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Florian Russi

Wir sind die Peene-Kapitäne

Das kleine Heft ist für die Kinder des Kindergarten "Peene-Kapitäne" in Berlin entstanden. Darin finden sich mehrere farbig illustrierte Geschichten, die nicht nur die Fantasie der Kinder anregen sollen, sondern v. a. auch Selbstbewusstsein vermitteln und das "Wir"-Bewusstsein stärken. Die Illustrationen stammen von der Künstlerin Petra Lefin.

Das Heft ist auf Initiative des twsd in Berlin und Brandenburg entstanden.

Frankfurter Hauszeichen und Hausnummern

Frankfurter Hauszeichen und Hausnummern

Sabine Gruber

Wer im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert einen Brief an Johann Wolfgang Goethe in Weimar richtete, konnte sicher sein, dass er auch bei fehlender Adresse oder Hausnummer zuverlässig sein Ziel erreichen würde. Wenn Briefe weniger bekannte Zeitgenossinnen und Zeitgenossen erreichen sollten, mag das auf dem Land noch gut funktioniert haben, in größeren Städten wie in Frankfurt war es dagegen auch damals schon schwierig, Adressaten von Briefen mit unvollständiger Adresse zu finden. Die Orientierung für die Postboten erleichterten zunächst individuelle Hausmarken an den Fassaden der Häuser und – erst viel später – Hausnummern.

Bevor es Hausnummern gab, konnten sich Besucher und Besucherinnen und alle, die Postsendungen übermitteln wollten, an den Hausmarken (oder auch Hauszeichen) orientieren. Das waren Eigentumszeichen, die nicht nur an Häusern, sondern auch an anderen beweglichen Gegenständen angebracht werden konnten. Auch Gräber konnten auf diese Weise einer bestimmten Familie zugeordnet werden oder die Hausmarken konnten zur Beglaubigung von Testamenten verwendet werden. Die teils heute noch an historischen Häusern zu sehenden Zeichen sind zwar keine Wappen, entlehnen aber gelegentlich deren Bestandteile, etwa bestimmte Tiere oder mythologische Gestalten. Oft handelt es sich nur um einzelne Figuren, gelegentlich finden sich als Hauszeichen auch komplexere Darstellungen, die sehr aufwändig gestaltet sein können.

In seltenen Fällen konnten die Zeichen mehrerer Häuser auch eine Verbindung eingehen, wie beispielsweise im Falle eines Zeichens der Frankfurter Silberschmiedezunft aus dem 17. Jahrhundert, das Carl Gustav Homeyer in seinem 1870 erschienenen Werk über "Die Haus- und Hofmarken" erwähnt. In dem Zeichen verbanden sich die zehn Zeichen ihrer Mitglieder. Noch bis zum Zweiten Weltkrieg zu sehen waren in Frankfurt etwa die Hausmarken der "Drei Römer" am Tuchgaden Nr. 40, der "Goldenen Zange" in der Fahrgasse Nr. 52, der "Arche" in der Schnurgasse Nr. 60, oder – ein Beispiel für ein komplexeres und aufwändigeres Hauszeichen – die Antwerpener Stadtansicht an der "Stadt Antwerpen" in der Neuen Kräme Nr. 5. Dass Häuser nach fremden Städten benannt wurden, was in Frankfurt häufig vorkam, rührte meistens von der Herkunft ihrer ersten Besitzer aus diesen Städten her. Hausnamen gingen in der Regel als Namensbestandteil auf die neuen Besitzer des Hauses über. Am Haus der Familie Brentano in der Großen Sandgasse Nr. 12, dem "Goldenen Kopf", befand sich eine weibliche Büste, obwohl der Hausname eigentlich auf das italienische Wort "Coppa" (also Kelch) zurückzuführen war.

