Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als sportliche Betätigung im Alltag immer mehr als wichtig angesehen wurde, leistete sich Frankfurt erstmals ein eigenes Städtisches Schwimmbad. Zuvor hatten die Frankfurter vor allem an den zahlreichen Badestellen im Main gebadet. Der Architekt und Autor Carl Wolff (1860-1929), der als Frankfurter Stadtbaudirektor die Bauarbeiten des neuen Schwimmbads leitete, berichtete darüber 1897 in einer Sondernummer der Zeitschrift „Fortschritte auf dem Gebiet der Architektur“: „Der Beschluss, ein Schwimmbad zu errichten, wurde nach langen Vorverhandlungen im März 1892 von den städtischen Behörden gefasst, als seitens der Freifrau Louise von Rothschild zu diesem Zwecke ein Betrag von 100.000 Mark gestiftet worden war. Diesem Beschluss lag ein Programm zu Grunde, welches durch Grundrissskizzen von zwei Schwimmbassins, einer größeren Anzahl Wannenbäder und eines Dampf- und Luftbades in Aussicht nahm.“ Später wurde noch ein drittes Schwimmbecken in die Bauarbeiten einbezogen und das neue Bad 1896 nach zwei Jahren Bauzeit seiner Bestimmung übergeben. Sein Haupteingang befand sich an der eigens nach dem Bad benannten Straße „Am Schwimmbad“, dem südlichen Teil der Klingerstraße. Nachdem das Gebäude im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt worden war, wurde es zunächst wiederhergestellt und konnte für eine Übergangszeit auch wieder zum Baden genutzt werden, Ende der 50er Jahre wurde es jedoch abgerissen.
Bereits 1953 war ein Wettbewerb für den Bau eines neuen Stadtbads ausgeschrieben worden, das zunächst am selben Ort wie das alte Städtische Schwimmbad errichtet werden sollte, dann jedoch an der Hochstraße am Anlagenring geplant wurde. Die Bauleitung hatte das Frankfurter Hochbauamt. Das neue Städtische Schwimmbad hatte manches mit seinem Vorgängerbau gemeinsam. Wie das alte Städtische Schwimmbad verfügte auch das Stadtbad Mitte über drei Schwimmbecken, die unterschiedliche Gruppen von Schwimmerinnen und Schwimmern ansprechen sollten. Es gab ein allgemeines Schwimmbecken, ein Schwimmbecken für Kinder und ein Sportschwimmbecken, in dem auch Wettkämpfe ausgetragen werden sollten und das deshalb über eine große Tribüne und einen hohen Sprungturm verfügte. Auch die Angliederung von Gesundheitsbädern hatte das Bad mit dem Alten Städtischen Schwimmbad gemeinsam, es waren aber deutlich mehr. Während das alte Städtische Schwimmbad über ein Dampf- und ein Luftbad verfügte, gab es im Stadtbad Mitte einen Massageraum, einen Raum für Hydrotherapie, mehrere Kneipp-Duschen sowie ein Wassertretbecken und eine Sauna. Selbst die Bauzeit von ungefähr zwei Jahren (1959-60) war bei beiden Bädern nahezu identisch. Die Baufläche von 5300 Quadratmetern und die Baukosten des neuen Bades von 13,5 Millionen DM unterschieden sich jedoch deutlich von dem Vorgängergebäude. Und auch optisch stellte sich das Stadtbad Mitte mit seinem charakteristischen geschwungenen Dach und seinen Glasfronten ganz anders dar als das alte Stadtbad. Die Empfangshalle schmückte ein Wandgemälde von Ferdinand Lahmeyer.
Für die Verhältnisse der frühen 60er Jahre war der Eintrittspreis des neuen Schwimmbads von 1 DM eher hochpreisig. Dennoch war das neue städtische Schwimmbad bald sehr beliebt. Das lag unter anderem an seiner günstigen Lage im Zentrum der Stadt zwischen dem Eschenheimer Tor und der Bockenheimer Anlage, während andere städtische Schwimmbäder in der Regel am Stadtrand lagen. Auch die Öffnungszeiten waren für damalige Verhältnisse sehr großzügig. Wochentags war das Bad von 6.30 bis 20.00 Uhr, dienstags und freitags sogar bis 22.00 Uhr geöffnet und sonntags konnte von 7.00 bis 13.00 Uhr gebadet werden.
1986 wurde das Stadtbad Mitte als Beispiel für die Nachkriegsarchitektur unter Denkmalschutz gestellt. 1993 wurde es wegen Sanierungsbedarfs für die Öffentlichkeit gesperrt und sollte verkauft werden. Dagegen richtete sich eine Bürgerinitiative, die das Bad als öffentliches Stadtbad erhalten wollte. Sie hatte jedoch nur einen Teilerfolg, denn das Bad wurde 1995 tatsächlich verkauft, kann jedoch weiterhin von der Öffentlichkeit genutzt werden. Es ist heute als Schwimmbad „Wave“ dem Hilton-Hotel an der Hochstraße 4 angliedert und wurde in seinen wesentlichen Strukturen erhalten, verfügt jedoch nur noch über eines von den ursprünglich drei Schwimmbecken.
Adresse
Hilton. Frankfurt City Centre
Hochstraße 4
60313 Frankfurt am Main
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Textquellen
Bauen in Frankfurt am Main seit 1900, Hg. vom Bund Deutscher Architekten, Frankfurt a. M., 1977.
Frankfurt am Main: 112 Bilder aus dem alten und neuen Frankfurt für die Gäste und Freunde der Stadt, Frankfurt a. M., 1973.
Frankfurt-Lexikon. Hg. von Waldemar Kramer. 6. Aufl. Frankfurt a. M. 1973
Strecker, Anita: Die Welle in: Frankfurter Rundschau. 29.1.2019 abgerufen von >https://www.fr.de/rhein-main/welle-11569814.html< am 30.01.2025.
Wolff, Carl: Fortschritte auf dem Gebiet der Architektur: Ergänzungshefte zum Handbuch der Architektur, Nr. 11, Das städtische Schwimmbad zu Frankfurt a. M., Stuttgart, 1897.
hr Mediathek: Einweihung Stadtbad Frankfurt, 21.05.1960 abgerufen von >https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtbad_Mitte_(Frankfurt_am_Main< abgerufen am 30.01.2025.
Bildquellen:
Vorschaubild:
Das alte Stadtbad Mitte (1879), Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons CC BY 4.0.
Ursprüngliche Lage des alten Stadtbad Mitte (Stadtplan 1895), Urheber: Ludwig Ravenstein via Wikimedia Commons Gemeinfrei.