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Christoph Werner

Schloss am Strom
Roman


Schinkel kämpft in seinen Fieberträumen um die Vollendung seines Bildes "Schloss am Strom". Er durchlebt auf seinem Krankenbett noch einmal sein erfülltes und von krankmachendem Pflichtgefühl gezeichnetes Leben und die Tragik des Architekten und Künstlers, der sich zum Diener des Königs machen ließ

Der Solmspark in Rödelheim

Der Solmspark in Rödelheim

Ralph Zade

Zwei große Parks gibt es in Frankfurt-Rödelheim – den Solmspark und den Brentanopark. Sie schließen – durch die Rödelheimer Landstraße getrennt – aneinander an und liegen beide an der Nidda. Und noch etwas haben sie gemeinsam: Die Örtlichkeiten haben eine lange Geschichte und beherbergten einst Bauten, deren Grundrisse heute wieder nachvollziehbar gemacht worden sind; im Brentanopark ist das Landhaus Georg Brentanos, im Solmspark das Rödelheimer Schloss, von dem auf Betreiben des Rödelheimer Geschichtsvereins nicht nur der Grundriss nachvollziehbar gemacht wurde; es gibt auch ein kleines Bronzemodell.

Ursprünglich stand an der Stelle, die dann das Schloss einnahm, eine Wasserburg, direkt an der Furt (später einer Brücke) über die Nidda, deren Entstehen auf die Zeit um 1150 datiert wird, obwohl die erste schriftliche Erwähnung erst von 1276 stammt. Die Stelle war bedeutsam, da sie auf den Handelsweg von Frankfurt nach Köln lag. Der Bau gehörte einem Geschlecht namens Keppler von Rödelheim und wechselte danach mehrmals den Besitzer; die Besitzverhältnisse waren teils sehr kompliziert, da sich mehrere Ganerben (nach heutigem Recht würde man von Gesamthandsberechtigten sprechen) die Rechte teilten. Schließlich erlangte der Kaiser die Oberhoheit über die Burg, indem ihm mehrere der Ganerben ihre Rechte übertrugen und sie als Lehen zurückerhielten. Die Besitzer wurden damit zu Lehensinhabern und die Burg zur Reichsburg.

Nachbildung der Burg Rödelheim
Nachbildung der Burg Rödelheim

Dieser Status war für die Stadt Frankfurt nicht angenehm; es gelang ihr, ein Zugangsrecht zu erwerben und durch den Kauf von Rechten 1404 und 1441 auf einen Besitzanteil von etwa 10% an der Burg zu kommen. 1446 baute Frank von Cronberg auf dem Gelände eine neue Burganlage und brachte sich in den Besitz der meisten Anteile, was zu Streit mit der Stadt Frankfurt führte; auf Geheiß des Kaisers musste er schließlich für 1000 Gulden 10% der Burg an die Stadt verkaufen.

Mit dem Tod Frank von Cronbergs 1461 fiel sein Besitzanteil an der Burg an seinen Enkel Cuno, einen Grafen zu Solms – es begann eine mehrhundertjährige Herrschaft zweier Zweige dieser Adelsfamilie, der – in einer anderen Linie – auch der langjährige FDP-Haushaltspolitiker Hermann Otto Solms (eigentlich Hermann Otto Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich) angehört.

1552 wurde in der Burg der zwischen König Ferdinand I. und den protestantischen Reichsfürsten um Moritz von Sachsen zuvor in der Stadt, nach der er benannt ist, ausgehandelte Passauer Vertrag unterzeichnet, ein Vorläufer des Augsburger Religionsfriedens von 1555, mit dem der Protestantismus formal anerkannt wurde. 1569 verzichtete die Stadt Frankfurt im Tausch gegen andere Ländereien auf ihre Anteile, sodass es zu einem Alleinbesitz der Familie Solms kam.

Zwar waren damit die Besitzverhältnisse befriedet, es kam aber infolge von Kriegen immer wieder zu Beeinträchtigungen: 1622 (im Dreißigjährigen Krieg) durch Kanonenschüsse braunschweigischer Truppen, die die Burg beschädigten, 1674-76 durch Einquartierung lüneburgischer und münsterscher Truppen; Einquartierungen in der Burg und im Ort Rödelheim gab es auch im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688-97, im Polnischen Erbfolgekrieg 1733-38, im Österreichischen Erbfolgekrieg 1741-48, im Siebenjährigen Krieg 1756-63, im französischen Revolutionskrieg 1792, im ersten Koalitionskrieg 1793-99 und im zweiten Koalitionskrieg 1800.

