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Martinsfest - Wir feiern Martini

Florian Russi

Kleine Broschüre mit Texten und Liedern zum Martinstag

Laterne, Laterne ... Im dunklen Monat November hält das Martinsfest einen Lichtpunkt für uns bereit. Vor allem Kinder freuen sich weit im Voraus auf den Martinstag, um mit ihren leuchtenden Laternen durch den Ort zu ziehen. Die Hintergründe zur Geschichte des festes und den traditionellen Bräuchensind in dieser Broschüre festgehalten. Mit einer Anleitung für eine selbstgebastelte Laterne, drei leckeren Rezepten und vielen Liedern, Gedichten und Reimen ist sie ein idealer Begleiter für jedermann.

Berkersheim

Berkersheim

Ralph Zade

Beschaulich – so könnte man Berkersheim beschreiben, wenn man es in einem Wort tun sollte. Oder auch: idyllisch. Denn dieser Stadtteil, der mit seinen etwa 3.850 Einwohnern und 3,18 Quadratkilometern die Größe eines Dorfes hat, hat sich Züge seiner dörflichen Ursprünge bewahrt. Das am Nordhang des Berger Rückens etwa 7 km nord-nordöstlich von Frankfurter Stadtzentrum gelegene Berkersheim befindet sich an der „Außengrenze“ von Frankfurt, nämlich an der Grenze zu Heilsberg, einem Stadtteil von Bad Vilbel.

Ein Bad ist Berkersheim, anders als der Nachbarort, zwar nicht, doch befindet sich hier mit der Azur-Quelle immerhin die einzige kommerzielle, durch die Hassia Mineralquellen GmbH genutzte Mineralwasserquelle auf Frankfurter Territorium. Das Wasser gibt es in drei Varianten, unterschieden nach dem Kohlensäuregehalt. Und auch etwas anderes Flüssiges kommt von hier: Die Streuobstwiesen des Berger Rückens liefern Äpfel für den für Frankfurt so typischen Ebbelwoi.

Sehenswert ist in Berkersheim erst einmal die Aussicht, die man am besten im Rahmen eines Spaziergangs durch die Straße „Im Klingenfeld“ erleben kann. Bei klarem Wetter kann man hier bis in den Taunus sehen. Nicht nur an dieser Stelle prägt die Natur den Stadtteil: Berkersheim liegt am Frankfurter Grüngürtel und in seinem Norden liegt die Nidda – der Uferweg bietet Gelegenheit für Spaziergänge. In die Nidda mündet bei Berkersheim der Eschbach.

Teil des ländlichen Eindrucks, den Berkersheim macht, sind auch seine Pferde, für die es in Frankfurt bekannt ist. Ums Reiten kümmert sich der Reit- und Fahrverein Niddertal (der nicht nach der Nidda benannt ist, sondern nach der Nidder, einem Flüsschen in der Wetterau). Auch wenn es durch Ausbaumaßnahmen der Deutschen Bahn Beeinträchtigungen gab, ist Berkersheim nach wie vor ein Reiterort.

Auch Geschichtsinteressierte kommen in Berkersheim auf ihre Kosten. Herausragende historische Sehenswürdigkeit vor Ort ist die Michaeliskirche. Die kleine barocke Saalkirche wurde 1766/67 errichtet. Die Innenausstattung stammt noch aus dem 18. Jahrhundert. Das hohe Schieferdach ist charakteristisch für den hessen-kasselschen Wilhelms-Stil. Über dem Eingang der Michaeliskirche ist das landesherrliche Wappen des Erbprinzen von Hessen und Grafen von Hanau, Wilhelm I., im Portal zu erkennen. Das 795 als „Berchgisisheim“ (der Name könnte auf einen fränkischen Gründer hinweisen, „Berthgisil“ bedeutet so viel wie „prächtiger Junker“) erstmals erwähnte Berkersheim gehörte zunächst zum Amt Bornheimerberg und kam nach einigen Irrungen und Wirrungen zu Hanau, bevor es 1736 von Friedrich I. von Hessen-Kassel ererbt wurde. (Diese Zugehörigkeit zu Hessen Kassel schlug sich, wie schon erwähnt, dann auch im Baustil der Michaeliskirche nieder.) In der napoleonischen Zeit gehörte Berkersheim zum kurzlebigen Großherzogtum Frankfurt, kam nach der Niederlage Napoleons aber an Hessen-Kassel zurück. In der 1866 beginnenden preußischen Zeit wurde es 1886 dem Landkreis Frankfurt zugeteilt, bevor es 1910 nach Frankfurt eingemeindet wurde. Die Zugehörigkeit zu Frankfurt ist also noch relativ jungen Datums.