Die Vergabe von Hausnummern, die die Zuordnung von Häusern eindeutig machten, war eine Errungenschaft der Aufklärungszeit. Zuvor konnte es leicht zu Verwechslungen kommen, wenn es z. B. ein Haus "Zum goldenen Schwan" und eines "Zum weißen Schwan" gab, auf dem zu übergebenden Brief aber nur "Schwan" stand. Gleich zu Beginn der Nummerierung von Häusern im späten 18. Jahrhundert setzte man in Frankfurt nicht nur Nummern, sondern auch unterschiedliche Farbgebungen ein, wie Anton Horne in seiner "Geschichte der Stadt Frankfurt am Main in gedrängter Darstellung" beschreibt: "Es befinden sich nämlich in den ost-westlich ziehenden Straßen nur rote, in den nord-südlich laufenden nur blaue Schildchen an den Häusern. Bei jenen fängt man im Osten, bei diesen am Main zu zählen an und zwar hat man immer die geraden Nummern rechts, die ungeraden links zu suchen." Um die Orientierung noch zusätzlich zu verbessern, wurden Buchstaben eingesetzt, um das Haus einem der damals vierzehn Stadtviertel zuzuordnen. Nummeriert wurden die Häuser eines Viertels, nicht einer Straße. Eine Straßenbeschilderung gab es in der ersten Zeit der Hausnummern noch nicht. Sie kam jedoch kurze Zeit später hinzu.

Einige Jahrzehnte später wurde die alte Nummerierung bereits wieder als "unzweckmäßig" und "beschwerlich" bezeichnet, und der Senat ordnete schließlich eine neue Nummerierung an, die im Sommer 1847 begann. Im Vorwort seiner 1850 begonnenen Monographie über die Frankfurter Hausnummern, in der er alte und neue Hausnummern einander gegenüberstellt, fasst Friedrich Krug kurz das neue System der Hausnummernvergabe so zusammen: "Der Mainfluss bildet die allgemeine Basis. Alle Strassen, welche mit demselben parallel, oder dem nahe kommend, laufen, beginnen mit dem Punkte, der dem Eintritte des Flusses in die Stadt am nächsten liegt, erstrecken sich also immer von Osten nach Westen und haben die weißen Nummern auf rotem Grunde. Dagegen fangen diejenigen Straßen, die zu dem Flusse führen, stets bei dem, demselben am nächsten liegenden Punkte an, nehmen also ihre Richtung in Frankfurt von Süden nach Norden, in Sachsenhausen von Norden nach Süden, und haben die weissen Nummern auf blauem Grunde." An dem Prinzip, die geraden Nummern auf der rechten Seite der Straße zu vergeben und die ungeraden auf der linken Seite, änderte sich damals wie heute nichts. Allerdings bildet jetzt nicht mehr der Main die Grundlage der Straßennummerierung, sondern der Domplatz, sodass die Hausnummern nach allen Seiten vom Dom aus zur Stadtgrenze ansteigen. Bei Plätzen erfolgt die Nummerierung im Uhrzeigersinn. An der Unterscheidung von Hausnummern auf blauem und roten Grund wurde bis heute festgehalten. Dieses Prinzip der ersten Frankfurter Hausnummerierung hat sich also durchaus nicht als unzweckmäßig erwiesen.

 

 

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Textquellen:

Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Südliches Hessen, neu bearb. von Ernst Gall, München/Berlin, 1950.

Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan herausgegeben von Waldemar Kramer, Sechste, neubearbeitete Ausgabe, Frankfurt a. M., 1973.

Homeyer, Carl Gustav: Die Haus- und Hofmarken, Mit XLIV Tafeln, Berlin, 1870.

Horne, Anton: Geschichte der Stadt Frankfurt am Main in gedrängter Darstellung, 2. Aufl., Frankfurt am Main, 1882.

Krug, Friedrich: Die Hausnummern zu Frankfurt am Main, in einer vergleichenden Uebersicht der neuen mit den alten, und umgekehrt, zusammengestellt, Frankfurt am Main, 1850.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Hausmarke< abgerufen am 21.12.2022.

>https://de.wikipedia.org/wiki/Hausnummer< abgerufen am 21.12.2022.

>https://frankfurt.de/themen/planen-bauen-und-wohnen/planen/strassenbenennung/hausnummerierung< abgerufen am 21.12.2022.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Große Friedberger 32 Frankfurt Hauszeichen Zum Schwan, 2011, Urheber: Genealogist via Wikimedia Commons CC0.

 

 

 

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