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Mimo hat Zahnweh

Ines Andre-Korkor

Als Meerschweinchen Mimo eines Tages erwacht, hat es fürchterliche Zahnschmerzen. Doch es will den Geburtstag seines besten Freundes nicht verpassen. Ob die Feier so viel Ablenkung bietet, dass sich das Zahnweh vergessen lässt?

Eine Geschichte für die Jüngsten zum Thema Zahnarzt und Zahnschschmerzen. Die niedlichen und warmherzigen Illustrationen von Petra Lefin lassen nicht nur Kinderherzen weich werden.

Harheim

Harheim

Ralph Zade

1987 produzierte der Hessische Rundfunk die sechsteilige Fernsehserie „Die Wilsheimer“. Unter Beteiligung damals bekannter Schauspieler wie des auch als „Tatort“-Kommissar Haferkamp im Gedächtnis gebliebenen Hansjörg Felmy, der den Bauunternehmer Jean Ziegler spielte, und Gila von Weitershausen als dessen Frau, wurden Geschehnisse in dem fiktiven Ort Wilsheim thematisiert, der nach Frankfurt eingemeindet werden sollte, was anders als bei Ziegler bei den meisten Einwohnern nicht auf Gegenliebe stieß. Die mit viel Lokalkolorit unterlegte und durch hessischen Humor aufgelockerte Serie hatte seinerzeit großen Erfolg. Dass die darin geschilderten Ereignisse reale Hintergründe hatten, war allerdings außerhalb von Frankfurt den wenigsten Zuschauern klar. Und auch in Frankfurt erkannte vielleicht nicht jeder gleich, wo die Dreharbeiten stattgefunden hatten, denn die Lage von Harheim – dem Drehort und realen Vorbild für Wilsheim – innerhalb Frankfurts ist eine am Rande, sodass es durchaus Frankfurter gibt, die noch nie in Harheim gewesen sind.

1972 war das Jahr, in dem Harheim nach Frankfurt eingemeindet wurde, und es gab damals tatsächlich erheblichen Widerstand dagegen. Zunächst sollte Harheim Anfang der 70er Jahre mit fünf weiteren Gemeinden zu einer neuen Gemeinde „Eschbachtal“ zusammengelegt werden. Es war ein Charakteristikum der Gebietsreform in Hessen, dass Großgemeinden gebildet wurden – darum gab es vielerorts politische Auseinandersetzungen, so auch hier. Das Zusammenlegungsprojekt scheiterte und Harheim ging stattdessen, ebenso wie Kalbach, Nieder-Eschbach und Nieder-Erlenbach, an Frankfurt, während Ober-Erlenbach und Ober-Eschbach, die ebenso zu Eschbachtal hätten gehören sollen, zu Bad Homburg geschlagen wurden. Als Frankfurter fühlen sich manche Einwohner des nach wie vor ländlich geprägten Harheim, die einen Dialekt sprechen, der in manchen Details an den der Wetterau erinnert und sich vom üblichen Frankfurterisch deshalb etwas abhebt, vielleicht bis heute nicht. Und zumindest telefontechnisch hat sich Harheim seine Unabhängigkeit bewahrt – die Vorwahl von Harheim ist nicht, wie die im Rest von Frankfurt, die 069, sondern die 06101. Zwar hat Harheim dank einiger Neubaugebiete nun gut 5.200 Einwohner – immer noch weniger als die allermeisten Frankfurter Stadtteile –, aber der dörfliche Charakter hat sich hier stärker erhalten als in anderen Stadtteilen, die ebenfalls früher Dörfer waren. Es gibt eine starke örtliche Identität, die sich in einem ausgeprägten Gemeinschaftsgefühl ausdrückt, das man u. a. an der Existenz von zahlreichen Vereinen ablesen kann. Dazu gehört auch der Kerbeverein, der der Aufrechterhaltung des Kulturgutes Harheimer Kerb dient, des Harheimer Volksfests, das jährlich Ende September/Anfang Oktober stattfindet.

Wie bei manch anderem Frankfurter Stadtteil lassen sich die Ursprünge Harheims, damals noch Horeheim genannt, mithilfe des Lorscher Codex (Codex Laureshamensis) datieren, anhand der frühesten Erwähnung für das Jahr 786. Freilich siedelten schon viel früher Menschen im heute zu Harheim gehörenden Gebiet – davon zeugen Gräberfunde aus der Hallstatt-Kultur im 1. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. An die Präsenz der Römer in der Gegend erinnert der Name des Römerbrunnens. In seiner Frühzeit wechselte Harheim oft den Besitzer und gehörte von 1435 und 1511 auch schon einmal zum Besitz der Reichsstadt Frankfurt. 1581 kam es dann zu Kurmainz, in dessen Besitz es bis 1803 blieb, und fiel dann an das Haus Nassau, bis es 1866 zum Großherzogtum Hessen kam, also nicht – wie Frankfurt im selben Jahr – zu Preußen. Das Großherzogtum bestand innerhalb des Deutschen Reiches bis 1918 und wurde dann zum Volksstaat Hessen, der 1933 durch die Nazis aufgelöst wurde. Nach 1945 gehörte Harheim bis zur Eingemeindung 1972 zum Landkreis Friedberg.