Als 1722 der letzte Graf zu Solms-Rödelheim starb, erbte Graf Ludwig Heinrich zu Solms-Assenheim den Besitz; diese Linie fügte ihrem Namen den Namensbestandteil „-Rödelheim“ hinzu. 1802 ließ der regierende Graf die baufällige Burg abreißen und durch einen Neubau im Stil des damals modernen Klassizismus ersetzen; fortan sprach man vom Rödelheimer Schloss. Diesem Schloss entsprach aber schon kurz darauf keine Herrschaft mehr, denn infolge der Neuorganisation der Staaten in Deutschland aufgrund der napoleonischen Kriege fiel die Herrschaft Rödelheim 1806 an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt und mit der Macht der Rödelheimer Grafen – die dennoch Grund- und Schlossbesitzer blieben – war es vorbei. 1866 fiel Rödelheim dann an Preußen. 1879 wurde schließlich auf dem Gelände, das an das Schloss anschließt, der Landschaftspark angelegt, der sich noch heute zwischen Nidda und Mühlbach erstreckt; dieser war schon zu Solms-Zeiten der Frankfurter Öffentlichkeit zugänglich, wurde dann 1935 von der Stadt Frankfurt erworben und zum öffentlichen Stadtpark gemacht.

Damit hätte die Geschichte ein gutes Ende nehmen können – wenn nicht das Schloss bei den Bombenangriffen 1944 weitgehend zerstört worden wäre. 1955/56 wurden die Ruinen abgetragen und gänzlich beseitigt. Ebenfalls in den 50er Jahren erhielt der Park durch Umgestaltungen sein heutiges Gesicht als moderner Stadtpark. Der Initiative des Rödelheimer Geschichtsvereins ist es zu verdanken, dass der Grundriss des Schlosses heute wieder sichtbar ist und auf einer Tafel Informationen zur Geschichte gegeben werden.

Trotz der ansatzweise wieder erfahrbaren Historie ist die Hauptattraktion heute der seit 1986 unter Denkmalschutz stehende Park selbst: ein etwa 5 Hektar großer, von neu angelegten Wegen durchzogener Park, der sich durch eine interessante Tier- und Pflanzenwelt auszeichnet. In der Zwischenkriegszeit hatte das Schloss die Frankfurter Vogelwarte beherbergt, nicht ohne Grund. Im Solmspark gibt es den einzigen bekannten Dohlenbrutbestand in Frankfurt, zahlreiche Wachholderdrosseln und andere Singvögel tummeln sich auf den Wiesen, wie im Brentanopark findet man auch hier Nilgänse, die aus Nordafrika stammen und über die Niederlande eingewandert sind. Beliebtes Fütterungsobjekt für Kinder sind neben den Nilgansküken die recht zahlreichen biberähnlichen Nutrias. So wie die Fauna, so ist auch die Flora teilweise durch ausländische Arten, vor allem Bäume, geprägt, von denen der markanteste eine 20 Meter hohe und 60 cm Durchmesser zählende kaukasische Flügelnuss ist. Am prägendsten sind vielleicht die weiten Wiesenflächen, auf denen sich im Sommer gerne Familien niederlassen, vielfach ohne das Bewusstsein, dass der Ort, der heute eine friedliche Grünoase ist, früher oft Konflikte und Kriegshandlungen erlebt hat.


*****

Textquellen:

Heimat und Geschichtsverein Rödelheim e.V. (Hrsg.): Beiträge zur Rödelheimer Geschichte 1, Frankfurt am Main- Rödelheim: 2006, S. 35-44

Heimat und Geschichtsverein Rodelheim e.V. (Hrsg.): Rödelheim -- Perle an der Nidda, Frankfurt am Main-Rödelheim: 2014, S. 15-19


Historisches Ortslexikon: abgerufen von

< http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsrec/sn/ol... > am 29.03.2017


Seite des Geschichtsvereins Rödelheim zur Sichtbarmachung des Rödelheimer Schlosses: abgerufen von

< http://www.hgv-roedelheim.de/hgvr7.htm > am 29.03.2017


Webseite der Stadt Frankfurt zur kaukasischen Flügelnuss im Solmspark: abgerufen von

< https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=3022&_ffmpar%5B_id_inhalt%5D=24188775 > am 29.03.2017


Informationstafel des Geschichtsverein Rödelheim im Solmspark

Informationsstele zur Dohlenbrutstätte im Solmspark


Bildquellen:


Vorschaubild Solmspark.Urheber: Karsten Ratzke via Wikimedia Commons. CC0

Bronzenachbildung der Burg Rödelheim auf der Nidda-Insel in Frankfurt Rödelheim, Urheber: Karsten11 via Wikimedia Commons, gemeinfrei



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