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Kennst du Gotthold Ephraim Lessing?
vorgestellt von Jürgen Krätzer

Jürgen Krätzer eröffnet uns eine neue Sicht auf den Autor. Lessing entpuppt sich als schulverdrossener Aufrührer, als Student in „schlechter Gesellschaft" und als leidenschaftlicher Glücksspieler, der sich von Job zu Job hangelt. Bewusst stellte er sich gegen die damaligen Erwartungen und prangerte die Scheuklappen der Gesellschaft an. Krätzer zeigt dies anhand unkonventioneller Fabeln und Gedichte, seiner Kritiken und Briefe. Zugleich setzt er sich mit Lessings neuartiger Theatertheorie und den aufklärerischen Werten in seinen Dramen auseinander. Dabei gelingt es ihm aufzuzeigen, wie relevant und modern deren Themen noch heute sind.

Der Güntersburgpark

Der Güntersburgpark

Sabine Gruber

Wenn man heute den Günthersburgpark zwischen der Wetteraustraße und der Comeniusstraße im beliebten Stadtteil Nordend-Ost betritt, ahnt man kaum, auf welch historischem Boden man sich befindet. Zwar erinnert eine alte Orangerie an frühere Bewohner des Parks, aber es überwiegen doch großzügige Wiesengelände, hohe Bäume und Spielflächen. Das war nicht immer so. Der damals weit vor den Stadtmauern gelegene Ort wurde jahrhundertelang landwirtschaftlich genutzt und war bereits in römischer Zeit besiedelt, wie die Überreste einer römischen Villa aus dem 2. Jahrhundert beweisen, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts ein Stück westlich des heutigen Parkgeländes ausgegraben wurden.

Mittelalterliche Quellen verzeichnen die Gegend des heutigen Parkgeländes als Ossenau (von Ochsenau). Obwohl das Gebiet wohl schon zuvor im Besitz der Herren von Bornheim war, wird ein befestigter Hof, der sich damals im Besitz des Rulmann Weiß aus Limpurg (Limburg) befand, erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts erwähnt. Einige Jahrzehnte später verzeichnen die Quellen den Frankfurter Junge Wisse als Besitzer. Er hatte sich dazu verpflichtet, den Besitz nicht an Fremde zu übergeben und ihn bei Bedarf für Frankfurter Truppen zu öffnen. Ein späterer Besitzer verpfändete den Hof dennoch für 300 Gulden an den Mainzer Erzbischof und er geriet dadurch zeitweise in die Gefahr, in den Besitz eines Gegners der Stadt Frankfurt überzugehen. Nachdem Johann von Glauburg zu Lichtenstein 1490 den Hof gekauft hatte, erhielt das Gut von ihm den Namen „Glauburger Hof“.

Wasserspiele im Güntherspark
Wasserspiele im Güntherspark

Während der Hof und das umliegende Gelände das Mittelalter unbeschadet überstanden hatten, wurden sie bei der Belagerung Frankfurts im Jahr 1552 stark beschädigt, aber später wieder aufgebaut. 1690 erwarb der Frankfurter Gastwirt und Spekulant Johann Jakob Günther den Glauburger Hof. Die Summe hatte sich gegenüber den 300 Gulden, für die der Hof im Mittelalter verpfändet worden war, stark erhöht: Günther zahlte 5700 Gulden dafür und nannte ihn „Günthersburg“. Obwohl sich Günther verspekuliert hatte und dadurch sein gesamtes Vermögen verlor, behielt die Burg seinen Namen und noch der heutige Park hat ihn übernommen. Danach wechselten die Günthersburg und die dazu gehören Ländereien mehrfach ihre Besitzer, bis Carl Mayer von Rothschild, ein Sohn Mayer Amschel von Rothschilds, 1837 beides erwarb und die Felder von Stadtgärtner Sebastian Rinz in einen großzügigen englischen Park verwandeln ließ.