Übrigens war – davon sieht man heute nichts mehr – das Gebiet von Berkersheim schon in vorgeschichtlichen Zeiten und danach in der Römerzeit besiedelt, in der es zum Gebiet der Römerstadt Nida gehörte. Auch im Frühmittelalter gab es schon vor dem genannten Ersterwähnungsdatum eine Besiedlung, von der Gräber zeugen, die hier ausgegraben wurden; dabei sind insbesondere die Grabbeigaben von Interesse: Kämme, Schmuckstücke, Messer, die Aufschluss über eine längst untergegangene Gesellschaft geben.

Traditioneller Treffpunkt vor Ort ist die 1852 gegründete Gaststätte „Zum Lemp“, die durch ein neues Gastwirtsehepaar übernommen wurde, nachdem niemand aus der Betreiberfamilie sie weiterführen wollte. Mit der Gaststätte verbunden ist seit 2011 das Theater „Zum Lempenfieber“, in dem eigens für Berkersheim produzierte Komödien gezeigt werden.

Bereits mehr als 250 Mal hat die Berkersheimer Zeltkerb stattgefunden, das traditionelle Volksfest vor Ort. Und alle zwei Jahre gibt es an der Michaeliskirche einen Weihnachtsmarkt. Auch über diverse Vereine verfügt der Stadtteil: diese reichen von bereits genannten Reit- und Fahrverein über den Kerbeverein, die freiwillige Feuerwehr und den Sportverein TSV Berkersheim 1910 bis hin zum Fußballverein FV Berkersheim 1974. Es ist also für das Zusammensein gesorgt. Ohnehin sagt man, dass in Berkersheim jeder jeden kenne – auch insofern ist Berkersheim eher ein Dorf als ein Stadtteil einer Großstadt.

Erreichbar ist Berkersheim trotz seiner Randlage sehr gut – die S 6 bietet eine Direktanbindung zu Hauptbahnhof und Innenstadt. Das nutzen auch Frankfurter aus anderen Stadtteilen, die in Berkersheim am Wochenende die ländliche Idylle genießen. Die Bahn hat freilich nicht nur Vorteile: in den letzten Jahren führten Bauarbeiten zum Streckenausbau, die die Deutsche Bahn durchführte, zu Beeinträchtigungen der vorher für Reitaktivitäten und die Kerb genutzter Flächen. Bis 1978 gab es in Berkersheim auch eine Straßenbahn. Heute fahren neben der S-Bahn nur noch Busse hierher – davon allerdings gleich mehrere. Berkersheim grenzt auch nicht nur an Bad Vilbel, sondern gleich an vier Frankfurter Stadtteile: Bonames, Preungesheim, Frankfurter Berg und Harheim. Das macht deutlich, dass Berkersheim trotz seiner Randlage in Frankfurt gut integriert ist. Es hat – anders als etwa in Harheim – auch keinen größeren Widerstand gegen die Eingliederung nach Frankfurt gegeben, die ja nun auch schon mehr als 110 Jahre her ist.

 

 

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Textquellen:

Berkersheim im „Frankfurter“ abgerufen von >https://der-frankfurter.de/2023/05/11/eine-reise-durch-1-200-jahre-der-frankfurter-stadtteil-berkersheim/< am 01.01.2024.

Berkersheim auf frankfurt-interaktiv.de abgerufen von >https://frankfurt-interaktiv.de/stadtteile/berkersheim< am 01.01.2024.

Chronik von Berkersheim auf frankfurt.de abgerufen von >https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/chroniken-der-stadtteile/chronik-von-berkersheim< am 01.01.2024.

Bericht der FNP zur Krise des Reitens in Berkersheim abgerufen von >https://www.fnp.de/frankfurt/herbst-berkersheim-schluss-reiten-10454688.html< am 01.01.2024.

Website des Reit- und Fahrvereins Niddertal abgerufen von >https://www.ruf-niddertal.de/kontakt/< am 01.01.2024.

Bericht der FR über die Azur-Quelle abgerufen von >https://www.fr.de/frankfurt/wasser-metern-tiefe-11064306.html< am 01.01.2024.

Website zum Theater „Lempenfieber“ abgerufen von >http://www.lempenfieber.de/< am 01.01.2024.

Website der Michaelisgemeinde abgerufen von >https://michaelisgemeinde-frankfurt.ekhn.de/startseite.html< am 01.01.2024.

Bericht über die Michaeliskirche abgerufen von >https://www.efo-magazin.de/magazin/frankfurt-lokal/juwele-der-kirchengeschichte-teil-20-die-michaeliskirche-in-berkersheim/< am 01.01.2024.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Berkersheim-ffm001, 2008, Urheber: Dontworry via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Nidda FFM-Berkersheim, 2006, Urheber: MdE via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Berkersheim, Kirche, 2012, Urheber: Karsten Ratzke via Wikimedia Commons CC0.

Theater Lempenfieber Frankfurt Berkersheim, 2018, Urheber: Sveneric via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

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