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Frankfurter Zoo

Frankfurter Zoo

Ralph Zade

„Tiere erleben – Natur bewahren“ lautet der Leitspruch des Frankfurter Zoos. Das Bemühen, den Tieren eine angemessene Umgebung zu bieten und eine artgerechte Umwelt im Kleinen für sie zu schaffen, zeigt sich schon kurz nach dem Durchgang durch die durch viel Glas geprägte Eingangshalle. Das Ukumari-Land – 2013 eröffnet – bietet Brüllaffen, Brillenbären, Waldhunden und Ameisenbären, die trotz ihres Namens keine Bären sind, sondern der Ordnung der Zahnarmen angehören, eine großzügig bemessene Heimstatt. Wer aber meint, in der Nähe der Brillenbären müssten auch andere Bären wie Braun- und Eisbären zu finden sein, geht fehl. Zwar gab es im Frankfurter Zoo lange Zeit auch diese größeren Bärenarten, vor einigen Jahrzehnten hat man die Haltung dann aber eingestellt, weil der Zoo als Innenstadtzoo für solche Tiere nicht genügend Platz bot. Auch Elefanten gibt es aus demselben Grund seit den 1980er Jahren nicht mehr.

Man sieht hieran, wie sich das Selbstverständnis des Zoos gewandelt hat. Während im 19. Jahrhundert die Tiere meist auf Jagden eingefangen und dann in kleinen Gehegen zur Schau gestellt wurden, werden sie heute in aller Regel gezüchtet und mit anderen Zoos im Rahmen von Zuchtprogrammen getauscht. Wenn eine artgerechte Haltung aufgrund der Bedingungen nicht möglich ist, wird eher darauf verzichtet, bestimmte Arten zu präsentieren, als sie in zu kleine Gehege zu zwingen. Moderne, wissenschaftlich geführte Zoos sehen ihre Aufgaben im Arten- und Naturschutz, der Forschung sowie der Wissensvermittlung. Die im 19. Jh. noch vorherrschende Volksbelustigung ist deutlich in den Hintergrund getreten. Insofern erfüllt er – trotz der Kritik, der Zoos heute immer wieder ausgesetzt sind – eine wichtige Funktion. Er sensibilisiert nämlich für den Wert der Tiere und die Bedrohung ihrer Umwelt und trägt insofern mittelbar zur Stärkung des Artenschutzes als politischem Anliegen bei. Auch unmittelbar dient der Zoo dem Artenschutz, indem er in Zusammenarbeit mit anderen Zoos weltweit an Artenschutzprogrammen und Erhaltungszuchtmaßnahmen teilnimmt. Manchmal ist der Artenschutzaspekt sogar der einzige Grund für die Haltung einer Art. So können Kiwis, die vom Aussterben bedrohten neuseeländischen Nationalvögel, nicht gezeigt werden, da sie nachtaktiv sind und ihr Biorhythmus nicht verändert werden kann; der Zoo betreibt aber trotzdem eine Zucht, um die bedrohten Tiere in ihrem Bestand zu stabilisieren. Ein kleines Kiwi-Zentrum informiert darüber.

Gegründet wurde der Zoo bereits 1858, allerdings noch nicht auf dem heutigen Gelände, sondern an der Bockenheimer Landstraße. Wie viele andere Museums- und Institutionsgründungen in Frankfurt auch war dies einer Bürgerinitiative zu verdanken. Schon 1874 wurde der nach dem in Berlin zweitälteste Zoo Deutschlands dann an den heutigen Standort im Ostend verlegt. Ein ehemaliges Exerzierfeld bot für den Moment genügend Platz. Schon 1875/76 wurde dann das Gesellschaftshaus errichtet, das auch heute noch einen Blickfang am Rande des Zoogeländes bildet, mit der 2013 neu errichteten Eingangshalle links daneben. 1915 wurde der Zoo durch die Stadt Frankfurt übernommen, als der durch den Ersten Weltkrieg bewirkte Futtermangel ihm ernsthafte Schwierigkeiten bereitete. Desaströs wirkte sich dann der Zweite Weltkrieg aus: 1944 wurde das Gelände durch alliierte Bomben getroffen, das Gesellschaftshaus und die meisten Gehege brannten aus, ein großer Teil der Tiere kam zu Tode. Insofern war unklar, ob man überhaupt weitermachen sollte. Das Weiterbestehen des Zoos ist u. a. dem Einsatz Bernhard Grzimeks zu verdanken, der ihn als Direktor in den folgenden Jahrzehnten maßgeblich prägte. Über die Jahre wurden zahlreiche Anlagen und Tierhäuser neu errichtet und es kamen ständig neue Attraktionen dazu. Zeitweise erwog man einen Umzug des Zoos ins Frankfurter Umland, um Platz zu gewinnen, diese Pläne zerschlugen sich aber. Das bedeutet jedoch keinen Stillstand; man bemüht sich um ständige Weiterentwicklung, so wurde zum Beispiel 2019 eine große Anlage für Humboldt-Pinguine errichtet.

