Frankfurt-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Frankfurt-Lese
Unser Leseangebot

Krabat

Florian Russi | Andreas Werner

Krabat ist die bekannteste Sagenfigur aus der Oberlausitz. Das Müllerhandwerk und das Zaubern hatte er vom "schwarzen Müller" erlernt, von dem man gemunkelte, dass er mit dem Teufel im Pakt stand. Irgendwann musste es zum Machtkampf zwischen Meister und Schüler kommen.

Die Hauptwirkungsstätte Krabats war die Mühle in Schwarzkollm, einem Dorf, das heute zu Hoyerswerda gehört. Die Mühle besteht noch und hat nach umfänglicher Restaurierung nichts von ihrer Romantik und Magie verloren. Seit 2012 finden hier die Krabat-Festspiele statt.

Johann Georg Trautmann

Johann Georg Trautmann

Ralph Zade

(…) Trautmann, der sich den Rembrandt zum Muster genommen und es in eingeschlossenen Lichtern und Widerscheinen, nicht weniger in effektvollen Feuersbrünsten weit gebracht hatte, so daß er einstens aufgefordert wurde, einen Pendant zu einem Rembrandtischen Bilde zu malen (…).

So charakterisiert Johann Wolfgang von Goethe im Ersten Buch seiner Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ den Maler Johann Georg Trautmann (1713-1769), von dem sein Vater Johann Caspar Goethe einige Werke besaß. Trautmann wird nicht zuletzt deshalb den „Malern der Goethezeit“ zugerechnet, was die Sache nur halb trifft, denn er war immerhin 36 Jahre älter als Goethe und starb, als dieser 20 Jahre alt war.

"Das brennende Troja"
"Das brennende Troja"

Die kurze Charakterisierung, die Goethe von Trautmann gibt, trifft durchaus den Kern von dessen Werk – er war tatsächlich stark von Rembrandt beeinflusst und schuf teilweise auch Variationen von dessen Bildern, wenn auch keine direkten Kopien, und auch seine eigene, unabhängig geschaffene Kunst zeigt das Vorbild Rembrandts. Die Rezeption von dessen Werk wurde dadurch begünstigt, dass es in Frankfurt nicht wenige Bilder von ihm gab, wie sich historischen Auktionskatalogen entnehmen lässt – freilich werden nicht alle dort verzeichneten Bilder wirklich von Rembrandt gewesen sein. Dazu kam eine Verbreitung Rembrandtscher Werke durch Druckgrafiken. Dass die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts überhaupt in Frankfurt so stark verbreitet war, hängt mit verschiedenen deren Rezeption begünstigenden Faktoren zusammen. Im 17. Jahrhundert waren viele Protestanten als Glaubensflüchtlinge aus dem südlichen Teil der Niederlande – dem heutigen Belgien – nach Frankfurt gekommen und hatten ihre Kultur mitgebracht. Zudem war die niederländische Malerei keine höfische, sondern in einem bürgerlichen Umfeld entstanden. Da auch Frankfurt eine Bürgerrepublik war, ein Handelsplatz mit Kaufleuten, die über Vermögen verfügten, das ihnen den Erwerb der Repräsentation dienender Kunstwerke ermöglichte, waren die sozioökonomischen Verhältnisse denen in den Niederlanden durchaus ähnlich. Und so lag es nahe, dass man gerade die niederländische Malerei, und besonders die ihres schon damals berühmtesten Vertreters rezipierte.

"Alte Frau mit Knaben bei Kerzenlicht"
"Alte Frau mit Knaben bei Kerzenlicht"

Johann Georg Trautmann, dessen Karriere sich im Wesentlichen in Frankfurt abspielen sollte, stammte aus Zweibrücken; sein Vater war Sattler. In seiner Geburtsstadt, die damals Hauptstadt eines unabhängigen Herzogtums war, ging er bei dem Hofmaler Ferdinand Bellon in die Lehre. Im Anschluss ging Trautmann als Geselle nach Frankfurt und wurde dort in der Werkstatt des Fassadenmalers Hugo Schlegel, zwei Jahre später dann in der Werkstatt des Tapetenmalers Johann Gabriel Kiesewetter tätig. 1740 erhielt er das Frankfurter Bürgerrecht und heiratete kurz darauf Magdalena Ursula Kiesewetter, eine Tochter seines Chefs. Mit ihr hatte er acht Kinder, von denen – was damals nicht selten war – nur zwei das Erwachsenenalter erreichten.

