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Ursula Brekle

Familie Stauffenberg

Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 drohte Himmler: „Die Familie Stauffenberg wird ausgelöscht bis ins letzte Glied.“ Vor Ihnen liegt die spannungsreiche Geschichte, die beweist, dass es Himmler nicht gelungen ist, die Drohung wahrzumachen.

Mozart in Frankfurt

Mozart in Frankfurt

Ralph Zade

In der Bockenheimer Anlage, an einem kleinen Platz, der heute Mozartplatz heißt, befindet sich das von Gerhard Marcks geschaffene Frankfurter Mozart-Denkmal. Es besteht aus einer Büste über einer 4.90 m hohen Säule aus schwedischem Granit und wurde 1963 eingeweiht, 50 Jahre nachdem im Jahre 1913 ein erstes Denkmal, das dann 1944 im Bombenkrieg zerstört wurde, errichtet worden war. Das Jahr der Errichtung war kein Zufall - es markiert das 200. Jubiläum des ersten Aufenthalts von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) in Frankfurt im Jahre 1763.

Das Mozart-Denkmal am entsprechenden Platz ist - abgesehen davon, dass es ein Mozart-Hotel und ein Café Mozart gibt, die beide viel später begründet wurden und mit ihrem Namensgeber nicht unmittelbar etwas zu tun haben - der einzige Mozart-Gedenkort in Frankfurt. Denn keiner der Orte, an denen sich Mozart aufgehalten hat, ist noch erhalten. Immerhin findet man im Historischen Museum eine Fensterscheibe, auf der Mozarts Vater Leopold ein Graffito eingeritzt hat: "Mozart/ Maitre de la Musique/ de la Chapelle de Salzbourg/ avec Sa Famil(l)e le 12 Août/ 1763". Mit "Maitre de la Musique" meinte Leopold Mozart (1719-1787) nicht seinen damals siebenjährigen Sohn Wolfgang Amadeus, sondern sich selbst - und das zu Recht, denn er war ein angesehener Komponist, dessen Werke, wenn sie auch hinter denen seines genialen Sohns zurückbleiben, auch heute noch Interesse wecken können.

Die Mozarts - neben Leopold und Wolfgang Amadeus war dessen zwölfjährige Schwester Nannerl (1751-1829) mit von der Partie und auch an den Auftritten beteiligt - kamen im Rahmen einer Konzertreise nach Frankfurt und nahmen in der Bendergasse 3 Quartier - von hier stammt die erwähnte Fensterscheibe, die, da sie bereits 1879 ins Museum kam, die Kriegszerstörung des Hauses im Jahre 1944 überlebte. War Leopold Mozart erst noch skeptisch, was die Auftrittsmöglichkeiten anging, so wurde er bald eines Besseren belehrt.

"Ich habe ihn als siebenjährigen Knaben gesehen," sagte Goethe, "wo er auf einer Durchreise ein Konzert gab. Ich selber war etwa vierzehn Jahre alt, und ich erinnere mich des kleinen Mannes in seiner Frisur und Degen noch ganz deutlich." berichtet Johann Peter Eckermann in seinen "Gesprächen mit Goethe" (Eintrag vom 3. Februar 1830). Und so wie Goethe ihn wahrnahm, nahmen ihn auch viele andere wahr - als Kinderstar, der vor allem mit seiner musikalischen Virtuosität beeindruckte, die die seiner fünf Jahre älteren Schwester noch übertraf. Bei den Konzerten, die im Scharffensaal am Liebfrauenberg stattfanden - dem ersten folgten vier weitere, von denen das letzte aufgrund des großen Erfolges hinzugefügt wurde, sodass der Frankfurt-Aufenthalt der Mozarts sich auf drei Wochen verlängerte - führte Wolfgang Amadeus neben virtuosem Klavier- und Violinspiel auch Kunststückchen wie das Klavierspiel mit von einem Tuch abgedeckter Tastatur und die Beantwortung musikalischer Fragen aufgrund seines absoluten Gehörs vor. Das genaue Konzertprogramm lässt sich heute leider nicht mehr rekonstruieren. Zwar erregte Wolfgang Amadeus als Wunderkind, wie auch auf den folgenden Tourneestationen Koblenz, Köln, Aachen, Brüssel und Paris, größtes Aufsehen, dass er als einer der größten Komponisten aller Zeiten in die Musikgeschichte eingehen würde, war damals aber noch nicht zu erahnen. 

