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Die Liebe in Mythen und Sagen

Florian Russi

Broschüre, 24 Seiten
EUR 2,00

Liebesglück und Liebesleid beschäftigen die Menschen seit Jahrhunderten. Ihren Ausdruck fanden sie in zahlreichen Mythen und Legenden, vom frühen Altertum bis in die frühe Neuzeit.

Moses Pelham

Moses Pelham

Ralph Zade

(...)

Rödelheimer Land, Ecke Kleemannstraße
Ist, wo der Shit hier begann, sollte jemand fragen
Unvergessen, da bin ich Elefant
Und was Nullen drüber sprechen, ist für mich nicht relevant
Mir ist es wurst, was du laberst, du Hoe
Hol mir 'n Bier, ich hab' Durst, es war damals schon so

(…)

„You remember“ heißt der Song, in dem Moses Pelham seine Heimat besingt, den Frankfurter Stadtteil Rödelheim. Rödelheim ist bekannt für seine Beziehung zur Familie Brentano, zur Adelsfamilie Solms, zu dem jüdischen Gelehrten Wolf Heidenheim. Inzwischen ist es aber eben auch Wiege des deutschen Rap, was der 1971 geborene Pelham quasi im Alleingang bewirkt hat, als Rapper, als Produzent, als echter Pionier, dessen Karriere dennoch ihre Hochs und Tiefs hatte, 2017 aber mit der Goethe-Plakette gekrönt wurde, was darauf hindeutet, dass seine Heimatstadt ihren Frieden mit ihm gemacht hat. Pelham seinerseits hat sich Frankfurt ohnehin immer verbunden gefühlt.

Dass ausgerechnet Rödelheim zu einem der Ausgangspunkte des deutschen Rap wurde, den man häufig in erster Linie mit Berlin verbindet, obwohl einer seiner gegenwärtig größten Stars, Aykut Anhan alias Haftbefehl, wie Pelham aus dem Rhein-Main-Gebiet kommt, nämlich dem in Frankfurt bei Vielen nicht allzu beliebten Offenbach, hat mit Pelhams Herkunft und Lebensgeschichte zu tun. Sein Vater war nicht nur Bluesmusiker, sodass Pelham von ihm sein Musiktalent geerbt haben dürfte, sondern auch Amerikaner, was dazu führte, dass sein Sohn, der schon während seiner Schulzeit mit Musik Geld verdiente, indem er selbst angefertigte Mixtapes unter dem Label „Pelham Power Tapes“ verkaufte, als 12-Jähriger bei einem USA-Aufenthalt mit Rap in Berührung kam, zu einem Zeitpunkt, in dem man in Deutschland von dieser Form des Sprechgesangs noch nicht viel wusste. Dass Rödelheim ein Arbeiterbezirk sei und es „Mitte der Achtzigerjahre nicht allzu viele Stellen in Deutschland gegeben“ habe, „an denen die Bronx näher war“, wie die taz im Jahre 2000 in einem Beitrag über Pelham schrieb, passt zu dem Bild, das man sich von einem Rapper macht. In Wahrheit aber war und ist Rödelheim, das über zwei historische Parks verfügt, zwar keine Zone des Luxus, aber doch ein Stadtteil, in dem es sich deutlich besser lebt als in den sozial schwächsten Gebieten Frankfurts. Erzählungen dieser Art dürften Pelham, der so auftrat, wie man als Rapper eben auftreten muss, um Erfolg zu haben, letztlich aber sehr zupass gekommen sein. Reime wie „Wir kommen direkt aus Rödelheim / Steck deinen Dödel ein / ein harter Ort, ein hartes Wort / nimm deinen Blödelreim.“ skandiert man mit mehr Glaubwürdigkeit, wenn man aus einer unfreundlichen Umgebung kommt.

1989 spielte Pelham mit „Raining Rhymes“ sein erstes Soloalbum ein. 1990 gründete er – mit gerade einmal 19 Jahren – das Label „Pelham Power Productions“, kurz „3p“ das zunächst nicht reüssierte. Der große Erfolg kam dann 1993 mit dem „Rödelheim Hartreim Projekt“, einem Duo, das Pelham zusammen mit seinem Jugendfreund Thomas Hofmann gründete, den er in den 80ern beim Basketball kennengelernt hatte; als Produzenten waren die Freunde Martin Haas und Robert Sattler mit von der Partie. Das Debütalbum „Direkt aus Rödelheim“ schlug ein und verkaufte sich 250.000-mal. An diesem Album waren bei je einer Nummer zwei Musiker beteiligt, die es später zu größerer Bekanntheit bringen sollten, Sabrina Setlur, die von Hofmann, der mit ihr zur Schule gegangen war, entdeckt worden war, und Xavier Naidoo.