Die Geschichte Harheims ist also lang. Viele historische Baudenkmäler gibt es dennoch nicht, was vor allem daran liegt, dass es den größten Teil seiner Geschichte ein kleines Dorf war – noch 1895 war die Schwelle zu 1.000 Einwohnern nicht überschritten. Sehenswert sind vor allem religiöse Bauten. Am ältesten ist die Marienkapelle aus dem Jahre 1763. Neben der Kapelle sind historische Grenzsteine aus dem Gebiet um Harheim zu sehen. Die sehenswerteste größere Kirche in Harheim ist die Pfarrkirche St. Jakobus, ein 1933 geweihter Backsteinbau, der damals eine zu klein gewordene barocke Vorgängerkirche ersetzte. Sie gehört heute zur Pfarrgruppe Harheim-Niedereschbach des Bistums Mainz, und folglich nicht – wie der größte Teil Frankfurts – zum Bistum Limburg. Für den Bau zeichnet der Architekt Jan Hubert Pinand (1888-1958) verantwortlich. Die Glocken im wuchtig wirkenden Turm sind Neuanfertigungen von 1952, nachdem die alten im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden. Auch eine evangelische Kirche gibt es. Sie heißt Friedenskirche und wurde 1965 eingeweiht. Das äußere Erscheinungsbild der von Karl Wimmenauer (1914-1997) entworfenen Kirche wird durch die Kombination von kubischen Formen, rotem Backstein und hellen Betonstreben bestimmt. Auch die Bauten am zentralen Platz, darunter das Rathaus, sind Schöpfungen des 20. Jahrhunderts.

Nicht nur Kultur gibt es in Harheim – auch die Natur vor Ort ist einen Besuch wert. Der Stadtteil liegt am Frankfurter Grüngürtel, hier fließt der Eschbach in die Nidda. Und Harheim verfügt auch über ein Naturschutzgebiet, das Harheimer Ried, das u. a. vielen Vögeln Zuflucht bietet. Zu deren Schutz ist der Zutritt während der Brutzeit im Frühjahr verboten.

Es gibt also gute Gründe, um ins fast im äußersten Norden Frankfurts gelegene Harheim zu kommen (nur Nieder-Eschbach und Nieder-Erlenbach liegen noch weiter nördlich). Ganz einfach ist das ohne Auto allerdings nicht zu bewerkstelligen – man muss den Bus nehmen, eine direkte U-Bahn- oder S-Bahn-Verbindung gibt es nicht. Wer über ein Fahrrad verfügt, kann auch an der Nidda entlang radeln. Das ist vielleicht die beste Art, um diesen Ortsteil, der nicht nur verkehrstechnisch ein bisschen anders tickt als der Rest der modernen Metropole Frankfurt, zu erreichen und hier ein paar Stunden in ruhiger Umgebung zu verbringen.

 

 

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Textquellen:

Harheim auf frankfurt.de abgerufen von >https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtteile/harheim< am 03.10.2023.

Chronik von Harheim auf frankfurt.de abgerufen von >https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/chroniken-der-stadtteile/chronik-von-harheim< am 03.10.2023.

Harheim auf frankfurt-interaktiv.de abgerufen von >https://frankfurt-interaktiv.de/stadtteile/harheim< am 03.10.2023.

Harheim im Landesgeschichtlichen Informationssystem Hessen abgerufen von >https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11743< am 03.10.2023.

Website der Harheimer Kerb abgerufen von >https://harheimer-kerb.de/< am 03.10.2023.

Website des Vereinsrings Harheim abgerufen von >http://www.harheim.com/< am 03.10.2023.

Seite zu „Die Wilsheimer“ in der International Movie Database abgerufen von >https://www.imdb.com/title/tt0092481/< am 03.10.2023.

Seite der Naturschutz- und Jägervereinigung Harhem zum Harheimer Ried abgerufen von >https://www.naturschutz-jaeger-harheim.de/natur-in-harheim/harheimer-ried< am 03.10.2023.

Das Harheimer Ried auf frankfurt.de abgerufen von >https://frankfurt.de/themen/umwelt-und-gruen/orte/schutzgebiete/naturschutzgebiet-harheimer-ried< am 03.10.2023.

Webseite der Pfarrgruppe Harheim-Niedereschbach abgerufen von >https://bistummainz.de/pfarrgruppe/harheim_nieder-eschbach/gemeinden/pfarrei-st.-jakobus-u.-br.-konrad-harheim/< am 03.10.2023.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Harheim 12, 2007, Urheber: Peng via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Harheim, Marienkapelle, 2012, Urheber: Karsten Ratzke via Wikimedia Commons CC0.

Jakobuskirche, 2008, Urheber: Christ60437 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Harheim, ev Kirche, 2012, Urheber: Karsten Ratzke via Wikimedia Commons CC0.

Eschbach Nidda Muendung, 2006, Urheber: MdE via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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