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Quatsch Didel Datsch

Kinderreime

von Norbert Neugebauer (Autor), Werner Kiepfer (Autor), Petra Lefin (Illustrator)

Kinder wollen unterhalten sein. Sie lieben Geschichten und Spaß, Rhythmus und Reim.
Das Spiel mit den Worten, die einen ähnlichen Klang aufweisen, fasziniert sie. Der Gleichklang und Rhythmus von Versen lassen sie die (Mutter-)Sprache spielerisch erfassen. Dadurch lassen sie sich schnell auswendig lernen, immer wieder nachsprechen und fördern so das Sprachvermögen. - Mit den liebevollen Zeichnungen von Petra Lefin bietet das Heft Unterhaltung für die ganze Familie.

Preungesheim

Preungesheim

Ralph Zade

Die meisten Frankfurter denken beim Stadtteil Preungesheim erst einmal an die JVA. Das ist auch nicht ganz verkehrt, denn diese spielte und spielt für Preungesheim eine wichtige Rolle. Genau genommen sind es drei Justizvollzugsanstalten, die hier angesiedelt sind: die JVA Frankfurt I, sie ist zuständig für die Untersuchungs-, Abschiebungs- und Auslieferungshaft männlicher Gefangener, die JVA Frankfurt III, in der erwachsene und jugendliche Frauen ihre Strafe verbüßen, und die JVA Frankfurt IV für männliche Häftlinge im offenen und geschlossenen Vollzug.

Abgesehen von der Bedeutung, die die drei JVA für den heutigen Stadtteil haben, ist auch das historische Strafgefängnis Frankfurt-Preungesheim von Interesse. Dessen 1888 errichteter Bau ist heute in die JVA Frankfurt III integriert. Nicht alle hier Inhaftierten waren nach heutigem Verständnis Kriminelle. In der Nazizeit waren hier auch Regimegegner deutscher und anderer Nationalität eingekerkert. Das Gefängnis diente überdies als Hinrichtungsstätte, in der eine ganze Reihe von Regimegegnern zu Tode gebracht wurden, wofür in einigen Fällen schon das Abhören von Feindsendern und die Verbreitung entsprechender Nachrichten ausreichte.

Die Geschichte Preungesheims, das erst 1910 ein Stadtteil Frankfurts wurde und ungefähr 3,5 km nordöstlich vom Frankfurter Zentrum liegt, ist aber nicht auf die Gefängnisgeschichte beschränkt. Sie geht auf die Frankenzeit zurück. 732 wurde der Ort erstmals in einer Urkunde erwähnt; der Name „Bruningsheim“, verweist auf den Namen des Gründers, einen „Bruning“ oder „Bruno“. Aus dieser ganz frühen Zeit finden sich in Preungesheim heute keine sichtbaren Zeugnisse mehr, aus dem Mittelalter dagegen schon: die Kreuzkirche und Überreste der Burg Bachberg.

Wann die bei der heutigen Wohnsiedlung „Am Bachberg“ gelegene Burg Bachberg, deren Ruinenreste zeitweise für einen Grabhügel gehalten wurden, erbaut worden ist, ist nicht mehr genau nachzuvollziehen. Es existiert eine Erwähnung der Burg, die damals schon nicht mehr bestand, aus dem Jahre 1410. Ritter gab es in Preungesheim schon 1143. Sicher scheint, dass es sich um eine sogenannte Motte oder Turmhügelburg gehandelt hat, deren wesentliches Element ein künstlich aufgeschütteter Erdhügel mit einem Turm war. Die kargen Überreste überlassen es der Imagination des Betrachters, das zu rekonstruieren, was hier einst gestanden haben mag.

Von der historischen Kreuzkirche – heute eine evangelische Kirche – ist dagegen sehr viel mehr übrig. Sie scheint auf den ersten Blick eine Barockkirche zu sein, was für wesentliche Bauteile, die das Resultat eines 1716 erfolgten Umbaus sind, auch zutrifft. Durch Grabungen nachgewiesen ist, dass hier schon im 8. Jahrhundert eine Kirche stand. Welche Teile der Kirche aus welchem Jahrhundert stammen – es hat hier nach der Holzkonstruktion im 8. Jahrhundert vier weitere, aufeinander folgende Kirchenbauten gegeben – ist für nicht bauhistorisch geschulte Besucher schwer zu erkennen, sofort ins Auge fallen aber jedem die wohl nach 1275 entstandenen gotischen Malereien an der Ostwand, die die Heilige Jungfrau Maria und den Heiligen Georg darstellen. Die Bilder verweisen auf den Deutschen Orden, deren Patrone die Dargestellten sind, und dem seit 1275 die Schirmherrschaft für die Kirche oblag, was für die genannte Datierung der Malereien entscheidend ist. Über diese äußerst sehenswerten und für sich allein einen Besuch in Preungesheim lohnenden Darstellungen hinaus weist die Kirche noch eine Reihe weiterer historischer Reminiszenzen auf. Andere Teile des Kirchenraums sind neueren Datums und gehen auf eine in den 1930er und 40er Jahren vorgenommene Umgestaltung zurück; aus dem 20.Jahrhundert stammen auch die von Lina von Schauroth (1874-1970) geschaffenen Kirchenfenster.

Zur Kirchenausstattung gehörte früher auch eine Glocke von 1586, die eine der ältesten in Frankfurt ist – sie befindet sich heute im Museum an der Kreuzkirche, das im aus dem Jahre 1742 stammenden ehemaligen Pfarrhaus untergebracht ist und eine weitere Sehenswürdigkeit von Preungesheim darstellt. Hier kann man in fünf Ausstellungsteilen die Geschichte des Ortsteils nachvollziehen, beginnend mit Preungesheim im Mittelalter über die konfessionellen Auseinandersetzungen am Ort – auch der Dreißigjährige Krieg als Krieg zwischen Protestanten und Katholiken hatte Auswirkungen auf Preungesheim –, den Deutschen Orden, der bis 1809 im Ort wesentlichen Einfluss ausübte, und die Zeit von 1871 bis zum Zweiten Weltkrieg bis hin zu einer Präsentation zum Alltagsleben vor Ort im 19. Jahrhundert, in dem sich hier viel verändert hat. Anfang des Jahrhunderts war Preungesheim noch ein Bauerndorf, das u. a. vom Obstbau und der Landwirtschaft lebte, nachdem der noch im 18. Jahrhundert betriebene Weinbau aufgrund von Problemen mit der Reblaus stark zurückgegangen war. Das änderte sich mit dem Bau des Gefängnisses und der fortschreitenden Eingliederung nach Frankfurt, die dann 1910 mit der Eingemeindung formalisiert wurde.

Erlebenswert ist in Preungesheim, das neben Historischem auch eine Reihe moderner Wohnsiedlungen umfasst, die für das Ortsbild mindestens ebenso prägend sind, auch die 1969 eingeweihte Festeburgkirche. Erlebenswert und nicht nur sehenswert, denn es handelt sich hierbei um eine Konzertkirche, die ursprünglich für die hessische Landeskirchenmusikschule vorgesehen war. Die Akustik ist dementsprechend ausgezeichnet und so wird die Kirche nicht nur gern für Kammermusikkonzerte genutzt, sondern auch für Konzertaufzeichnungen.

Vom Stadtzentrum nach Preungesheim, oder, wenn man hier wohnt, auch umgekehrt – der Stadtteil hat etwa 15.700 Einwohner – gelangt man mit der U-Bahn-Linie 5 oder der Straßenbahnlinie 18 recht unkompliziert, sodass sich ein Abstecher allemal lohnt.

 

 

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Textquellen:

Website über Preungesheim abgerufen von >https://preungesheim.net< am 13.08.2023.

Preungesheim im „Frankfurter“ abgerufen von >https://der-frankfurter.de/2022/06/23/preungesheim-mehr-als-nur-ein-stadtteil-mit-gefaengnis/< am 13.08.2023.

Preungesheim auf frankfurt.de abgerufen von >https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtteile/preungesheim< am 13.08.2023.

Webseite zur Burg Bachberg abgerufen von >https://www.burgen-und-schloesser.net/hessen/burg-bachberg/geschichte.html< am 13.08.2023.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Mk Frankfurt Karte Preungesheim, 2005, Urheber: Michael König (User:Magadan) via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Preungesheimgedenktafel22, 2006, Urheber: Peng via Wikimedia Commons CC BY 2.5.

Burg Bachberg Preungesheim, 2010, Urheber: Haselburg-müller via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Preungesheim, Kreuzkirche, 2012, Urheber: Karsten Ratzke via Wikimedia Commons CC0.

Barockes Pfarrhaus, 2001, Urheber: S.Döring via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

Festeburgkirche, 2013, Urheber: Gaki64 via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

 

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