durch das auf dem Geländer sitzende bronzene Grüngürteltier bekannt, das der Schriftsteller und Karikaturist Gernhardt erfunden hat. Wenn man im Grüngürtel an der Nidda entlangwandert, wird man diese und andere Niddabrücken entdecken.
Nicht alle Frankfurter Brücken führen über Main und Nidda, es gibt z. B. – allerdings in der Nähe der Nidda – noch die Sternbrücke in Rödelheim, eine unter Denkmalschutz stehende Brücke über den heute verlandeten Ochsengraben, die von 1803 bis 1807 erbaut wurde.
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Textquellen:
Gorr, Wolfram: Frankfurter Brücken: Schleusen, Fähren, Tunnels und Brücken des Mains, Societäts-Verlag, Frankfurt, 1982.
Webseite zu Brücken auf frankfurt.de abgerufen von >https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/sehenswuerdigkeiten/aussichtspunkte/main-bruecken< am 04.09.2024.
Seite zu Brücken im Journal Frankfurt abgerufen von >https://www.ffm-journal.de/frankfurt-guide/mainbr%C3%BCcken-in-frankfurt/< am 04.09.2024.
Bildquellen:
Blick vom Mainufer auf den Eisernen Steg; Die Alte Brücke; Liebesschlösser auf dem Eisernen Steg, 2021, Urheber: Carolin Eberhardt.
Ehemalige Wilhelmsbrücke: 1950, Ureber: Harald-Reportagen via Wikimedia CommonsCC BY-SA 3.0.
Friedensbrücke: 2006, Urheber: dontworry via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.
Untermainbrücke: 2007, Urheber: I, Dontworry via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.
Ignatz-Bubis-Brücke: 2007, Urheber: Dontworry via Wikimedia Commons CC BY-SA 2.0 de.
Deutschherrnbrücke: 2008, Urheber: Dontworry via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.
Flößerbrücke: 2008, Urheber: Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.
viaHolbeinsteg: 2004, Urheber: Melkom via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.
Osthafenbrücke: 2014, Urheber: Simsalabimbam via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.
Eisenbahnbrücke Nied, 2019, Urheber: Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.
viaGrüngürteltier auf der Robert-Gernhardt-Brücke: 2010, Urheber: Frank Behnsen via Wikimedia Commons CC BY-SA 2.5.