Sein Sohn Mayer Carl von Rothschild ließ die alte Günthersburg abreißen und durch ein von Friedrich Rumpf entworfenes prächtiges Sommerpalais ersetzen. Das Palais beherbergte – wie die Zeitschrift „Deutscher Hausschatz“ 1875 unter der Rubrik „Bildende Kunst“ berichtete – nicht zuletzt eine erlesene Kunstsammlung: „Auf seiner Villa, der Günthersburg bei Bornheim, hat Karl v. Rothschild in Frankfurt ein Museum errichten lassen. Es ist im Seitengemach von der großen Eingangshalle, wo Bronzestatuen und Gruppen aus allen Jahrhunderten mit antiken Marmorbildern römischer Imperatoren etc. aufgestellt sind. Daran reiht sich eine reiche Sammlung von chinesischem, japanischem, persischem, sächsischem und Sèvres-Porzellan, die, außer in Dresden, wohl nirgends mehr zu finden sein dürfte. Dazu gesellen sich in den verschiedenen Wohnräumen und Salons noch prachtvolle Marmorarbeiten aus verschiedenen Epochen; dazwischen eine Anzahl altchinesischer Email-Arbeiten aus dem kaiserlichen Sommerpalast in Peking; einer reichhaltigen Sammlung von Porphyrvasen gar nicht einmal zu gedenken. In zwei mächtigen Schränken von Ebenholz ist die in der That bewundernswerte Sammlung von silbergetriebenen Bechern, Pokalen und Humpen aufgestellt, welche schon beim ersten Anblick zeigt, daß sich der menschliche Geist von jeher hat angelegen sein lassen, das Trinken zu einer Kunst zu erheben.“

Westfassade des Rothschildschen Orangeriegebäudes
Westfassade des Rothschildschen Orangeriegebäudes

1886 starb Mayer Carl von Rothschild ohne Nachkommen. Das Stadtpalais und den Park vermachte er der Stadt Frankfurt am Main. Bedingungen waren, dass der Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und das Sommerpalais abgerissen werden sollte, um zu vermeiden, dass Fremde sich das ganz auf seine individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Palais zu eigen machten. Gemäß der testamentarischen Verfügung baute die Stadt den englischen Garten der Rothschilds zu einem öffentlichen Stadtpark aus. Für den von Andreas Weber neu angelegten Park erwarb sie zwei Skulpturen: den Sämann von Constantin Meunier am südwestlichen Eingang des Parks und den Bullen von Fritz Böhle im westlichen Teil des Parks. Das Sommerpalais der Rothschilds wurde abgerissen. Nur die im Zweiten Weltkrieg beschädigte Orangerie ist bis heute erhalten. Sie wurde nach Beseitigung der Kriegsschäden seit 1950 zunächst von der reformierten Gemeinde als Kirche genutzt. Heute finden dort Veranstaltungen statt. Der heutige Günthersburgpark umfasst ein Gelände von 7,4 Hektar und ist eine von mehreren „grünen Lungen“ im dichtbebauten Frankfurter Stadtgebiet. Einmal jährlich in den Sommermonaten findet im Günthersburgpark das STOFFEL-Festival des Stalburg-Theaters statt.

*****

Textquellen:

Deutscher Hausschatz in Wort und Bild. 1. Jahrgang. Nr. 45. 1875, S. 718.

Frankfurt-Lexikon. Von Waldemar Kramer. Sonderausgabe für das Stadtschulamt Frankfurt. Frankfurt a. M. 1960.

Hessen. Kunstdenkmäler und Museen. Von Dieter Großmann, G. Ulrich Großmann, Gerhard Bott und Erich Herzog. 6. Aufl. Stuttgart 1987 (= Reclams Kunstführer Deutschland Bd. 4).

Hans Pehl, Als sie einst die Stadt schützten. Frankfurts befestigte Gutshöfe. Frankfurt am Main 1978.

https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnthersburgpark aufgerufen am 04.12.2016

https://de.wikipedia.org/wiki/Mayer_Carl_von_Rothschild aufgerufen am 04.12.2016


Bildquellen:

Vorschaubild: Günthersburgpark, Urheber: DerHexer via Wikimedia Commons CC-BY-SA 4.0

Wasserspielplatz „Sprühfeld“: Wasserspiele im Günthersburgpark in Frankfurt am Main, Urheber: Karsten11, gemeinfrei

Westfassade des Rothschildschen Orangeriegebäudes mit Portal: Frankfurt am Main: Westfassade des Orangeriegebäudes von 1855 im Günthersburgpark im Stadtteil Nordend, Urheber: Frank Behnsen via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0

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