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Bernhard Beskow/Übersetzung Nadine Erler

Erinnerungen an Goethes Weimar

Ein Reisebericht aus dem 19. Jahrhundert

Der schwedische Historiker und Dramatiker Bernhard Beskow besuchte in jungen Jahren Weimar. In seinen Reiseberichten schildert er seine Eindrücke und Erlebnisse. Die Bekanntschaft mit Goethe beeindruckte ihn am meisten. Die deutsche Übersetzung wurde von Nadine Erler vorgenommen. 

Die Frankfurter Zeitung

Die Frankfurter Zeitung

Ralph Zade

Am 31. August 1943 wurde die Frankfurter Zeitung geschlossen – damit verschwand eine der letzten Nischen einer zumindest teilweise freien Berichterstattung. „Als die Frankfurter Zeitung in Deutschland eingestellt wurde, war es, als würde in einem halbdunklen Raum die letzte Kerze ausgeblasen.“ sagte Benno Reifenberg, ehemaliger Feuilletonleiter, der gelegentlich als Seele der Zeitung bezeichnet wurde, nach dem Krieg. Dass das liberale Blatt erst so spät geschlossen wurde – formaler Anlass war ein ironischer Artikel über Dietrich Eckart, einen Stichwortgeber Hitlers – , ist erstaunlich, denn schon am 31.1.1933, einen Tag nach der Machtergreifung, hatte es kommentiert: „Wir haben in diesem Augenblick, in dem Herrn Hitler die Kanzlerschaft des Deutschen Reiches übertragen worden ist, offen auszusprechen, dass er bis zur Stunde den Beweis menschlicher Qualifikation schuldig geblieben ist.“

Ganz ungeschoren davongekommen ist die Zeitung, die eine Zeitlang die vielleicht bedeutendste Deutschlands gewesen war, im sogenannten Dritten Reich freilich nicht – die Enkel des Gründers, jüdischer Abstammung, mussten schon 1933 gehen, ebenso jüdische Mitarbeiter, und man musste durchaus inhaltliche Rücksichten nehmen. Dass es dennoch immer wieder gelang, auch Kritischeres zu publizieren, ist wohl teilweise der Tatsache geschuldet, dass das Regime die Zeitung als Feigenblatt nutzen wollte, um das Vorhandensein publizistischer Freiheit behaupten zu können. Dennoch muss man sagen, dass sie ihre Spielräume im Interesse kritischer Meinungsäußerung genutzt hat und insofern durchaus ein Refugium freien Denkens war.

Kritisch gegenüber der Regierung war die Frankfurter Zeitung schon früher, seit ihrer Gründung. Gegründet wurde sie 1866 – ganz stimmt das nicht, denn es gab Vorläufer; eine zehn Jahre zuvor gegründete Handelszeitung namens „Frankfurter Geschäftsbericht“ war die erste Keimzelle gewesen, doch seit 1866 erschien das Blatt kontinuierlich als Frankfurter Zeitung. 1866 war das Jahr, in dem Frankfurt zum Unmut vieler preußisch wurde. Und so fand ein Blatt, das eine konsequente Anti-Bismarck-Linie verfolgte, große Resonanz.

Dabei waren größere Widerstände zu überwinden und es gab immer wieder Strafverfahren gegen Zeitungsmitarbeiter, die die Obrigkeit verärgert und Missliebiges publiziert hatten. Teilweise führten diese sogar zu Haftstrafen. „Politisch freiheitlich, in sozialpolitischer Hinsicht jederzeit gerecht und reformfreundlich, immer zur Unterstützung der sozial Schwachen geneigt.“ – so beschrieb der Gründer Leopold Sonnemann die Frankfurter Zeitung in seinem Testament. Dass seine Zeitung darüber hinaus auf die „Gewissenhaftigkeit der Thatsachen-Prüfung“ besonderen Wert legte, war damals wegweisend und ist heute, in den Zeiten von Diskussionen über Fake News und den Fall Claas Relotius, immer noch eine an die Presse zu stellende Forderung.

Leopold Sonnemann (1831-1909), der eher zufällig Zeitungsverleger geworden war, als er erkannte, dass eine Marktlücke für ein Blatt mit Informationen über den Aktienmarkt bestand, war zu Geld gekommen, indem er die Firma seiner Eltern, ursprünglich eine Tuchhandlung, in eine Bank umgewandelt und mit viel Geschick zum Erfolg geführt hatte. 1869 konnte er sich daher aus dem aktiven Bankgeschäft zurückziehen. Seine Verlegertätigkeit war nur eine Facette einer unermüdlichen Aktivität, mit der er Frankfurt – eine Stadt, die seinen Eltern, die als fränkische Dorfjuden ins Rhein-Main-Gebiet gekommen waren, das Bürgerrecht verweigert hatte – in vielerlei Hinsicht beeinflusst hat.

Sonnemann war ein eminent politischer Mensch, der als Jugendlicher durch das Erlebnis der Frankfurter Nationalversammlung von 1848 geprägt worden war. Als Mitgründer der Deutschen Volkspartei war er jahrelang Abgeordneter im Berliner Reichstag, noch länger jedoch Mitglied in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung – im Finanzausschuss hatte er eine einflussreiche Position. Bedeutend waren auch seine Aktivitäten als Mäzen. So war er an der Finanzierung der Alten Oper beteiligt und förderte Frankfurter Bibliotheken. Jahrelang war er Vorsitzender des Städelschen Museumsvereins, des Fördervereins des Städelschen Kunstinstituts. Darüber hinaus engagierte er sich für den Bau des Hauptbahnhofs, des Ostbahnhofs, des Eisernen Stegs und des Palmengartens.

