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Ina Herrmann-Stietz

Seelenimpressionen

Leicht und spielerisch, aber auch selbstkritisch und Hilfe suchend sind die Verse dieses Lyrikbändchens. Ina Herrmann-Stietz teilt mit ihren Lesern Stimmungen und Ereignisse, Zweifel und Sinnsuche. Wie paradox, das sich der Leser in ihren persönlichen Erfahrungen selbst wiederfindet. Er kehrt zurück ins Land seiner Seele, seiner innersten Träume, kann dort Kraft schöpfen und mit erwachten Hoffnungen wieder ins Leben starten.

Bad Soden am Taunus

Bad Soden am Taunus

Sabine Gruber

„Bitte Herr Doktor schicken Sie mich nach Bad Soden am Taunus.“ war eine Werbeanzeige in der „Badischen Presse“ vom 19. Februar 1910 überschrieben und im dazugehörigen Text wurde auf die heilsame Wirkung des Taunusbads bei einem großen Spektrum von Krankheiten – von Kehlkopfkatarrhen, über Magenkrankheiten bis hin zu Herzerkrankungen – verwiesen. Dabei sollte neben den Thermalquellen auch die milde Witterung im Rhein-Main-Gebiet zur Gesundung der Kurgäste beitragen. Unter der Anzeige wurde nicht nur auf das bei der Kurdirektion erhältliche kostenlose Badeprospekt, sondern auch auf die Möglichkeit hingewiesen, bei der Brunnenverwaltung Sodener Mineralwasser zu bestellen und bei der Firma Fay „ächte Sodener Mineral-Pastillen“ aus den Heilquellen der Gemeinde. Die Anzeige war Teil einer Werbekampagne, die sich auch über Zeitungsartikel erstreckte, die man heute als „gesponserte Artikel“ bezeichnen würde. Solche erschienen beispielweise in regelmäßiger Folge, je nach Saison mit „Bad Soden im Frühling“, „im Sommer“ oder „im Herbst“ überschrieben, im „Berliner Tageblatt“, dessen unfreundlicheres Wetter gewohnte Leser und Leserinnen wohl noch stärker an der milden Witterung am Südhang des Taunus interessiert waren als das Lesepublikum der „Badischen Presse“. Entsprechend wurde in diesen Artikeln das „Südländische“ an Soden stark betont und auf die „von der Natur begünstigte Lage am Südabhange des Taunus, geschützt gegen rauhe [!] Winde im Norden, Osten und Nordwesten“ verwiesen wie auch auf „Blühende Obstbäume, Haine edler Kastanien“ und die „hier ganz besonders günstige[n] klimatische[n] Verhältnisse“.

Während Bad Soden seit 1947 eine selbstständige Stadt ist und bereits seit 1922 das „Bad“ im Stadtnamen führt, gehörte es als Dorf im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zeitweise zum Frankfurter Besitz. Sowohl die Heilwirkung der Sodener Quellen als auch die Salzgewinnung aus einigen von ihnen haben eine lange Tradition. Während die Nutzung der Quellen wie auch die Besiedlung des heutigen Stadtgebiets durch die Römer nur vermutet wird, aber nicht klar urkundlich belegt werden kann, reicht die historisch belegte Geschichte Sodens bis in das Hochmittelalter zurück. Ein Dorf an dieser Stelle wurde erstmals 1189/1190 als Sode in einer Urkunde genannt, die Salzquellen sind seit 1437 urkundlich belegt, der erste Betrieb einer Heilquelle ist auf das späte 15. Jahrhundert zu datieren. Die Salzsiederei war zwar schon vorher die Haupterwerbsquelle des Dorfes, eine erste Saline wurde jedoch erst seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts betrieben und 1680 von der Frankfurter Familie Malapert erworben, die später eine neue Saline anlegen ließ. Zeitweise produzierte die Saline so viel Salz, dass es im 17. und 18. Jahrhundert ausreichte, um den Bedarf der Stadt Frankfurt an diesem Würzmittel zu decken.

