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London kommt!

Pückler und Fontane in England

Klaus-Werner Haupt

Hardcover, 140 Seiten, 2019

Im Herbst 1826 reist Hermann Fürst von Pückler-Muskau erneut auf die Britischen Inseln, denn er ist auf der Suche nach einer vermögenden Braut. Aus der Glücksjagd wird eine Parkjagd, in deren Folge die Landschaftsgärten von Muskau und Branitz entstehen. Auch die Bewunderung für die feine englische Gesellschaft wird den Fürsten zeitlebens begleiten.

Theodor Fontane kommt zunächst als Tourist nach London, 1852 als freischaffender Feuilletonist, 1855 im Auftrag der preußischen Regierung. Seine journalistische Tätigkeit ist weitgehend unbekannt, doch sie bietet ein weites Feld für seine späteren Romane.

Die vorliegende Studie verbindet auf kurzweilige Art Biografisches mit Zeitgeschehen. Die Erlebnisse der beiden Protagonisten sind von überraschender Aktualität.

Die Malerfamilie Schütz

Die Malerfamilie Schütz

Ralph Zade

Unter Frankfurter Bürgern gehörte es im 18. Jahrhundert zum guten Ton, das eigene Haus mit Gemälden auszustatten und sich eine Kunstsammlung zuzulegen und so gab es einen verhältnismäßig großen Markt, der den nicht allzu zahlreichen ansässigen Malern ein Auskommen bot. Die entstandenen Werke waren dabei an Interesse und Geschmack ebendieses Bürgertums als Käuferschicht ausgerichtet und unterschieden sich dadurch von der andernorts vorherrschenden im Auftrag der Kirche oder für Höfe geschaffenen Kunst. Vielfach orientierten sich Künstler an niederländischen Vorbildern – auch in den Niederlanden, die im 17. Jahrhundert ihr Goldenes Zeitalter erlebt hatten, war der Kunstmarkt von der Nachfrage des Bürgertums geprägt. Dabei kam es, ebenso wie in den Niederlanden, teilweise auch zu einer Spezialisierung von Künstlern auf bestimmte Bildthemen.

Maler wie Georg Melchior Kraus (in Frankfurt geboren, dann aber weitgehend anderswo tätig) und Johann Georg Trautmann – ein wichtiges Vorbild desselben war Rembrandt – sind Kennern bis heute bekannt. Wer sich in Frankfurt im Goethe-Museum, im Städel oder im Historischen Museum umsieht und sich für Malerei des 18. Jahrhunderts interessiert, der stößt neben den genannten außerdem immer wieder auf den Namen Schütz. Dabei handelt es sich nicht um einen einzelnen Künstler, sondern um eine ganze Familie. So wie im 17. Jahrhundert die Familien de Bry und Merian für die Kunst in Frankfurt wichtig waren, so war es im 18. und im beginnenden 19. Jahrhundert – der Goethezeit – die Familie Schütz.

Stammvater der Malerfamilie Schütz war der 1718 in Flörsheim geborene Christian Georg Schütz der Ältere, dessen Vater Bauer und Winzer war. Schon 1731, also mit 13 Jahren, ging Schütz bei dem Frankfurter Fassaden- und Freskomaler Johann Hugo Schlegel in die Lehre, bei dem zwei Jahre später auch Johann Georg Trautmann seine Ausbildung aufnehmen sollte. Dann ging Christian Georg auf Wanderschaft und arbeitete unter anderem an den Höfen in Hohenzollern-Hechingen und Nassau-Saarbrücken. 1743 ließ sich Schütz in Frankfurt nieder und heiratete ein Jahr später Anna Maria Hochecker. Bürger der Stadt Frankfurt konnte er vorerst nicht werden, sondern nur Beisasse – als Katholik hatte er die falsche Konfession. 1779 erhielt er das Bürgerrecht als besonderen Gnadenerweis dann freilich doch noch. Christian Georg Schütz ist heute vor allem für seine Rheinlandschaften bekannt, mit denen er an Werke des Niederländers Herman van Saftleven (1609-1685) anknüpfte. Schütz‘ Werke wiederum waren ein Ausgangspunkt für die Rheinromantik, die sich im 19. Jahrhundert entfaltete. Die Entwicklungslinie Saftleven – Schütz – Rheinromantik lässt sich sehr schön im Katalog zur Ausstellung „Rheinromantik“ nachvollziehen, die das Museum Wiesbaden 2013 ausrichtete. Schütz schuf eine große Anzahl von Gemälden; er soll mit großer Leichtigkeit und Schnelligkeit gearbeitet haben. Neben den Landschaftsbildern sind auch seine Architekturmalerei und seine Ansichten Frankfurter Stadtteile von Interesse.

