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Martinsfest - Wir feiern Martini

Florian Russi

Kleine Broschüre mit Texten und Liedern zum Martinstag

Laterne, Laterne ... Im dunklen Monat November hält das Martinsfest einen Lichtpunkt für uns bereit. Vor allem Kinder freuen sich weit im Voraus auf den Martinstag, um mit ihren leuchtenden Laternen durch den Ort zu ziehen. Die Hintergründe zur Geschichte des festes und den traditionellen Bräuchensind in dieser Broschüre festgehalten. Mit einer Anleitung für eine selbstgebastelte Laterne, drei leckeren Rezepten und vielen Liedern, Gedichten und Reimen ist sie ein idealer Begleiter für jedermann.

Sachsenhausen

Sachsenhausen

Ralph Zade

„Gegen Frankfurt liegt ein Ding über, heißt Sachsenhausen“ ist im ersten Akt von Goethes „Götz von Berlichingen“ zu lesen. Kein Wunder, denn der Autor kannte die Örtlichkeit aus eigener Anschauung. Im ersten Buch von „Dichtung und Wahrheit“ schrieb er „Am liebsten spazierte ich auf der großen Mainbrücke. (…) Der schöne Fluß auf- und abwärts zog meine Blicke nach sich; und wenn auf dem Brückenkreuz der goldene Hahn im Sonnenschein glänzte, so war es mir immer eine erfreuliche Empfindung. Gewöhnlich ward alsdann durch Sachsenhausen spaziert und die Überfahrt für einen Kreuzer gar behaglich genossen.“ Schon damals also ging man zum Vergnügen nach Sachsenhausen, das tut man auch heute noch, denn in Sachsenhausen gibt es mit dem Museumsufer – dem weltberühmten Städel sind zahlreiche weitere Museen an die Seite gestellt, die fast jedem Interesse etwas bieten – nicht nur einen der größten kulturellen Anlaufpunkte Frankfurts, sondern mit der Klappergass auch einen der besten Orte, um „Stöffsche“, also Frankfurter Apfelwein, zu sich zu nehmen, und überhaupt kann man in Sachsenhausen vielerorts einkehren. Zudem stehen einige der ältesten Häuser Frankfurts in Sachsenhausen, sodass man – meinen einige Sachsenhausener – die Frankfurter Altstadt, in der fast alles rekonstruiert ist, gar nicht mehr braucht oder sie gar übertrifft. Demzufolge ist Sachsenhausen nicht nur ein bei Frankfurtern beliebtes Viertel, sondern auch ein Touristenmagnet, so sehr, dass es manchmal schon wieder zu viel wird, vor allem denjenigen, die sich hier dauerhaft angesiedelt haben – da Sachsenhausen zentral liegt und so viele Ausgehmöglichkeiten bietet, ist es auch als Wohnviertel beliebt, obwohl die Wohnungspreise, wie überall im Frankfurter Stadtgebiet, in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind.

Der Stadtteil „Dribbdebach“ (also der „drüben“, nämlich jenseits des Mains gelegene, vom nördlich des Flusses gelegenen Frankfurter Stadtzentrum aus gesehen), der heute wegen entsprechender Etablissements gelegentlich auch „Shishahausen“ genannt wird, gehört schon seit dem Mittelalter zu Frankfurt, ist also nicht – wie Bockenheim und Bornheim, Praunheim und Rödelheim, Höchst und viele andere heutige Stadtteile mehr – erst später eingemeindet worden. Dementsprechend war Sachsenhausen auch in die alte, in napoleonischen Zeiten geschleifte Stadtmauer einbezogen. Davon existieren nur noch kleine Reste, von denen die interessantesten der Kuhhirtenturm und die Sachsenhäuser Warte – auch sie ist ein Turm – sind. Woher der Name Sachsenhausen kommt, ist unklar, es gibt mindestens drei Erklärungen: Diejenige, nach der Karl der Große hier Sachsen angesiedelt haben soll, nachdem er sie im Krieg besiegt hatte, diejenige, nach der ein „Saxo“ heißender Gefolgsmann Karls Namenspatron gewesen sein soll, und diejenige, die am wahrscheinlichsten ist – es geht nicht um „Sachsen“, sondern um „Sassen“ oder „Beisassen“ – Einwohner ohne Bürgerrechte.