In den folgenden Jahren konzentrierte sich Pelham weitgehend aufs Produzieren und dabei nicht nur auf Rap, sondern daneben auch auf Soul. Sabrina Setlur debütierte bei seinem Label als Solokünstlerin, zunächst noch unter dem Künstlernamen Schwester S, und avancierte zur erfolgreichsten weiblichen Rapperin Deutschlands. Auch Xavier Naidoos erfolgreiches Album „Nicht von dieser Welt“ erschien bei 3p. 1999 gewann Pelham den ECHO als bester Produzent des Jahres 1998. Das Label 3p verkaufte bis heute über 9 Millionen Tonträger. Daneben betätigte sich Pelham immer wieder selbst als Interpret, allein und als Teil der Band „Glashaus“, die er gemeinsam mit Cassandra Steen und Martin Haas bildete.

Dass Pelhams Ruf zeitweise dennoch ein zwiespältiger war, ist einigen Fehltritten zu verdanken. Der publikumswirksamste davon war, dass er dem Entertainer Stefan Raab die Nase brach, nachdem dieser ihn in Satiresendungen verspottet hatte. Noch schwerwiegender waren aber Rechtsstreitigkeiten mit Xavier Naidoo – dabei wurde ihm bescheinigt, mit diesem einen sittenwidrigen Knebelvertrag geschlossen zu haben, auch Konzerthonorare sollen nicht ordnungsgemäß abgerechnet worden sein. Pelham musste Naidoo 410.000 Euro nachzahlen. Ein Urheberrechtsprozess um eine Tonfolge, die er bei der Komposition eines Stücks für Sabrina Setlur einem Song der Band „Kraftwerk“ entlehnt hatte, ist nach 23 Jahren immer noch nicht endgültig entschieden, was zeigt, dass die Sachlage sehr kompliziert ist.

Neuerdings gibt sich Pelham geläutert, die Zeiten, in denen er jeden als Feind betrachtet habe, der seine Musik nicht mochte, seien vorbei. Er zeigt milde Seiten – u. a. ist er Veganer und setzt sich für die Tierrechtsorganisation PETA ein. Und er wird inzwischen auch anders wahrgenommen. Man sieht, was er für die deutsche Rapszene und für Frankfurt geleistet hat. Was unter anderem mit der Goethe-Plakette gewürdigt wurde – zum Dank für deren Verleihung sagte er:

„Es ist fabelhaft jetzt hier zu stehen mit dieser Plakette, die nach dem Größten unserer Stadt benannt ist. Dem ich – daraus muss, kann und will ich keinen Hehl machen – nacheifere, wenn ich versuche, wie er es formulierte, Vortreffliches zu erkennen und es festzuhalten wage.“

Moses Pelham ist kein Goethe. Aber er hat Musik hervorgebracht, die man weit über Frankfurt hinaus zu schätzen weiß. Insofern hat er etwas geschaffen, auf das seine Heimatstadt stolz sein darf. Und tut es noch, denn seine Karriere ist noch nicht zu Ende.

 

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Textquellen:

Website von Moses Pelham abgerufen von >https://www.mosespelham.de/< am 31.03.2023.

Biographie auf laut.de abgerufen von >https://www.laut.de/Moses-Pelham< am 31.03.2023.

Beitrag über Pelham auf gala.de abgerufen von >https://www.gala.de/stars/starportraets/moses-pelham-21449788.html< am 31.03.2023.

Pelhams Dankesrede zur Verleihung der Goethe-Plakette abgerufen von >https://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Kultur-9/Goetheplakette-from-Frankfurt-with-Love-Diese-Dankesrede-von-Moses-Pelham-ist-eine-Liebeserklaerung-an-Frankfurt-30728.html< am 31.03.2023.

Beitrag zum Rödelheim Hartreim Projekt auf laut.de abgerufen von >https://www.laut.de/Roedelheim-Hartreim-Projekt< am 31.03.2023.

Taz-Bericht über Pelham aus dem Jahre 2000 abgerufen von >https://taz.de/Prinzip-Paranoia/!1222887/< am 31.03.2023.

Bericht zum Rechtsstreit zwischen Pelham und Kraftwerk abgerufen von >https://irights.info/artikel/metall-auf-metall-neues-urteil-im-sampling-streit-zwischen-kraftwerk-und-moses-pelham/31425< am 31.03.2023.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: 018 Moses Pelham - by 2eight - DSC0245, Urheber:  Stefan Brending via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0 de.

2019 Glashaus - Moses Pelham - by 2eight - DSC8420, Urheber: Stefan Brending via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0 de.

Peter Feldmann und Moses Pelham 2017, Urheber: Markus Onyuru Pictures via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

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