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Mimo hat Zahnweh

Ines Andre-Korkor

Als Meerschweinchen Mimo eines Tages erwacht, hat es fürchterliche Zahnschmerzen. Doch es will den Geburtstag seines besten Freundes nicht verpassen. Ob die Feier so viel Ablenkung bietet, dass sich das Zahnweh vergessen lässt?

Eine Geschichte für die Jüngsten zum Thema Zahnarzt und Zahnschschmerzen. Die niedlichen und warmherzigen Illustrationen von Petra Lefin lassen nicht nur Kinderherzen weich werden.

Hilmar Hoffmann

Hilmar Hoffmann

Ralph Zade

„Kulturpolitik ist umso erfolgreicher, je mehr sie sich als Bildungsaufgabe und Schmiermittel sozialer Infrastruktur, Wirtschaftsförderer und Integrationsmotor, Stadtentwicklungsprogramm und Präventionsstelle“ versteht, meinte der amtierende Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann einmal. Kultur als Schmiermittel sozialer Infrastruktur? Als Mittel zur Förderung der Wirtschaft? Das war nicht die Sache von Hilmar Hoffmann, einem der einflussreichsten Kulturpolitiker nach dem Zweiten Weltkrieg. In einem Radiointerview im Jahre 2015 drückte er seine Haltung so aus: „In der Mentalität von Sparkommissaren ist auch der Wahlkampf nicht mehr auf Kultur eingestellt, sondern auf soziale Sachen, also Wohnungsbau und so weiter. Aber das nützt ja nichts, damit ein Mensch ein gutes Leben führen kann. Das kann er nur, wenn er aus den Töpfen der Kultur seine Nahrung beziehen kann und will.“ Kultur war für Hoffmann essentiell, nicht als Mittel, um damit irgendetwas zu erreichen, sondern um ihrer selbst willen. Er verstand sie als Lebenselixier und etwas, das für ein gelingendes Leben jedes Menschen unverzichtbar ist. Und so kritisierte er, der zu diesem Zeitpunkt hochbetagt war und schon lange keine Kulturpolitik mehr machte, die Formulierungen Feldmanns scharf.

Allerdings – und hier traf sich seine Haltung dann vielleicht doch mit der von Feldmann, mit dem ihn auch die Parteizugehörigkeit zur SPD verband – trat Hoffmann vehement für eine „Kultur für alle“ (so der Titel eines Buches von 1979) ein. Also nicht für eine Elitekultur, sondern für eine, die möglichst viele Menschen erreichte und sie befähigte, an ihr teilzuhaben. Insofern war der soziale Aspekt auch ihm wichtig, Der Aufbau einer Kulturinfrastruktur, die dazu beitragen konnte, einer größeren Allgemeinheit den Zugang zu Kultur zu erleichtern, war sein Lebensziel. Und am besten sichtbar – bis heute – sind die Ergebnisse seiner Bemühungen in Frankfurt.

Hoffmanns Wirken in Frankfurt begann 1970. In diesem Jahr wurde er Kulturstadtrat – ein Amt, das er bis 1990 innehaben sollte. Geboren worden war Hoffmann 1925 in Bremen, aufgewachsen war er in Nordrhein-Westfalen, wo er nach dem Kriegsdienst auch studiert hatte: Regie an der Folkwang Hochschule in Essen. In Essen machte er auch seine ersten beruflichen Schritte als Regieassistent, bevor er 1951 Direktor der Volkshochschule Oberhausen wurde und 1954 die Westdeutschen Kurzfilmtage gründete. 1965 wurde er, ebenfalls in Oberhausen, Sozial- und Kulturdezernent und übte dieses Amt aus, bis man ihn nach Frankfurt holte.

Theater, Film, Volkshochschule – schon in seiner Frühzeit hatte Hoffmann sich als sehr vielseitig erwiesen. In Frankfurt war sein größtes Werk das Museumsufer. Am Mainufer, wo sich vorher schon einige Leuchttürme wie das Städel befunden hatten, förderte er weitere Museumsgründungen (Filmmuseum, Architekturmuseum, Ikonen-Museum) und unterstützte den Bau der bestehenden Einrichtungen – teils wurden Gebäude umgebaut (beim Architekturmuseum), teils neue Museumsbauten errichtet (für das Museum für Kommunikation). Das Museumsufer – einschließlich der Museen auf der anderen Seite des Mains – umfasst heute 15 Museen und bildet eine Museumslandschaft, die nicht nur in Deutschland ihresgleichen sucht. Das war aber nicht alles: auch für die Stadtteilbibliotheken engagierte Hoffmann sich, für die Theaterszene (am Frankfurter Schauspiel regte er ein Mitbestimmungsmodell an), die von ihm initiierten Fördermaßnahmen kamen u.a. auch einem kommunalen Kino zugute, das eines der ersten seiner Art in Deutschland war. Hoffmann war zwar Mitglied der SPD und hatte dieser Mitgliedschaft ursprünglich seine Berufung zu verdanken, wurde aber bald parteiübergreifend als Fachmann geschätzt, und so blieb er auch im Amt, als die CDU die Frankfurter Stadtpolitik dominierte. Seine Amtszeit übertraf die der Frankfurter Oberbürgermeister bei weitem – er erlebte fünf von ihnen. Hoffmanns Expertise wurde außerdem auch im Hochschulbereich geschätzt und er übernahm diverse Gastprofessuren. In Frankfurt, in Bochum, in Marburg, aber auch in Jerusalem und in Frankfurts Partnerstadt Tel Aviv lehrte er Kulturpolitik und/oder Filmtheorie.

Wer an Frankfurt und seinen kulturellen Hintergründen interessiert ist, der wird in verschiedenen populär geschriebenen Büchern Hilmar Hoffmanns fündig: „Die großen Frankfurter“ (2004) – mittlerweile in 4. Auflage erschienen –, „Frankfurts starke Frauen“ (2006), „Das Frankfurter Museumsufer“ (2009) und „Frankfurts Oberbürgermeister 1945-1995. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Stadt“ (2012); außerdem bieten auch seine „Erinnerungen“ (2003) Vieles, was zum Verständnis der Stadt beitragen kann – nicht zuletzt Porträts der Oberbürgermeister, mit denen Hoffmann zusammengearbeitet hat. Wobei das nur die Bücher mit Frankfurt-Bezug sind – er hat auch über Propaganda in Nazifilmen geschrieben, über Leni Riefenstahl, über die „Generation Hitlerjugend“ – und ein Buch über Tauben, Universalist, der er war.

1990 schied Hoffmann nach einem Zerwürfnis mit OB Volker Hauff als Kulturdezernent aus. Von 1993 bis 2001 war er Präsident des Goethe-Instituts, ein Amt, in dem er noch einmal alle seine Fähigkeiten zur Entfaltung bringen und intensiv in kulturpolitische Debatten eingreifen konnte. Seinem Engagement gegen die Rechtschreibreform war allerdings kein Erfolg beschieden.

Hilmar Hoffmann, der 2018 gestorben ist, war Inhaber zahlreicher Auszeichnungen, u.a. des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern, des Hessischen Verdienstordens, des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen, er war Chevalier de l‘ordre des Arts et des Lettres und wurde auch in Frankfurt gewürdigt, mit dem Friedrich-Stoltze-Preis und der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. Nur Frankfurter Ehrenbürger wurde er nie. Das bedauern manche. Was von ihm bleibt sind ohnehin nicht die Auszeichnungen, sondern die Ergebnisse seiner Arbeit – das Museumsufer ist in einer Stadt wie Frankfurt, die durch Kriegszerstörungen viel verloren hat, ein unverzichtbarer Kristallisationspunkt der Stadtkultur. Viel von dem, was Hoffmann früh gefordert hat – vor allem die „Kultur für alle“ – ist heute eine selbstverständliche Leitlinie von Kulturpolitik.



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Vorschaubild: Hilmar Hoffmann, mit anlässlich der Podiumsdiskussion zur Eröffnung der ersten Kunstmesse ART in Frankfurt am Main, 1989, Urheber: Heinz Zipp; bereitgestellt von: Dontworry via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Textquellen:

Hilmar Hoffmann: Erinnerungen, Frankfurt 2003

FR-Bericht zu den kulturpolitischen Thesen Peter Feldmanns und zur Reaktion Hoffmanns darauf (hieraus das Feldmann-Zitat in ersten Absatz): >http://www.fr.de/frankfurt/feldmann-kultur-feldmann-ist-nicht-mal-neugierig-a-638710< abgerufen am 28.07.2018.

Hilmar Hoffmann auf den Seiten des Deutschen Filminstituts: >https://deutsches-filminstitut.de/home/hilmar-hoffmann/< abgerufen am 28.07.2018.

Interview mit Hilmar Hoffmann zum 90. Geburtstag (hieraus das Zitat im 1. Absatz)

Nachruf auf Hoffmann in der FAZ: >http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/frankfurter-kulturpolitiker-hilmar-hoffmann-ist-tot-15619394-p2.html< abgerufen am 28.07.2018.

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