Zwar wurden die Sodener Quellen bereits in früheren Jahrhunderten zur Heilung von allerlei Gebrechen verwendet, von einem geregelten Kurbetrieb kann jedoch erst seit dem 18. Jahrhundert gesprochen werden. In diesem und dem folgenden Jahrhundert erhielt Soden mehr und mehr Gasthöfe und Freizeiteinrichtungen, um potentiellen Kurgästen den Aufenthalt dort schmackhaft zu machen. Ein erstes Kurhaus öffnete 1722 seine Pforten. Auch ein erster Kurpark wurde angelegt und im frühen 19. Jahrhundert im Stil eines englischen Gartens umgestaltet. Bereits ein Jahrhundert nach dem ersten wurde 1849 ein neues Kurhaus errichtet und 1871 schließlich das Badehaus eingeweiht. Als Kurort erhielt Soden auch schon sehr früh, nämlich 1847, einen eigenen Bahnanschluss. Diese Bemühungen, Kurgäste anzuziehen, zahlten sich aus und es kamen Berühmtheiten wie Felix Mendelssohn-Bartholdy, Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm I. in das einstmals kleine Dorf.

Die sich saisonal wiederholenden Artikel im „Berliner Tageblatt“ machten deutlich, gegen welche Krankheiten die Nutzung der Quellen helfen konnte: „Die Trinkquellen werden vornehmlich bei der Erkrankung der Athmungsorgane, bei Luftröhrenkatarrh, Kehlkopfkatarrh, Nasenkatarrh angewendet. – Die stärkeren Quellen, wie der Solbrunnen, die Schwefelquelle, der Wiesenbrunnen und die Wilhelmsquelle finden auch bei der Erkrankung des Magens und des Darmes ihre Anwendung, da sie nicht allein auf Magen- und Darmkatarrhe günstig wirken, sondern auch chronische Verstopfungszustände in günstiger Weise beeinflussen.“ Hervorgehoben wird dort auch die für den Beginn des 20. Jahrhunderts erstaunlich moderne Ausstattung des Badeorts mit einer „mustergültigen Gebirgsquellenwasserleitung“, elektrischem Licht, einer „ordnungsgemäße[n]“ Kanalisation und überhaupt sehr guten hygienischen Bedingungen. Auch sei die Saison sehr lang und dauere von April bis Ende Oktober. Mochten die Voraussetzungen für eine, modernen Anforderungen entsprechende Kur auch noch so gut gewesen sein, so bedeuteten die beiden Weltkriege doch tiefe Einschnitte in den Sodener Kurbetrieb, von denen sich der Ort erst langsam erholte. Im Zweiten Weltkrieg wurden zudem zahlreiche Gebäude durch Luftangriffe zerstört. Nach dem Krieg wurde nicht nur der Kurbetrieb wiederaufgenommen, sondern auch in Ergänzung des Alten Kurparks ein großer Neuer Kurpark angelegt.

Der reguläre Bad Sodener Kurbetrieb wurde zwar 2001 mit der Auflösung der Kur-GmbH und der Schließung des Thermalbads eingestellt, durch seine Lage in der Nähe Frankfurts ist Bad Soden aber dennoch eine aufstrebende Stadt, die in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen ist und heute (Stand 31.12.2021) 23.036 Einwohner hat. Sie hat auch nach wie vor einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Das prächtige, 1870/71 errichtete Badehaus im idyllischen Alten Kurpark beherbergt heute das Stadtmuseum und die Stadtbibliothek. Das alte Bahnhofsgebäude aus dem 19. Jahrhundert dient als repräsentative S-Bahn-Station. An die ehemals über dem Ort thronende Burg erinnert der dort noch erhaltene Turm auf dem Burgberg, und neben architektonisch interessanten alten und neuen Kirchen gibt es noch einige Profangebäude aus der Glanzzeit des Sodener Kurbetriebs wie das seit 1839 errichtete Haus Reiss oder das 1847 für Pauline von Nassau errichtete Paulinenschlösschen.

 

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Textquellen

Bad Soden im Frühjahr in: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung. Freitag, 9. April 1909, S. 10.

„Bitte Herr Doktor schicken Sie mich nach Bad Soden am Taunus.“ in: Badische Presse: Generalanzeiger der Residenz Karlsruhe und des Großherzogtums Baden, Abendausgabe, Samstag, 19. Februar 1910, S. 2, 1647a.

Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan herausgegeben von Waldemar Kramer, Sechste, neubearbeitete Ausgabe, Frankfurt a. M., 1973.

>https://www.bad-soden.de/< abgerufen am 24.11.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Soden_am_Taunus< abgerufen am 24.11.2022.

>https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/436001020< abgerufen am 24.11.2022.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Bad Soden am Taunus c. 1905, Urheber: Kunst- und Verlagsanstalt Ottmar Zieher, München, Leipzig via Wikimedia Commons Public Domain.

 

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