Da Sonnemann keinen Nachfolger hatte, wandelte er die Zeitung 1893 in eine GmbH um. Damit war ihre Grundlage langfristig gesichert. Es folgte eine lange Blütezeit. Auch wenn die Frankfurter Zeitung im Deutschen Kaiserreich und im „Dritten Reich“ große Bedeutung hatte, so war doch die Zeit der Weimarer Republik in mancher Hinsicht noch bedeutsamer. Da die Zeitung für die Annahme des Vertrags von Versailles plädiert hatte und die Versöhnungspolitik Gustav Stresemanns unterstützte, war sie allerdings auch in dieser Zeit Zielscheibe von Anfeindungen rechtsgerichteter Kreise

Zudem gab es finanzielle Probleme, die dann aber durch die Unterstützung von Carl Bosch, dem Vorstandsvorsitzenden der IG Farben, gelöst werden konnten. Überstrahlt wurden all diese Probleme durch ein hervorragendes Feuilleton, das 1924-1930 von dem eingangs genannten Benno Reifenberg geleitet wurde und viele liberale intellektuelle Köpfe der Zeit zu seinen Autoren zählte, darunter Theodor W. Adorno, Siegfried Kracauer, Walter Benjamin und Joseph Roth; Beiträge in unterschiedlichem Umfang für die Zeitung schrieben u.a. auch Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Alfred Döblin, Thomas Mann, Alfred Polgar, Erich Maria Remarque, Anna Seghers, Ernst Bloch, Arnold Zweig, Stefan Zweig, Carl Zuckmayer und Hermann Hesse.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erstand die Zeitung nicht wieder neu, da es zunächst Schwierigkeiten mit der Besatzungsmacht gab, fand aber in gewisser Weise eine Nachfolgerin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, mit der es eine partielle personelle Kontinuität gab – so waren etwa Erich Welter, und Paul Sethe, Mitgründer der FAZ, Redakteure der Frankfurter Zeitung gewesen; 1959-1965 war dann auch Benno Reifenberg Mitherausgeber der FAZ. Als Nachfolgezeitung der Frankfurter Zeitung im engeren Sinn versteht sich die FAZ gleichwohl nicht.


*****
Textquellen:

Gillessen, Günther: Auf verlorenem Posten: Die Frankfurter Zeitung im Dritten Reich, Berlin: Siedler Verlag, 1986.

Digitalisierte Ausgaben der Frankfurter Zeitung: abgerufen von > http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/periodika/periodical/titleinfo/6198103 < am 23.01.2019.

Beitrag der Frankfurter Neuen Presse zur Frankfurter Zeitung: abgerufen von > https://www.fnp.de/politik/von-maechtigen-verachtet-geschichte-frankfurter-zeitung-10513658.html < am 23.01.2019.

Beitrag auf Deutschlandfunk Kultur zum 150. Jubiläum der Gründung: abgerufen von > https://www.deutschlandfunkkultur.de/vor-150-jahren-erste-ausgabe-der-frankfurter-zeitung.932.de.html?dram:article_id=371490 < am 23.01.2019.

Erinnerungen von Elisabeth Noelle-Neumann an ihre Zeit als Redakteurin bei der Frankfurter Zeitung (hieraus das Reifenberg-Zitat im ersten Absatz): abgerufen von > https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/31-august-1943-das-ende-der-frankfurter-zeitung-15728028.html?utm_campaign=GEPC%253Ds6&utm_medium=social&utm_content=bufferc85d8&utm_source=facebook.com < am 23.01.2019.

Leopold Sonnemann in der Neuen Deutschen Biographie: abgerufen von > https://www.deutsche-biographie.de/gnd118751484.html#ndbcontent < am 23.01.2019.

Benno Reifenberg in der Neuen Deutschen Biographie: abgerufen von > https://www.deutsche-biographie.de/gnd11874402X.html#ndbcontent < am 23.01.2019.


Bildquellen:

Vorschaubild: Festbeilage der Jubiläumsausgabe "50 Jahre Frankfurter Zeitung, veröffentlicht am Sonntag, den 26.August 1906: kulinarisches Menü der großen Feier in Frankfurts Palmengarten, 1906, Urheber: Frankfurter Zeitung; bereitgestellt durch Maximilian Schönherr via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Die Jubiläumsausgabe anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Frankfurter Zeitung 1906, Urheber: Frankfurter Zeitung; bereitgestellt durch Maximilian Schönherr via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Fassade Redaktionsgebäude, 1909, Urheber: unbekannt; bereitgestellt durch Karsten11 via Wikimedia Commons PD-alt-1923.

Eingangshalle der Redaktion, 1909, Urheber: unbekannt; bereitgestellt durch: Karsten11 via Wikimedia Commons PD-alt-1923.

Haupteingang zu den Redaktionen, 1909, Urheber: unbekannt; bereitgestellt durch Karsten11 via Wikimedia Commons PD-alt-1923.

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