Die Arbeit als Tapetenmaler, wie die eines Fassadenmalers eine Form von angewandter Kunst, befriedigte Trautmann auf die Dauer aber nicht, und so gründete er zu einem nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt eine eigene Malerwerkstatt, in der er jedoch nicht nur als Kunstmaler, sondern nach wie vor auch als Tapetenmaler firmierte. Er hatte damit Erfolg. Seine Werke waren in zeitgenössischen Bildersammlungen Frankfurter Bürger vertreten und wurden in der Kunstliteratur der Zeit immer wieder erwähnt und gelobt. In den 60er Jahren war er auch zweimal für ein Jahr Vorsteher der Frankfurter Malergesellschaft, was auf ein hohes Ansehen unter seinen Kollegen schließen lässt. Einer seiner Kunden war der französische Offizier François de Théas de Thoranc, der „Königsleutnant“, d. h. der Leiter der Zivilverwaltung im Siebenjährigen Krieg von den Franzosen besetzten Frankfurt. Da Thoranc im Haus von Goethes Vater einquartiert war, bekam der junge Goethe von dieser Auftragstätigkeit Einiges zu sehen. Die von Trautmann für Thoranc geschaffenen Bilder, darunter ein aus sieben Bildern bestehender Zyklus, der die Geschichte Josephs aus dem Alten Testament zeigt, wurden von diesem nach dem Abzug der Franzosen in das Schloss seiner Familie in der Provence mitgenommen – nachdem sie im 19. und 20. Jahrhundert erworben werden konnten, befinden sie sich heute im Freien Deutschen Hochstift. Dass Trautmann für konkrete Auftraggeber arbeitete, war ansonsten eher eine Ausnahme – er zog es vielfach vor, seine Werke auf dem freien Kunstmarkt zu verkaufen.

Trautmanns Schaffen war sehr vielgestaltig – es umfasst Genreszenen, Historienbilder, religiöse Darstellungen – meist biblische Szenen – und Porträts. Eine seiner besonderen Vorlieben war die Darstellung nächtlicher Feuersbrünste, bei der er an Rembrandt geschulte Hell-Dunkel-Effekte einsetzen konnte. Den Brand Trojas malte er mehrfach. Ein Selbstporträt befindet sich heute im Freien Deutschen Hochstift. Nicht nur Rembrandt nahm er sich zum Vorbild, sondern auch diverse andere niederländische und flämische Maler wie etwa Brouwer und Teniers. Neben der Malerei wurde Trautmann auch im Bereich der Druckgrafik aktiv.

Johann Georg Trautmanns Lebensumstände sind nur unvollkommen dokumentiert. Einen interessanten Einblick in seine Lebensverhältnisse bietet das nach seinem Tod 1769 erstellte Nachlassinventar, aus dem sich ergibt, dass er es zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatte. Eine systematische Befassung mit seinem Werk fand bis ans Ende des 20. Jahrhunderts kaum statt. 1999 hat Gerhard Kölsch mit seiner Dissertation ein Standardwerk vorgelegt, das heute die Grundlage jeder weiteren Befassung mit Trautmann bildet und auch im Internet verfügbar ist. Bilder von Trautmann kann man, entsprechend seinem Wirkungsort, vor allem in Frankfurt sehen: neben dem Freien Deutschen Hochstift nennt auch das Städel einige seiner Werke sein Eigen.

 

 

*****

Textquellen:

Goethe-Zitat: Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit, Erstes Buch; Hamburger Ausgabe, Bd. 9, S. 29.

Maisak, Petra; Kölsch, Gerhard: Gemäldekatalog des Frankfurter Goethe-Museums, 2011, S. 315-333.

Frost, Reinhard: Trautmann, Johann Georg. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon abgerufen von >https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1508< am 03.11.2023.

Trautmann in der Deutschen Biographie abgerufen von >https://www.deutsche-biographie.de/sfz82886.html< am 03.11.2023.

Kölsch, Gerhard: Johann Georg Trautmann (1713-1769), Leben und Werk. Lang, Frankfurt a. M. 1999 abgerufen von >http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2010/956< am 03.11.2023.

Kölsch, Gerhard: Johann Georg Trautmann – ein Nachahmer Rembrandts im 18.Jahrhundert (05.02.2006) abgerufen von  >http://www.goethezeitportal.de/db/wiss/trautmann/koelsch_rembrandt.pdf< am 03.11.2023.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Trautmann Selbstbildnis@Goethe-Museum Frankfurt a.M.20170819 via Wikimedia Commons Gemeinfrei; bearbeitet von Carolin Eberhardt 2023.

J G Trautmann Das brennende Troja via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

 

 

 

 

Werbung
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen