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Rödelheim

Rödelheim

Ralph Zade

Es ist nicht etwa eine Rodung, der Rödelheim, seit 1910 ein Ortsteil Frankfurts, seinen Namen verdankt, sondern Radilo, nach dem heute noch in seinem Zentrum eine Straße benannt ist. Jener Radilo soll ein Bauer gewesen sein, der an dieser Stelle Land urbar machte – in dem Namen, mit dem Rödelheim im Lorscher Codex 788 zum ersten Mal erwähnt wird, „Radilenheim“, spiegelt sich die Herkunft noch deutlicher wider. Die Erwähnung bezieht sich darauf, dass ein gewisser Walter dem Kloster Lorsch eine Kapelle geschenkt habe, die wohl als Vorgänger der heutigen Cyriakuskirche anzusehen ist. Deren heute älteste Teile stammen aus dem 14. Jahrhundert, der größte Teil der im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörten Kirche, die heute eine evangelische ist, datiert aus dem 20. Jahrhundert.

Gar nicht weit von der Cyriakuskirche, im angrenzenden Solmspark, steht das bronzene Modell eines Schlosses. Es ist das Schloss der Grafen von Solms-Rödelheim, das diese hier bis 1859 errichteten und das 1944 im Bombenkrieg zerstört wurde. Das Modell wurde aufgrund einer Initiative des Geschichtsvereins Rödelheim hier aufgestellt, dem auch der Grundriss zu verdanken ist, der heute die Konturen des vollständig verschwundenen Baus nachzeichnet. Das Rödelheimer Schloss war der Nachfolgebau der spätestens seit 1250 hier stehenden Burg. Dahinter erstreckt sich der Solmspark, ein 5 Hektar großer Park, der sich an der Nidda entlang erstreckt und 1879 um das Schloss herum angelegt wurde. Auf dem Weg, der im Park an der Nidda entlangführt, kann man, wenn man ihm über den Park hinaus folgt, am Fluss entlang bis Höchst laufen.

Der Rödelheimer Wasserturm
Der Rödelheimer Wasserturm

Auf der Höchst abgewandten Seite des Parks, in der Nähe der Cyriakuskirche, gelangt man durch Überqueren der Straße „Auf der Insel“ zu Rödelheims zweitem großem Park, dem Brentanopark. Nachdem man den Park durch eine Pforte mit schmiedeeisernem Gitter betreten hat, sieht man auf der rechten Seite den Grundriss des nicht mehr erhaltenen Landhauses des Begründers des Parks, des Kaufmanns Georg Brentano (1775-1851), eines älteren Bruders der Dichtergeschwister Clemens und Bettine Brentano. Das ehemalige Küchenhaus dahinter steht noch. Brentano kaufte den Landsitz des Hofrats Basse im Jahre 1808 und erweiterte das Grundstück dann durch kontinuierliche Zukäufe auf ein Gelände von beträchtlicher Größe. Hier gestaltete er als Lebenswerk einen englischen Landschaftspark, der seinerzeit berühmt war, heute allerdings nur teilweise erhalten ist. Erhalten ist ein als Badehaus bezeichnetes klassizistisches Häuschen, das noch aus der Zeit von Brentanos Vorbesitzer stammt. Jenseits der Nidda sieht man ein Schweizerhaus, das um 1720 erbaute und von Georg Brentano als Refugium im Schweizer Stil umgebaute Petrihaus, das Ende des 20. Jahrhunderts von einer Gruppe engagierter Bürger um den damaligen Fraport-Chef Wilhelm Bender vor dem Abriss gerettet und restauriert wurde. Der Förderverein Petrihaus hat hier ein kleines Museum eingerichtet. Nicht zum historischen Park gehörte die 1938 zerstörte Rödelheimer Synagoge, an deren Stelle sich heute, neben dem Mühlbach, eine in den Park integrierte Gedenkstätte befindet. Nicht aus der Brentanozeit, sondern aus der Zeit des „Neuen Frankfurt“ stammen der 1931 von Eugen Kaufmann entworfene, auf Stelzen stehende Gartenpavillon, der heute durch den Geschichtsverein Rödelheim genutzt wird, und die fächerförmig um diesen herum angelegten Beete. Im hinteren Teil des Parks ist eine 500 Jahre alte Steineiche bemerkenswert. Zur und über die Niddainsel führt eine Fußgängerbrücke, die pittoreske Ausblicke bietet. Hinter dem Brentanopark liegt das Brentanobad, eines der größten Freibäder Deutschlands, dessen Areal früher Teil des Brentanoparks war, der heute nur noch ein Drittel seiner historischen Größe hat.