Christian Georg Schütz der Ältere starb 1791 in Frankfurt. Seine Werkstatt wurde durch seinen jüngeren Sohn aus erster Ehe, Johann Georg Schütz (1755-1813) übernommen. Johann Georg hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine beachtliche Malervita vorzuweisen. Seinem ersten Unterricht hatte er natürlich beim Vater erhalten, dann aber auch eine Ausbildung an der Kunstakademie in Düsseldorf genossen. Ursprünglich malte er wie sein Vater im erster Linie Landschaften, spezialisierte sich dann aber auf Porträt- und Historienmalerei sowie Genrestücke. Ein Italien-Aufenthalt 1790, bei dem er u. a. Goethe kennenlernte, dessen „Römischen Carneval“ er mit Kupferstichen illustrierte, trug zu seiner Reputation bei; der Aufenthalt brachte ihm – zur Unterscheidung von anderen Malern der Schütz-Familie – den Beinamen „Römer-Schütz“ ein. Im Alter ließ seine Schaffenskraft nach und er wandte sich verstärkt dem Zeichen- und Malunterricht zu. Der älteste, recht früh verstorbene Sohn von Christian Georg Schütz dem Älteren, Franz Schütz (1751-1781) war ebenfalls Maler und befasste sich mit Landschaftsmalerei, nicht nur am Rhein sondern auch während eines längeren Schweiz-Aufenthalts.

Auch zwei Kinder, die Christian Georg Schütz der Ältere aus einer zweiten, 1759 mit Maria Barbara Josepha Kittner geschlossenen Ehe hatte, wählten den Künstlerberuf: Heinrich Joseph Schütz (1760-1822), der zeitweise in London tätig war, widmete sich vor allem der Druckgraphik, Philippine Schütz (1767-1797) schuf u. a. Landschaftsbilder von beachtlicher Qualität, starb aber zu früh, um tiefere Spuren in der Kunstgeschichte hinterlassen zu können.

Größere Bekanntheit erlangte der Sohn eines Cousins von Christian Georg Schütz dem Älteren, Christian Georg Schütz der Vetter (1758-1823). Er wurde wie sein Namensvetter in Flörsheim geboren und begann schon mit 12 Jahren seine Ausbildung bei diesem. Zu Studienzwecken unternommene Reisen führten ihn an den Rhein, die Lahn und die Mosel aber auch bis zum Lago Maggiore. Neben Landschaftsgemälden schuf er Aquarelle und Zeichnungen, die oft als Vorlage für Druckgraphiken dienten, was seinem Werk eine größere Verbreitung verschaffte. Ein Bewunderer seiner Zeichnungen war Goethe. Am Ende des 18. Jahrhunderts unternahm Christian Georg eine Studienreise in den Harz, nach Sachsen und Holstein. Nach der Säkularisation in der napoleonischen Zeit wurde er durch Großherzog Carl Theodor von Dalberg als Verwalter der aus Kirchenbesitz stammenden Kunstwerke eingesetzt. Trotz seines beachtlichen künstlerischen Erfolges gelang es ihm nie, das Frankfurter Bürgerrecht zu erlangen und er blieb bis zu seinem Tode Ausländer. Dennoch ist er als Frankfurter Maler in die Kunstgeschichte eingegangen. Mit ihm endete die Ära der Familie Schütz.

*****


Textquellen:

Frankfurter Biographie, Zweiter Band (M-Z): Klötzer, Wolfgang (Hrsg.), Frankfurt, 1996, Eintrag Schütz, Künstlerfamilie.

Gwinner, Phillip Friedrich: Kunst und Künstler in Frankfurt am Main, Frankfurt, 1862: Nachdruck, Leipzig, 1975.

Rheinromantik: Kunst und Natur (Ausstellungskatalog: Museum Wiesbaden (Hrsg.), Regensburg, 2013.


Bildquellen:

Vorschaubild: Frankfurter Weinmarkt von Osten. Um 1760, Urheber: Christian Georg Schütz via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Christian Georg Schütz der Ältere, Ölgemälde von Johann Ulrich Schnetzler, etwa 1761, Urheber: Johann Ulrich Schnetzler via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Flachlandschaft mit einer Bäuerin und ihrem Sohn am Fluß, im Hintergrund ein Jäger, Öl auf Eichenholz, Urheber: Johann Georg Schütz via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Schütz: In einer Ruine in Bingen (1801), Urheber: Christian Georg Schüz d. J via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

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