Sachsenhausen ist mit etwa 60000 Einwohnern heute der größte Stadtteil Frankfurts und besteht formal aus zwei Teilen, nämlich Sachsenhausen Nord und Sachsenhausen Süd, wird aber im allgemeinen als ein Stadtteil betrachtet, der allerdings vielfach in erster Linie mit Alt-Sachsenhausen, dem historischen Zentrum, assoziiert wird. Dabei umfasst Sachsenhausen weit mehr und bezieht im Süden auch größere Teile des Frankfurter Stadtwaldes ein, sodass man, wenn man von Kultur und Kulinarik genug hat, auch die Natur genießen kann. Oder ein Fußballspiel von Eintracht Frankfurt, da im Stadtwald das Stadion liegt, das früher Waldstadion hieß und heute als Commerzbank-Arena davon zeugt, dass in Frankfurt das Geld vielfach von den Banken kommt. Der ebenfalls im Stadtwald gelegene Goetheturm bot 1931 bis 2017 eine schöne Aussicht und fiel dann einer Brandstiftung zum Opfer. Ein Wiederaufbau ist geplant.

Zwar war Alt-Sachsenhausen im 19. Jahrhundert ein Fischer- und Handwerkerviertel – die Äbbelwoikneipen deuten ja noch heute auf ein eher rustikales Umfeld hin – aber es gab hier durchaus auch Feudales, wie die Villen am Mainufer, in denen heute teilweise die Museen des Museumsufers untergebracht sind, die schönste vielleicht die Villa Metzler, die heute ins Museum Angewandte Kunst integriert ist. Weniger feudal aber architekturhistorisch nicht weniger bedeutend sind das älteste Fachwerkhaus Frankfurts (nach dendrochronologischen Untersuchungen der verwendeten Holzbalken erbaut 1292) in der Schellgasse 8 – eines von 27 in ganz Deutschland noch erhaltenen Fachwerkhäusern aus dem 13. Jahrhundert – und das um 1450 errichtete spätgotische Steinerne Haus, eines der wenigen Steingebäude aus dieser Zeit. Es gibt auch diverse Kirchen, von der vom Erscheinungsbild her barocken Deutschordenskirche über die Lukaskirche im Jugendstil bis zur expressionistischen St. Bonifatius-Kirche. Wer sich eher für die Architektur der Moderne interessiert, kann sich als Beispiel des modernen Bauens in Frankfurt die Heimatsiedlung ansehen, die seit der 2. Hälfte der 20er Jahre unter dem Baustadtrat Ernst May durch den Architekten Franz Roeckle errichtet wurde.

So bietet Sachsenhausen für jeden etwas – von alt bis neu, von rustikal bis vornehm, von Kultur bis Sport, von Architektur bis Natur. Und wer den hiesigen Apfelwein nicht probieren will – was ein Fehler wäre, denn das ist das für Frankfurt typische Getränk, und den besten gibt es in Sachsenhausen – der kann auch Bier trinken, das von der Brauerei Binding im Stadtteil gebraut wird. Die auch von hier kommende Biermarke Henninger, die ehemals unabhängig war, gehört heute zu Binding (und Binding wiederum zur Radeberger-Gruppe). Den Henninger-Turm, einen Brauereisilo, der bis zu seinem Abriss 2013 ein Wahrzeichen Sachsenhausens war, bekannt auch durch das bis 2008 stattfindende Radrennen „Rund um den Henninger-Turm“, gibt es aber nicht mehr – oder nicht mehr im Original; der Turm mit Luxuswohnungen, der jetzt an seiner Stelle steht, greift Formen des alten Gebäudes auf und erinnert deshalb zumindest entfernt an den vorherigen Bau.

*****

Textquellen:

Zitat aus „Götz von Berlichingen“ nach: Goethes Werke in sechs Bänden, Insel Verlag, 1949 ff., Zweiter Band, S. 88.

Zitat aus „Dichtung und Wahrheit“ nach: Goethes Werke in sechs Bänden, Insel Verlag, 1949 ff., Fünfter Band, S. 13.

Michael Faust: Sachsenhausen: Die ganz andere Seite von Frankfurt, Frankfurter Neue Presse, 2.1.2018: abgerufen von >http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Sachsenhausen-Die-ganz-andere-Seite-von-Frankfurt;art675,2867941< am 01.09.2018.

Stadtteilseite zu Sachsenhausen: abgerufen von >http://www.frankfurt-sachsenhausen.de/cms/< am 01.09.2018.

Bericht in der Frankfurter Neuen Presse zum ältesten Fachwerkhaus: abgerufen von >http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Das-aelteste-Fachwerkhaus;art675,1242634< am 01.09.2018.


Bildquellen:

Fotos von Carolin Eberhardt.

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