Eine weitere Grünanlage, die teilweise in Rödelheim, teilweise in Bockenheim liegt, ist der mehr als 18 Hektar große Biegwald.

In Richtung Bockenheim, an der dorthin führenden Rödelheimer Landstraße, ist die Sternbrücke bemerkenswert, eine Steinbrücke aus dem 19. Jahrhundert, die den heute verlandeten Ochsengraben überwindet. Näher am Ortsteilzentrum, auf der anderen Seite des Grüngürtels befindet sich dagegen die katholische Kirche Rödelheims, die Antoniuskirche, die in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil errichtet wurde. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Rödelheim, das 1545 von der Reformation erreicht wurde, wieder katholische Gottesdienste.

Im 19. Jahrhundert war Rödelheim, das von 1885 bis 1910 den Status einer eigenständigen Stadt hatte, ein beliebtes Ausflugsziel. Das spiegelte sich in der Präsenz von Gartenlokalen wieder. Ein Stück der hiermit verbundenen Apfelweintradition bewahrt die Kelterei Possmann, die im Ortsteil angesiedelt ist. Ein Wahrzeichen Rödelheims ist der 51 m hohe Wasserturm.

Das ehemalige Küchenhaus des Landhauses der Brentanos
Das ehemalige Küchenhaus des Landhauses der Brentanos

Die Haupteinkaufsstraße Rödelheims ist heute die zum Bahnhof (heute ein S-Bahnhof) führende Radilostraße, die Häuser sind hier allerdings überwiegend modernen Datums – auch Rödelheim blieb von Kriegsschäden nicht verschont. Historisch gesehen lag das Zentrum jedoch nicht hier, sondern in der Straße Alt-Rödelheim, in deren Umfeld sich Reste historischer Bebauung erhalten haben. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten hier verschiedene jüdische Familien. Überhaupt ist das jüdische Element in der Geschichte Rödelheims bedeutend – am bekanntesten ist vielleicht der Gelehrte Wolf Heidenheim (1757-1832), der 1799 gemeinsam mit Baruch Baschwitz eine Druckerei gründete, die Bücher auf Hebräisch herstellte, die aufgrund ihrer Qualität überregional sehr geschätzt wurden.

Bekannt ist Rödelheim außerdem, auch über Frankfurt hinaus, für die von hier kommende Musik: der auch als Produzent auftretende Rapper Moses Pelham, der das Rödelheim Hartreim Projekt gründete, war einer der Pioniere dieser Musikrichtung in Deutschland und förderte die zeitweise sehr erfolgreiche, ebenfalls von hier stammende Sabrina Setlur. Und auch Sportfans kennen Rödelheim: der 1. FFC Frankfurt, ein bekannter Frauenfußballverein war hier beheimatet, wurde allerdings 2020 aufgelöst und in die Frankfurter Eintracht integriert.

 

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Textquellen:

Rödelheim auf frankfurt.de abgerufen von >https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtteile/roedelheim< am 22.04.2025.

Rödelheim auf frankfurt-interaktiv.de abgerufen von >https://frankfurt-interaktiv.de/stadtteile/roedelheim< am 22.04.2025.

Budenz, Reinhold: Aus der Geschichte Rödelheims, Waldemar Kramer Verlag, Frankfurt am Main, 1971.

Der Solmspark auf frankfurt.de abgerufen von >https://frankfurt.de/themen/umwelt-und-gruen/orte/parks/parks-von-a-bis-z/solmspark< am 22.04.2025.

Webseite zum Bronzemodell des Rödelheimer Schlosses abgerufen von >https://www.kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de/de/page45.html?standort=286< am 22.04.2025.

Gruber, Sabine; Zade, Ralph: Petrihaus und Brentanopark, Schnell & Steiner (Kleine Kunstführer), Regensburg, 2021.

Website des Fördervereins Petrihaus zum Petrihaus abgerufen von >https://www.petrihaus-frankfurt.de/< am 22.04.2025.

Website des Heimat- und Geschichtsvereins Rödelheim abgerufen von >https://www.hgv-roedelheim.de/< am 22.04.2025.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Solmspark Ortsstein, 2017, Urheber: Woelle ffm via Wikimedia Comons CC BY-SA 3.0.

WasserturmRödelheim3, 2007, Urheber: Heptagon via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Brentanopark - ehemaliges Küchenhaus des Landhauses, 2018, Urheber: Nadi2018 via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

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