In der Nähe des Ukumari-Landes („Ukumari“ heißt übrigens Bär, auf Quechua, einer Indianersprache, die vor allem in Peru gesprochen wird) findet man eine weitere Attraktion: den Katzendschungel, in dem Löwen und Tiger zu sehen sind. Auch hier wird viel Wissenswertes erläutert, z. B. kann man an einem Modell die Funktionsweise von Katzenkrallen nachvollziehen. Im Außenbereich des Tigergeheges befindet sich ein Weiher. Da Tiger bis zu vier Meter hoch springen können, hat man den Weihergrund so tief angelegt, dass die Tiere ihn nicht zum Absprung nutzen können. Im Gibbonhaus sieht man die gleichnamigen Affen, bevor man im Grzimekhaus – einem der Höhepunkte des Zoos – nachtaktive Tiere beobachten kann, von endlos umherschwirrenden Fledermäusen bis hin zu Erdferkeln. Mit dem Exotarium folgt ein weiteres Highlight auf dem Fuße. Hier sind in zahlreichen Aquarien und Terrarien Fische sowie Amphibien, Reptilien und Insekten, wie Blattschneideameisen, die man bei der unermüdlichen Arbeit beobachten kann, zu sehen. Nach Verlassen des Exotariums geht es weiter, vorbei an Steinböcken und Baumkängurus, an afrikanischen Wildhunden und Addaxantilopen, am sogenannten Grzimekcamp mit einer kleinen Ausstellung über den langjährigen Direktor, bis zu den Vögeln, die teilweise hinter Glas, teilweise in einer Freiflughalle sowie in begehbaren Volieren, den sogenannten Vogelbüschen, untergebracht sind.

Vorbei an den possierlichen Erdmännchen kommt man zu den Affen, hinter den Gehegen für Klammeraffen und Pavianen betritt man das Borgori-Wald genannte Haus mit Orang-Utans, Gorillas und Bonobos, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Schimpansen haben, aber keine sind. Wieder draußen geht es vorbei an Nashorn und Flusspferd - Flusspferd Petra ist mit 1,5 Tonnen das schwerste Tier im Zoo. An deren Anlagen schließen Volieren für verschiedene größere Vögel an, von Greifvögeln über Kasuare und Kraniche bis hin zu einer größeren Gruppe intensiv gefärbter Flamingos, bevor man zu den Robbenklippen gelangt. Übrigens darf man Tiere im Frankfurter Zoo nicht füttern, da ihnen das schaden könnte. Hinter einem Weiher mit Wasservögeln kommt man zu den Trampeltieren und danach zum Streichelzoo, einem Höhepunkt für Kinder. (Überhaupt ist man sehr auf Kinder eingerichtet - es gibt auch einen Spielplatz - und das hat seinen Grund: An kaum einem Ort in Frankfurt sieht man so viele Kinder wie an einem Wochenende im Zoo.) Damit haben sich die Attraktionen noch nicht erschöpft; bevor man wieder zum Ausgang kommt, kann man Zebras und Okapis bewundern. Südamerikanische Tierarten - nämlich Vikunjas, Nandus, die einem Strauß ähnlich sind, Pampashasen und Wasserschweine - leben nebenan in einer vielköpfigen Wohngemeinschaft. Der Zooshop am Eingang ist dann für Kinder noch einmal eine Versuchung: Viele Tierarten gibt es hier als Stofftier zu kaufen.

Der Zoo Frankfurt ist mit etwa 825.000 Besucherinnen und Besuchern (2019) einer der meistbesuchten Zoos Deutschlands. Aufgrund der zahlreichen Tierhäuser macht ein Besuch auch bei Regenwetter Spaß. Geöffnet ist der Zoo in der Sommerzeit von 9–19 Uhr, in der Winterzeit von 9–17 Uhr. Im Frühjahr 2021 hat der Frankfurter Zoo, wie bereits viele andere Zoos in Deutschland, den sogenannten Naturschutz-Euro eingeführt. Mit dieser zweckgebundenen, freiwilligen Spende, die mit dem Zooeintritt gegeben werden kann, unterstützt er sechs Naturschutzprojekte in Hessen und weltweit. Dabei arbeitet er mit renommierten Partnern, wie der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, zusammen.

 

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Textquelle:

Website des Zoos: https://www.zoo-frankfurt.de/ aufgerufen am 13.08.2021.

Zoo-Plan des Frankfurter Zoos.

Recherchebesuch im August 2021.


Bildquelle:

Vorschaubild: Foto Brillenbär © Wolfgang Daum

Foto Kiwi © Detlef Möbius

Foto Zoogesellschaftshaus © Zoo Frankfurt

Foto Pinguin-Anlage © Detlef Möbius

Foto Säbelschnäbler © Detlef Möbius

Foto Okapis © Wolfgang Daum


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