Das sah bei Mozarts zweitem und letztem Frankfurt-Besuch im Jahre 1790 (er hielt sich von Ende September bis Mitte Oktober in der Stadt auf) schon etwas anders aus. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits den größten Teil seines Lebenswerkes verfasst hatte und deshalb Musikkennern ein Begriff war - ein Jahr später, 1791, sollte er im Alter von nicht ganz 36 Jahren sterben - war seine finanzielle Situation jedoch schlecht. Auch in Frankfurt, wo in den 80er Jahren des Jahrhunderts Opern von ihm aufgeführt worden waren, wurde immerhin sein Werk geschätzt. Und so nutzte Mozart das Ereignis des Jahres, die Kaiserkrönung Leopolds II., die Besucher aus dem ganzen Heiligen Römischen Reich deutscher Nation anzog, darunter viele wohlhabende Adlige, zu einer Konzertreise nach Frankfurt. Die Aufnahme ins offizielle Gefolge des neuen Kaisers war ihm verweigert worden - die musikalische Untermalung der nach einem pompösen, durch eine jahrhundertealte Tradition bestimmten Zeremoniell durchgeführten Krönungsfeierlichkeiten hatte man Antonio Salieri (1750-1826) anvertraut, der von der Nachwelt vielfach als sein Rivale angesehen wurde (wenn auch der ihm verschiedentlich angedichtete Mord an Mozart Legende ist). Und so musste Mozart seine Reise selbst finanzieren.

Er stieg für eine Nacht in der Brückenstraße 26 im Gasthof "Zu den drei Rindern" ab; danach wohnte er in der Kalbächer Gasse 10 (also im Bereich der heutigen Freßgass). Am 15. Oktober 1790 dirigierte er im acht Jahre zuvor eröffneten (und zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgerissenen) Frankfurter Comoedienhaus am Theaterplatz (heute Rathenauplatz) ein Konzert, bei dem eine der drei Symphonien, die er 1788 in Wien komponiert hatte - welche davon (Köchelverzeichnis 543, KV 550 oder KV 551) ist nicht mehr feststellbar - sowie das Klavierkonzert in F-Dur (KV 459) und (wahrscheinlich) das Klavierkonzert in D-Dur (KV 537) aufgeführt wurden. Diese beiden Konzerte werden wegen der Aufführung bei den Krönungsfeierlichkeiten auch als Krönungskonzerte bezeichnet, obwohl sie schon vorher, und nicht eigens für die Krönung, komponiert wurden. Das Konzert war beim Publikum durchaus ein Erfolg, fiel aber unglücklicherweise mit einem Festmahl bei einem Fürsten und einem Truppenmanöver zusammen, was das Publikum reduzierte, und war deshalb finanziell nicht allzu einträglich. Mozart war insofern Frankfurt nicht allzu freundlich gesonnen, als er es wieder verließ.

Hieraus auf eine mangelnde Wertschätzung des Frankfurter Publikums für Mozarts Werke schließen zu wollen, ginge jedoch fehl - drei Jahre später, nach dem Tod des Komponisten, hatte eine Aufführung seiner "Zauberflöte" einen solchen Erfolg, dass es 17 Wiederholungen gab. Mozarts Sohn Franz Xaver (1791-1844), ebenfalls Musiker, wurde 1820 zum 29. Todestag seines Vaters nach Frankfurt eingeladen, 1839 dann sogar ein - allerdings recht kurzlebiges - Mozart-Museum gegründet.

 

 

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Textquellen:

Greve, Clemens (Hrsg): Drei Generationen Mozart in Frankfurt - Ein Stadtführer, Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen, Frankfurt am Main, 2005.

Aussage Goethes zu Mozart in Eckermanns "Gesprächen mit Goethe" im Projekt Gutenberg: abgerufen von >https://www.projekt-gutenberg.org/eckerman/gesprche/gsp2050.html< am 25.01.2023.

FAZ-Beitrag zu Mozart in Frankfurt, 2006: abgerufen von >https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/mozart-kuehler-empfang-fuer-den-musikus-aus-wien-1303457.html< am 25.01.2023.

Beitrag zu Mozarts Frankfurt-Besuch 1790 auf Mozart.com: abgerufen von >http://www.mozart.com/de/timeline/leben/kaiserkronung/< am 25.01.2023.

Mozart im Frankfurter Personenlexikon: abgerufen von >https://frankfurter-personenlexikon.de/node/567< am 25.01.2023.

Das Mozart-Denkmal auf der Webpräsenz "Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt": abgerufen von >https://www.kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de/de/page156.html?id=23< am 25.01.2023.

Beitrag von Sabine Hock zu Mozart in Frankfurt: abgerufen von  >https://www.sabinehock.de/publikationen/tagespresse/archiv/tagespresse_106.html< am 25.01.2023.

Webseite des BR zum Krönungskonzert KV 537: abgerufen von >https://www.br-klassik.de/themen/klassik-entdecken/starke-stuecke-mozart-kroenungskonzert-100.html< am 25.01.2023.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Mozartdenkmal in Frankfurt, 2011, Urheber: Gerhard Marcks via Wikimedia Commons CC0.

Frankfurt Am Main-Fay-BADAFAMNDN-Heft 15-Nr 175-1904-Die Bendergasse-UCSAR, 1904, Urheber: Carl Friedrich Fay via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

FrankfurtFressgass060422, 2006, Urheber: JuergenG via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

 

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