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Die Wetterauer Städtebünde

Die Wetterauer Städtebünde

Sabine Gruber

Frankfurt war zwar als große und wirtschaftlich starke freie Reichsstadt, Stadt der Königswahl und Schauplatz von Königs- und Kaiserkrönungen schon für sich allein bedeutend und wusste sich innerhalb der deutschen kleinen und größeren Staaten zu behaupten. Im Hoch- und Spätmittelalter suchte es aber dennoch seine Situation durch den Zusammenschluss mit anderen Städten zu verbessern. So schloss es sich mehrfach zeitlich befristet mit den in der Nähe gelegenen Reichsstädten Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar zum Wetterauer Städtebund zusammen. Die Region, die jeweils als Wetterau bezeichnet wurde, veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte. Heute gilt das Gebiet im Norden von Frankfurt am Main, im Osten des Taunus und im Süden des Vogelsbergs als Wetterau. Frankfurt selbst wird ihr nicht mehr zugerechnet. Dies war in der Vergangenheit anders. Die durch mehrere miteinander konkurrierende Herrschaften und Städte geprägte Wetterau war im Hochmittelalter ein wichtiger Wirtschaftsraum. Weil dort keine übergreifende Macht vorhanden war, war der Einfluss des Königs in der Wetterau von besonderer Bedeutung.

Die Geschichte der zeitlich befristeten Wetterauer Städtebünde begann im Jahr 1285 und endete fast ein Jahrhundert später im Jahr 1364. Sie stand im Kontext einer Reihe von Städtebünden, die sich seit dem 13. Jahrhundert nach italienischen Vorbildern auch nördlich der Alpen entwickelten. Vor allem für die drei kleineren Städte Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar waren die Bündnisse mit dem großen Frankfurt attraktiv, boten sie doch Schutz gegenüber den Ansprüchen der zahlreichen Herrschaften in der Umgebung und den sich seit dem Spätmittelalter entwickelnden größeren Territorien. Frankfurt nahm daher meistens eine führende Rolle innerhalb der Wetterauer Städtebünde ein. Während die Messestadt ihre Bedeutung stetig erweitern konnte, nahm die Bedeutung der anderen an den Bündnissen beteiligten Städte ab. Lediglich die Friedberger Märkte spielten innerhalb der regionalen Wirtschaft eine annähernd so wichtige Rolle wie die Frankfurter Messe.

Bereits vor der Entstehung der eigentlichen Städtebünde traten die vier Städte erstmals im Jahr 1226 gemeinsam innerhalb eines größeren Bündnisses auf. Die eigentlichen Wetterauer Städtebünde datieren jedoch auf die Jahre 1285, 1295, 1306, 1316, 1325, 1334, 1340, 1349 und 1364. Von 1381 bis 1389 gehörten die Städte dann dem Rheinischen Städtebund an. Die Bündnisse waren in der Regel auf etwa zehn Jahre befristet. Ihr wichtigster Zweck war die Sicherung des Friedens in den beteiligten Städten sowie der Schutz reisender Kaufleute. Gegen Gefahren, etwa durch die im Spätmittelalter ihr Unwesen treibenden Raubritter, wehrte man sich stets gemeinsam. Während die Regelungen im ältesten Dokument des Bundes aus dem Jahr 1285 sich im Wesentlichen auf die Sicherung des Friedens und den gegenseitigen Schutz seiner Mitglieder beschränkten, nahm die Detailliertheit der Regelungen von Urkunde zu Urkunde zu und die Organisation des Bundes wurde komplexer. So wurde in der zweiten Urkunde erstmals eine Bundesgerichtsbarkeit für Streitigkeiten geschaffen. Andere Institutionen kamen im Laufe der Jahre hinzu.

In späteren Urkunden wurde die Anzahl der für die Bundesgerichtsbarkeit zuständigen Personen geregelt. Nach der Urkunde aus dem Jahr 1349 wurden jeweils zwei Vertreter aus jeder Stadt in das Schiedsgericht berufen. Auch wurde eine Bundesversammlung eingerichtet und die Strafen für Friedensbrecher wurden festgelegt. Eine wichtige und in mehreren Urkunden wiederholte Bestimmung war auch, dass sich das Bündnis nicht gegen die Person des Königs richten dürfe. Bereits sehr komplex ist die Urkunde, die das Bündnis vom 31. August 1349 regelte, dem die Stadt Wetzlar nicht beigetreten war. Unter anderem wurde darin festgelegt, dass die Stadt Frankfurt zur Verteidigung des Bündnisses dreizehn Gewappnete stellen sollte, Friedberg zehn, Gelnhausen sieben und außerdem jede der Städte einen Hauptmann. Für "der stede noden" sollten alternierend jeweils vier Männer aus jeder Stadt für einen festgelegten Zeitraum zuständig sein. Nach dem Auslaufen des letzten Bündnisses aus dem Jahr 1364 gehörten die Städte noch einmal für acht Jahre dem größeren Rheinischen Städtebund an. Danach war die große Zeit der Städtebünde vorbei.

 

 

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Textquellen:

Boehncke, Heiner; Sarkowicz, Hans: Die Geschichte Hessens von den Neandertalern bis Ende 2020, Frankfurt a. M., 2020.

Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan herausgegeben von Waldemar Kramer, Sechste, neubearbeitete Ausgabe, Frankfurt a. M., 1973.

Kreutz, Bernhard: Städtebünde (Mittelalter/Frühe Neuzeit), publiziert am 22.11.2011 in: Historisches Lexikon Bayerns, abgerufen  von >https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/St%C3%A4dteb%C3%BCnde_(Mittelalter/Fr%C3%BChe_Neuzeit)< am 24.04.2023.

Werner, Heinrich: Zur Geschichte der Wetterauer Städtebünde im 13. und 14. Jahrhundert in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen 7 (1898), S. 56-76.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Wetterau< abgerufen am 24.04.2023.

 

Bildquelle:

Vorschaubild: Stich der Wetterau von Matthäus Merian, 1655 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

 

 

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