Es war ein über die Region hinaus wenig beachteter Termin für den damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke (1894-1972): Am Tag des Baumes 1962, dem 25. April, pflanzte er im Frankfurter Stadtwald eine Berliner Linde, aber der eher unspektakuläre Termin, der einer ursprünglich amerikanischen Tradition folgte und damals schon zum zehnten Mal stattfand, war eine Art früher Auftakt für eine deutlich umfangreichere Baumpflanzaktion in einem der interessantesten Naturparks der Frankfurter Region – im zwischen Schwalbach am Taunus, Sulzbach und Eschborn gelegenen Arboretum Rhein-Main. Dieser Lehrgarten auf dem 76 Hektar großen Gelände eines ehemaligen Militärflugplatzes beherbergt über 600 verschiedene Baum- und Straucharten der nördlichen Erdhalbkugel aus unterschiedlichen Weltteilen, die seit dem Jahr 1980 dort angepflanzt worden sind. Neben Bäumen und kleinen Wäldern können die Besucherinnen und Besucher unterschiedliche Landschaftsformationen von Feuchtbiotopen bis hin zu Streuobstwiesen erkunden, auf denen alte Obstsorten angepflanzt wurden, und sich auf einem Geologischen Lehrpfad über die wichtigsten typisch hessischen Gesteine informieren. Für die Frankfurterinnen und Frankfurter ist das Arboretum schon seit langem ein beliebter Ausflugsort und auch für Touristinnen und Touristen lohnt sich ein Ausflug an den dank guter Verkehrsverbindungen (die S-Bahnen S3 und S4 bis Eschborn-Bahnhof, ab dem Bahnhof Bus 252 bis zum Camp Phönix) in überschaubarer Zeit erreichbaren Ort.
Anders als auf den üblichen Waldlehrpfaden, die von Station zu Station mit einzelnen Baum-, Pflanzen und Tierarten bekannt machen, können Besucherinnen und Besucher des Arboretums nicht nur einzelne Bäume kennenlernen, sondern auch verschiedene Baumarten in den Formationen, in denen sie in ihren natürlichen Umgebungen vorkommen. Insgesamt gibt es 38 solcher natürlichen Waldgesellschaften, die innerhalb von kurzer Zeit Reisen von Europa nach Asien und von dort nach Amerika möglich machen. Durch die räumliche Nähe dieser Waldgesellschaften werden Vergleiche zwischen den Waldarten unterschiedlicher Regionen der Erde leichter möglich und sie können vor allem direkt in der Natur stattfinden. Erdteile und Regionen, aus denen im Arboretum Bäume und Baumformationen gezeigt werden, sind das westliche sowie das östliche Nordamerika, Asien, das durch die Regionen Japan, Himalaja und China vertreten ist, Europa, die Kaukasusregion und Kleinasien. Die Größe der Pflanzen variiert von kleinen Straucharten bis hin zu nordamerikanischen Mammutbäumen, von denen allerdings auf dem Parkgelände eher kleinere Exemplare zu sehen sind. Eine Besonderheit sind die so genannten Sukzessionsflächen. Das sind in der Mitte des Parks gelegene Flächen, die nicht gärtnerisch bearbeitet, sondern der Natur überlassen werden. Im Laufe der Jahrzehnte werden sie sich durch dieses Vorgehen zu natürlichen Biotopen entwickeln und mit Pflanzen der Region besiedeln, darunter auch seltene Arten, die auf gärtnerisch bearbeiteten Flächen kaum zu sehen sind. Der Park wird von unterschiedlichen Wegen durchquert, von Spazier- und Wanderwegen, nicht befestigten Pfaden und auch von Reitwegen. Für die Verwaltung des Arboretums ist das Forstamt Königstein zuständig.
Das Arboretum ist von Westen über den Sossenheimer Weg und von Norden über die Sulzbacher Straße für Fußgänger zugänglich. Auto-Zufahrten gibt es im Osten von Eschborn aus sowie im Süden von Sulzbach aus. Auf dem Gelände finden regelmäßig Veranstaltungen mit Themen rund um Bäume und Wald statt. Dafür stehen im Waldhaus zwei Veranstaltungsräume zur Verfügung. Ein besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, Kindern und Jugendlichen das Thema „Wald“ nahezubringen. Das Waldhaus beherbergt deshalb auch einen Waldkindergarten. Im Arboretum wird nicht zuletzt zu entsprechenden Themen geforscht.
Adresse
Arboretum Main-Taunus
Am Weißen Stein
65824 Schwalbach am Taunus
(frei zugänglich und immer geöffnet)
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Textquellen:
Bayer, Antje: Wander Dich glücklich: Taunus: 35 erholsame Wanderungen, München, 2022.
Frankfurt-Lexikon: Kramer., Waldemar (Hrsg.), 6. Aufl., Frankfurt a. M., 1973.
Kraft, Alexander: 33 schönste Radtouren Rhein-Main: Radeln von leicht bis weit rund um Frankfurt, Saulheim, 2012.
>https://www.hessen-forst.de/freizeit/arboretum< abgerufen am 10.12.2024.
>https://www.regionalpark-rheinmain.de/portfolio-item/arboretum-main-taunus/< abgerufen am 10.12.2024.
>https://taunus.info/angebote/natur-und-erlebnis/parks-und-gaerten/arboretum-main-taunus/3186/< abgerufen am 10.12.2024.
>http://arboreten.de/de/das-verzeichnis/laendersuche/einzelansichtbundeslaender.html?tx_browser_pi1[showUid]=12&cHash=8601a16b1aa85e1b5bc26b2185cac8ab< abgerufen am 10.12.2024.
>https://de.wikipedia.org/wiki/Arboretum_Main-Taunus< abgerufen am 10.12.2024.
>https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_des_Baumes< abgerufen am 10.12.2024.
Bildquellen:
Vorschaubild: Arboretum Main-Taunus-004, Urheber: Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.
viaArboretum Main-Taunus Herbst 1, Urheber: MdE via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0 de.
Arboretum Main Taunus Steinlehrpfad, 2006, Urheber: EvaK via Wikimedia Commons CC BY-SA 2.5.