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Karlheinz Fingerhut
Kennst du Franz Kafka?

Was für ein komischer Kauz muss dieser Kafka wohl gewesen sein, dass kaum ein Lehrer so recht weiß, wie ihn vermitteln. Dabei ließen sich Kafkas Texte mit Träumen vergleichen, und die kennt doch jeder.
Karlheinz Fingerhut ermöglicht in diesem Buch einen leichteren Zugang zum Menschen Kafka und zu seinen teils verwirrenden Werken.

Das Hofgut Rebstock

Das Hofgut Rebstock

Sabine Gruber

Im Mittelalter befanden sich rund um Frankfurt zahlreiche befestigte Gutshöfe, die neben den eigentlichen Befestigungsanlagen, der Stadtmauer und den Befestigungsgräben einer zusätzlichen Sicherung der Stadt dienten. Einer der bekannteren dieser befestigten Gutshöfe war das zwischen den heutigen Ortsteilen Bockenheim und Rödelheim, aber auf Bockenheimer Gebiet, gelegene Hofgut Rebstock. Es ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen, im Rahmen des Wiederaufbaus der Altstadt rekonstruierten Hof Rebstock am Markt. Das Hofgut Rebstock, das bei seiner Entstehung noch eine gute Wegstunde von der Frankfurter Stadtmauer entfernt war, kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Es wurde im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt und hatte seinen Namen von der Frankfurter Patrizierfamilie Rebstock erhalten, die auch dem Hof Rebstock in der Innenstadt den Namen gab. Später ging das Hofgut in den Besitz des mit der Familie Rebstock verschwägerten Mainzer Geistlichen Wicker Frosch über. Der sehr wohlhabende Wicker Frosch war der Stifter der Vorgängerkirche der heutigen Katharinenkirche. Im Jahr 1353 schenkte er das Hofgut Rebstock der von ihm gegründeten Kirche. Jahrhundertelang blieb das reich ausgestattete Gut im Besitz des Frankfurter Katharinen- und Weißfrauenstifts.

Dass das Hofgut befestigt war, erwies sich spätestens dann als sinnvoll, als nicht nur die Besitzer des benachbarten Guts, sondern auch Raubritter immer wieder den Verwaltern des Hofguts zu schaffen machten. Als auch ein Eingreifen Papst Alexanders VI. keine dauerhafte Sicherung des Hofs und seiner Besitzungen bewirken konnte, mussten die Angehörigen des Sankt Katharinen- und Weißfrauenstiftes den Rat der Stadt um Hilfe anrufen. Im Laufe des 16. Jahrhunderts kam es jedoch zu neuen Auseinandersetzungen über Jagdrechte, die vor dem Reichskammergericht ausgetragen wurden. Über einen der immer wieder vorkommenden Überfälle auf das Gut – hier durch Nachbarschaftsstreitigkeiten ausgelöst – berichtet ein Chronist des 19. Jahrhunderts im „Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst“: „Als Johann von Martorff und Hans Hector von Holzhausen auf den Rebstocker Gütern nicht weit von der Biberlach am 4. Aug. 1578 Weidwerk trieben, wurden sie aufgefordert sich gefangen zu geben. Letzterer drückte auf Ewald Maul, Bürger zu Griesheim seine Büchs ab, verwundete ihn am Schenkel. Darauf die Schultheissen von Griesheim, Bockenheim und Nidda sich verstärket in die 50 oder 60 Mann mit Rohr und Wehren zum Rebstock gerücket und hineingefallen. Es befanden sich darin ein Schöffe von Frankfurt, ein Pfleger des Hospitals und noch ein Burger mit ihren Weibern; diese alle wurden samt Wolf Kienen, dem Hofmann gefangen hinweggeführet, gedrohet zu schiessen und zu schlagen, nur die Weiber wurden in Bockenheim hinweggelassen.“

Weil das Gut zu Recht als eines der reichsten Frankfurts galt, wurde es – seiner Befestigung zum Trotz – auch im Dreißigjährigen Krieg mehrfach von Landsknechten geplündert. So wurde aus dem Jahr 1645 berichtet, verwildertes bayerisches Kriegsvolk habe dort so gehaust, dass „der 4. Teil nit stehen blieben“, und auch nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges währte die Ruhe nicht lange. Im Siebenjährigen Krieg wurde das Gut mehrfach ausgeraubt und auch während der französischen Revolutionskriege und der anschließenden Befreiungskriege erlebte es immer wieder Durchzüge von Soldaten mit all ihren verheerenden Folgen.

Trotz all dieser Belastungen wurde der Baubestand des Hofes immer wieder erneuert und ergänzt. Nachdem im späten 16. Jahrhundert die baufälligen alten Wirtschaftsgebäude abgerissen und durch neue ersetzt worden waren, wurden die Gebäude im späten 17. Jahrhundert durch ein Herrenhaus im Stil der Zeit ergänzt und verschönert. Ein Teil der Wirtschaftsgebäude und das stattliche Herrenhaus blieben bis ins 20. Jahrhundert hinein erhalten. Sie mussten jedoch zum großen Teil dem 1912 eröffneten ersten Frankfurter Flughafen „Am Rebstock“ weichen. Zwei Jahre zuvor hatte die Stadt das Gelände gepachtet und dann der Deutschen Luftschifffahrts-AG überlassen. Ein kleiner Teil der Gebäude des Hofguts wurde beim Bau in die Flughafengebäude integriert. Mit dem Flughafen selbst, der nach dem Zweiten Weltkrieg (zuvor war er noch als Militär-Flughafen genutzt worden) aufgegeben wurde, verschwanden jedoch auch die letzten Reste des Hofguts. Auf der entstandenen Brache wurde seit Ende der 50er Jahre an der Max-Pruss-Straße der Volkspark Rebstock mit seinem großen Weiher angelegt und 1982 in einem Teil des Parks das Rebstockbad errichtet. Seit 2002 entstand neben Park zudem ein neues Wohnviertel, das ebenfalls den Namen Rebstock trägt, und außerdem – auf dem ehemaligen Messeparkplatz – der Neue Rebstockpark. Im Namen all dieser neuen Anlagen hat sich der Name der mittelalterlichen Patrizierfamilie bis heute erhalten.

Adresse Rebstockbad

Zum Rebstockbad 7

60486 Frankfurt am Main

*****
Textquellen

Frankfurt-Lexikon, Von Waldemar Kramer: Sonderausgabe für das Stadtschulamt Frankfurt, Frankfurt a. M., 1960.

Pehl, Hans: Als sie einst die Stadt schützten: Frankfurts befestigte Gutshöfe, Frankfurt am Main, 1978.

Archiv der Frankfurts Geschichte und Kunst, Neue Folge, Herausgegeben von dem Vereine für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurtt am Main, Bd. 5, Frankfurt a. M., 1872.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurt-Rebstock< abgerufen am 25.02.2018.

>https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2793&_ffmpar[_id_inhalt]=101636< letzter Zugriff: 25.02.2018.

>https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2793&_ffmpar[_id_inhalt]=924532< letzter Zugriff: 25.02.2018.


Bildquellen:

Vorschaubild: Das Rebstockgelände um 1890, 2008, Urheber: Polypterus via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Innenhof des Rebstocks und die Kruggasse, nach Norden vom Haus Markt 8 gesehen, vor 1904 (Ansichtskarte), Urheber unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Weiher im Rebstockpark (2006), Urheber: S. Kasten via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.


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